Das Fraunhofer CML hat in seiner Befragung 22 vom Zentralverband der deutschen Seefahrt (ZDS) genannten Offshore-Seehäfen berücksichtigt. Dabei wurden die Häfen befragt, inwieweit sie Versorgungsdienstleistungen für Offshore-Windenergieanlagen bereits anbieten oder dies zukünftig planen. 15 der befragten Häfen standen Rede und Antwort. Nun hält das CML fest, dass nur vier davon bereits als Logistikhäfen für Service und Wartung der Windparks dienen. Zumal noch immer nur rund 100 Megawatt (MW) installierter Leistung in deutscher Nord- und Ostsee ins Netz einspeisen – geplant sind bis 2020 rund zehn Gigawatt, der Bau von Offshore-Windparks in Deutschland verzögert sich seit Jahren. Das CML benennt die Häfen nicht öffentlich. Aber bemerkenswert ist doch die Aussage, dass einstweilen nur sechs der übrigen Häfen eine schiffsbasierte Versorgung als besonders geeignet ansehen, die anderen fünf eine Versorgung mit Helikopter.
Die besonderen Herausforderungen im Bereich Service und Wartung der Offshore-Anlagen geben sieben der Häfen mit dem Einflussfaktor Wetter an und jeweils fünf die Ersatzteilversorgung und die Standardisierung von Prozessen. Immerhin fünf der Offshore-Häfen bereiten sich intensiv auf das zunehmende Offshore-Windenergiegeschäft vor und entwickeln bereits eigene Logistikkonzepte.
Die vier bereits Serviceleistungen für Offshore-Anlagen anbietenden Seehäfen zählen nach Information des Fraunhofer-Instituts folgende Dienstleistungen zu ihrem Repertoire: Bereitstellung von Lagerflächen, Büros, Liegeplätzen und Equipment, Personalwechsel und Ersatzteilversorgung.
Um welche Dimensionen es geht, belegen bereits Studien und Analysen der in der Branche etablierten Organisationen. So erkennt die Stiftung Offshore Windenergie allein für die Lagerflächenbereitstellung pro Service- und Wartungshafen einen Bedarf von einem bis zwei Hektar. Die Hafenkooperation der Offshore-Häfen Schleswig-Holstein sieht in ihrem Hafenkonzept eine Mindestlagerfläche von 2.000 Quadratmetern für Versorgungshäfen als genug an. Zum Vergleich: Als Lagerfläche bei der Errichtung eines Windparks werden etwa 13 bis 15 Hektar benötigt.
Der Hochseehafen in Helgoland wird bald ein solcher Servicehafen. Bis 2014 sollen der Bau einer Servicestation und die Ertüchtigung des Hafens hier abgeschlossen sein. Von Helgoland aus werden dann drei Offshore-Windparks betrieben und gewartet. Das hatten RWE, Eon und Windmw bereits im August 2011 bekannt gegeben. Allerdings ist der Hafen auf der einzigen deutschen Hochseeinsel auch nach dem geplanten Ausbau der Kajen nur klein. Helgoland besitzt dann dort keinen vollständigen, sondern einen sogenannten Reaktionshafen für Wartungskräfte, die auf der Insel wohnen und von dort aus über ein ausreichendes Set kleinerer häufiger gebrauchter Ersatzteile verfügen werden.
(Melanie Vogelpohl)