Die schrittweise Umsetzung europäischer Energieeffizienzrichtlinien wird im kommenden Jahr auch Heizungs- und Warmwasseranlagen betreffen. Am 26. September 2015 tritt die europäische Ökodesignrichtlinie und die darauf aufbauende Energiekennzeichnungsrichtlinie für Heizgeräte und Solaranlagen in Kraft. Darauf macht der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) aufmerksam. Bis spätestens zu diesem Zeitpunkt müssen alle sogenannten Energie verbrauchenden und energieverbrauchsrelevanten Geräte wie Wärmeerzeuger und Wärmespeicher verbindliche Effizienzanforderungen erfüllen. Die Hersteller müssen dann die Geräte und Anlagen entsprechend kennzeichnen. Diese Kennzeichnung erfolgt – ähnlich wie bei Kühlschränken und Waschmaschinen – nach den Effizienzklasse A bis G und grün bis rot.
Chancen für die Solarthermie
Unter die neue Richtlinie fallen neben den Heizkesseln vor allem solarthermische Anlagen. „Mit der einheitlichen Kennzeichnung haben nun auch Endkunden die Möglichkeit, die Effizienz einer Solarheizung auf einen Blick zu erkennen und zu vergleichen“, betont Jörg Mayer, Geschäftsführer des BSW-Solar. „Die von anderen Produkten bereits bekannten Einstufungen in Energieklassen sind sicher hilfreich, um noch mehr Menschen für solare Wärme zu begeistern.“ Die Branche fordert schon lange eine solche Kennzeichnung. Gerhard Stryi-Hipp, Leiter Energiepolitik am Fraunhofer ISE in Freiburg und Präsident der European Technology Platform on Renewable Heating and Cooling (RHC-Platform) kritisiert schon lange, dass es bislang keinen Kosteneffizienzwettbewerb gibt in der Solarthermie gibt. „Die Endkunden erfahren vom Hersteller nicht, wie viel Wärmeenergie die Solarthermieanlage unter Referenzbedingungen erzeugt“, erklärt er. „Ein Vergleich der Anlage ist somit nicht möglich und ein Wettbewerb um die Anlage mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis findet nicht statt.“ Das wird sich mit der Ausweitung der Ökodesignrichtlinie und der Energiekennzeichnungsrichtlinie ändern.
Förderung verändern
Voraussetzung für den Erfolg der Solarthermie ist dann aber auch, dass die Förderung nicht mehr wie bisher ausschließlich auf die Größe des Kollektorfeldes abzielt, sondern auf die Effizienz des gesamten Systems. Hier sind neben den Herstellern auch die Handwerker gefragt. „Zum einen sollten sie sich informieren, was die Kennzeichnungspflicht für ihre Arbeit bedeuten wird“, betont Jörg Mayer von BSW-Solar. „Wer sich frühzeitig mit den Details der Verordnungen auseinandersetzt, weiß, welche Anforderungen auf ihn zukommen und wie er seine Kunden auch zukünftig kompetent beraten kann.“ Zum anderen müssen sie die Energieeffizienz auch bei der Planung der Anlagen berücksichtigen. Denn ein solarthermisches System verliert viel von seinem Potenzial, die Effizienz des Gesamtsystems zu verbessern, wenn die Erträge ausschließlich zur Anhebung der Vorlauftemperatur des Wassers genutzt werden. Statt dessen sollten sie ihre Erträge direkt an den Pufferspeicher liefern.
Besseres Label mit Sonnenwärme
Für die Solarthermiebranche hat die Kennzeichnung aber noch einen zweiten Vorteil. Zum einen bekommen Heizkessel ein besseres Effizienzlabel, wenn sie mit einer solarthermischen Anlage kombiniert sind. Schließlich werden Warmwasserverbundsysteme inklusive Solarthermie die einzige Technologie sein, die die höchste Effizienzklasse A+++ erreichen kann. (Sven Ullrich)