Das zweite geschäftliche Vierteljahr, das Energiekonzern Siemens Energy wie alle Abrechnungsquartale des Unternehmens ein Vierteljahr früher als entsprechend dem Kalendervierteljahr abrechnet, ergab für die Windkrafttochter ein Ertragsminus von 448 Millionen Euro gerechnet vor Sondereffekten. Das war noch einmal etwas mehr Verlust als im Vergleichsvierteljahr zwölf Monate zuvor. In Quartal zwei von 2023 waren es minus 374 Millionen Euro. Im ersten Geschäftshalbjahr bleibt damit ein Verlust von 875 Millionen Euro bestehen, nach einem 1,1-Milliarden-Euro-Verlust noch im ersten Geschäftshalbjahr 2023. Die Umsatzerlöse waren bei Siemens Gamesa mit 2,3 Milliarden Euro leicht rückläufig im Vergleich zum zweiten Quartal ein Jahr zuvor mit 2,4 Milliarden Euro. Hierbei wirkte sich aus, dass die Rückgänge beim Verkauf von Windenergieanlagen an Land und bei Einnahmen aus dem Service-Geschäft mit der Instandhaltung höher waren als zeitgleich gute Zugewinne im Meereswindkraft-Turbinengeschäft.
Auch der Auftragseingang war mit 881 Millionen Euro deutlich kleiner als im Vergleich zu 3,6 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Allerdings war im Auftragseingang ein Jahr zuvor auch ein außergewöhnlich hoher 1,7-Milliarden-Euro-Auftrag aus Großbritannien enthalten. Nun beeinträchtigte zusätzlich die unterbrochene Vertriebstätigkeit bei den 4.X- und 5.X-Turbinenplattformen die Bestellungen. Für das zweite Halbjahr erwartet Siemens Energy bei der Windenergietochter allerdings ein wieder deutliches Plus bei den Umsätzen. Dafür soll ein Hochlauf in der Produktion und in der Auslieferung der Offshore-Windturbinen sorgen.
Siemens Gamesa leidet nicht zuletzt unter den Folgen einer – im Technologiebereich Windparks an Land – offenbar zu schnell betriebenen Einführung der neuesten Windturbinenplattformen der höheren Megawattleistungsklasse. Aufgrund von technischen Mängeln und Schwierigkeiten in der Fertigung hatte Siemens Gamesa für die beiden Plattformen im vergangenen Herbst einen Lieferstopp verfügt. Auch Probleme mit vertraglich nicht abgesicherten Kostensteigerungen durch Inflation bei Material und Komponenten belasten Windturbinenhersteller wie Siemens Gamesa.
Nun gab das Unternehmen außerdem den neuen Chef für Siemens Gamesa bekannt. Auf Jochen Eickholt folgt nach zwei Jahren Vinod Philip, bisher Mitglied im Vorstand von Siemens Energy. Philip war zuvor unter anderem Service-Chef für das Kraftwerksgeschäft. Eickholt wird im September seinen Dienst als Chief Executive Officer auf eigenen Wunsch beenden. Künftig soll sich das Windkraftgeschäft für Windparks an Land auf stabile Siemens-Gamesa-Märkte – namentlich die USA und Europa konzentrieren. Auch ein Verschieben der Arbeitsplätze vom Onshore-Windenergie- zum Offshore-Windenergie-Bereich scheint anzustehen. 2026 soll Siemens Gamesa in die Gewinnzone zurückkehren.