Wie das Windenergieunternehmen am Dienstag erklärte, blieb die für die Profitabilität des Unternehmens wichtige Ebit-Marge berechnet für das geschäftliche Vierteljahr von April bis Juni im Verlustbereich von minus 14,1 Prozent. Für den in der Siemens-Gamesa-Bilanzierung als drittes Quartal geführten Dreimonatszeitraum trug das Unternehmen einen Verlust beim Ebit von minus 343 Millionen Euro ein. Für die drei Quartale zusammen von September 2021 bis Juni 2022 verzeichnete Siemens Gamesa somit eine negative Ebit-Marge von minus 14,8 Prozent und einen Ebit-Verlust von minus 957 Millionen Euro. Der Umsatz des Unternehmens blieb im Neun-Monats-Zeitraum zugleich mit 6,44 Milliarden Euro etwa 12 Prozent unter dem der ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2021.
Der Windturbinenbauer kündigte nun an, sein Strategieprogramm Mistral zur Vereinfachung und Verschlankung der Organisation des operativen Unternehmensbetriebs zu beschleunigen. Insbesondere zielt das Programm darauf ab, die Teams des Technikchefs und des Chefs des operativen Geschäfts – in der Unternehmensführung als CTO und COO geführt – aufzuwerten und sich auf eine einzige Technologie für die Geschäftsbereiche Windturbinen im Meer und Windturbinen an Land zu konzentrieren. Was genau damit gemeint ist, kündigte das Unternehmen noch nicht an. Allerdings vermarktet und entwickelt es für die Investitionen in Offshore-Windparks Windturbinen ohne Getriebe mit größeren Ringgeneratoren sowie für Windparks an Land Turbinen mit Getriebe. Die Umgestaltung der Strukturen des Unternehmens soll ab 2023 beginnen und 2025 abgeschlossen sein.
Als eine bedeutende Ursache für die geringe Profitabilität derzeit nennt Siemens Gamesa schon zum vierten Mal in Folge überraschend hohe Kosten und anhaltende Probleme bei der Einführung der Serienfertigung der neuen Hochleistungsplattform 5.x mit Nennleistungen von fünf bis fast sieben Megawatt (MW). Aber auch eine hohe Anzahl an Reparaturen innerhalb älterer Anlagenbauplattformen für Windturbinen an Land reduzierte die Profitabilität.
Darüber hinaus machen sich bei Siemens Gamesa die unstete Marktdynamik negativ bemerkbar, die steigenden Energiekosten, steigende Kosten für Rohstoffe und die Anlagen- sowie Komponententransporte, eine häufige Nicht-Verfügbarkeit von Schlüsselkomponenten der Windturbinen, Engpasssituationen in den Häfen oder auch Verspätungen in den Lieferketten.
Für das komplette Geschäftsjahr 2022 reduzierte Siemens Gamesa die eigenen Erwartungen auf eine Ebit-Marge von minus 5,5 Prozent, nachdem das Unternehmen vorher noch mit minus 4,0 Prozent mit weniger Verlust auskommen wollte. Die Umsatzentwicklung werde Siemens Gamesa dagegen weiterhin für den anvisierten Bereich von minus zwei bis minus neun Prozent anpeilen, allerdings nun am unteren Ende dieses Negativbereichs, also eher bei minus neun Prozent als bei nur minus zwei Prozent. Das deutsch-spanisch-dänische Unternehmen hatte noch bis 2019 sehr gute Bilanzen verzeichnet. Doch zuerst verschlechterten sich die Abschlüsse im ersten Halbjahr 2020 infolge der weltweiten Maßnahmen gegen die Coronapandemie. Und erneut gingen die Zahlen seit Mitte 2021 nach unten, infolge der zunehmenden Spannungen auf den Energierohstoffmärkten und zunehmend auch durch coronabedingte Schiffsstaus.
Bei den Aufträgen belegt Siemens Gamesa derweil weiterhin seine hohe Attraktivität für Investoren. Mit rund 3,5 Milliarden Euro erhöhte sich das finanzielle Volumen der aufgebauten Auftragspipeline auf 33,980 Milliarden Euro.
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