Die 4.100 Solarmodule und 18 Wechselrichter für den Photovoltaikpark Saidabad in der nordiranischen Provinz Semnan seien bereits an der Baustelle eingetroffen, teilt Abo Wind nun mit. Schon Ende November solle die Anlage ins Netz einspeisen. Die Finanzierung des Projekts übernahm der Projektierer selbst und setzte dafür eigenes Kapital ein. Betreiber wird die „ABO Pionier AG“ sein, eine von den Hessen neu gegründete Gesellschaft. Sie soll die weiteren Iran-Vorhaben des Unternehmens sowie auch Erneuerbare-Energieprojekte in anderen Ländern betreiben, in denen wie in Iran die Regenerativ-Energieanlagen „noch nicht etabliert sind oder höhere politische Risiken herrschen“. Sobald die neue AG „erste Projekte in Betrieb genommen“ habe, sollten Anleger sich an der Abo Pionier AG beteiligen, so erklärt Abo Wind das wirtschaftliche Konzept.
Auch Bankenfinanzierung möglich
Erneuerbare-Energien-Projektierungen durch ausländische Gesellschaften im Iran sind erst seit 2016 nach einer Aufhebung mehrerer internationaler Sanktionen möglich geworden. Damals hatte eine Vereinbarung zwischen dem Iran und mehreren unter Führung der USA versammelter Länder zu einer Beendigung bestimmter militärisch nutzbarer Forschungen an der Kernenergie geführt. Im Anschluss an die Vereinbarung galten verschiedene Sanktionsbestimmungen als aufgehoben. Allerdings unterliegen Geschäfte im Iran weiterhin bestimmten Restriktionen, weil die USA manche Bankgeschäfte als gefährlich einstufen und für solche Fälle mit einem Geschäftsverbot für die beteiligten Banken und Unternehmen im US-amerikanischen Inlandsmarkt drohen. Abo Wind eröffnete dennoch bereits Anfang 2016 ein Büro im Iran.
Abo-Wind-Sprecher Alexander Koffka räumte auf Anfrage von ERNEURBARE ENERGIEN ein, dass die als nächstes von dem Projektierer geplanten größeren Solar- und Windkraft-Vorhaben tatsächlich letztlich mit einer Bankenfinanzierung verbunden sein müssten. Der jetzt gestartete Bau eines Solarprojektes sei zunächst nur ein Testballon – um die zu Beginn eines Markteinstiegs üblichen Verzögerungen und Probleme eines Projektes zunächst einmal in den Griff zu bekommen. Sei dieser Lernerfolg eingetreten, wolle das Unternehmen im kommenden Jahr sofort bereits weit fortgeschrittene größere Wind- und Solarprojekte finanzieren lassen und auch mit dem Bau beginnen. Mindestens ein Windpark werde darunter sein, so seien die Erwartungen bei Abo Wind.
Künftig Windparks ab fünf Turbinen
Dabei sei die Situation der noch manche Geschäfte betreffenden wirksamen übrigen Sanktionen absurd, erklärte Koffka. Kleinere Projekte hätten Schwierigkeiten mit Finanzierungen. „Ganz große Projekte lassen sich aber beispielsweise als Exporte über staatliche Hermes-Bürgschaften absichern. „Diese Hermes-Projekte laufen dann letztendlich auch über Banken.“ Tatsächlich stehe für Finanzierungen im Iran zwar nicht jede Bank zur Verfügung, aber es gebe Geldinstitute, die Finanzierungen auch ermöglichten. Bei Mindestkosten von Hermes-Bürgschaften - mehrere 100.000 Euro sogenannte Absicherungskosten – erforderten diese allerdings eine bestimmte Projektgröße. Windparks ab fünf Anlagen seien damit realistisch, kleinere Windprks hingegen nicht: „Bei fünf Anlagen fängt das dann an“, sagte Koffka im Hinblick auf künftig hierdurch im Iran seiner Meinung nach finanzierbare Windparks.
Abo Wind selbst ist bisher in den USA nicht tätig, sondern beschränkt sich in Nordamerika vorerst auf Kanada. „Wir denken zwar nicht, dass wir durch unseren Einstieg in den iranischen Markt automatisch im Gegenzug für den US-Markt künftig verbrannt sind“, sagte Koffka. Schließlich habe US-Präsident Donald Trump zuletzt öffentlich erklärt, dass er den Europäern nicht grundsätzlich den Spaß an der Wirtschaft des Iran verderben wolle. Allerdings hege Abo Wind derzeit ohnehin keine Ambitionen für den US-Markt.
(Tilman Weber)