Die Intersolar in München startete mit Ausstellern, die optimistisch in die Zukunft blicken. Die erwartete Katerstimmung aufgrund der neuen Einschnitte im deutschen EEG blieb aus. Allerdings ruhen die Hoffnungen der Solarindustrie vor allem auf den neuen Märkten in Übersee. „Der deutsche Markt ist zwar robust, wird aber in diesem Jahr nicht das hohe Niveau wie 2010 erreichen“, sagte beispielsweise Stephan Hansen, Vertriebschef von First Solar und Chef der deutschen Tochter des amerikanischen Modulherstellers. Im ersten Quartal 2011 hat das Unternehmen die Fertigungskosten pro Watt auf 0,75 US-Dollar gedrückt. Bisher hat First Solar seit dem Start im Jahr 2005 rund 50 Millionen Module mit zusammen vier Gigawatt Leistung gebaut und installiert. Die Fertigungskapazität soll bis Ende 2012 auf 2,8 Gigawatt wachsen. Derzeit sind es 1,75 Gigawatt. Die Projektpipeline bezifferte Hansen mit 2,4 Gigawatt. Im dritten Quartal fährt First Solar die neue Modullinie in Frankfurt an der Oder an, dann werden dort jährlich rund 500 Megawatt Solarmodule gefertigt.
Kosten sinken weiter
„Im kommenden Jahr werden wir die Produktionskosten für sauberen Strom wie die Offshore-Windkraft erreichen, danach wird unsere Reduktionskurve steiler sein“, prophezeite Hansen. „Bis 2014 schaffen wir 0,52 bis 0,63 US-Dollar pro Watt.“ Rund vierzig Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen mit Dachsystemen. Im April hatte First Solar bekanntgegeben, künftig auch Solaranlagen ab zehn Kilowatt zu beliefern. Bisher buk First Solar nur größere Brötchen mit Anlagen ab 30 Kilowatt. Hansen forderte, die Restriktionen für Freiflächenanlagen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu lockern. „Die Kommunen sollen selbst entscheiden, wie sie ihre Stromversorgung gestalten wollen. Freiflächenanlagen sind der billigste Weg zur Photovoltaik und entlasten die Netze, weil der Strom vor Ort verbraucht werden kann. Dadurch entfällt auch der teure Ausbau der Hochspannungsnetze. Deshalb sollten beispielsweise die Grünflächen und Äcker wieder ins EEG aufgenommen werden.“ Jens Meyerhoff, der bei First Solar das Projektgeschäft verantwortet, meinte: „Unser Ziel ist ein Markt, der ohne staatliche Unterstützung auskommt.“ Bis 2014 will First Solar die Systemkosten (Balance of Systems: BOS) auf 0,91 bis 0,98 US-Dollar je Watt senken.
CIGS holt auf
Unterdessen holt die CIGS-Technologie weiter auf. Global Solar stellt in München ein flexibles Modul mit 12,6 Prozent Wirkungsgrad vor, das nur 3,5 Kilogramm pro Quadratmeter wiegt. Wie die Berliner nutzen die Forscher des Schweizer Forschungsinstitut EMPA Solarzellen aus Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid. Sie hatten kürzlich einen Rekordwirkungsgrad von 18,7 Prozent erreicht, auf Labormustern. Solar Frontier aus Japan meldete 17,2 Prozent von einem Labormodul mit 30 Zentimetern Kantenlänge. „Diese Module werden 2013 oder 2014 in die Serienfertigung gehen“, sagte James Plastow von Solar Frontier. Das große Modulwerk in Miyazaki wird bis Jahresende die geplante Kapazität von 900 Megawatt erreichen. „Das Ramp-up verläuft planmäßig“, bestätigt Plastow. „Bis Ende dieses Jahres werden die Module einen Wirkungsgrad von 13 Prozent schaffen“. Derzeit wandeln sie 12,2 Prozent des Sonnenlichts in Strom um.
Zinksulfid als Sperrschicht
Solar Frontier nutzt als Halbleiter Kupfer-Indium-Gallium-Schwefel-Selenid. Der Hersteller hat in der Fertigung einen wichtigen Schritt gemacht: Die Sperrschicht aus Cadmiumsulfid wurde durch Zinksulfid ersetzt. Diese Schicht, auch als Buffer Layer bezeichnet, verhindert, dass Natrium aus dem Glas in den Halbleiter eindringt. Auch Blei wird nicht mehr verarbeitet, die Lötpasten sind bleifrei. So bietet Solar Frontier nun Module ohne Schwermetalle an. (Heiko Schwarzburger)