EDF Renewables engagiert sich seit über 20 Jahren in Deutschland im Bereich der erneuerbaren Energien. Wie haben sich Ihre Aktivitäten insbesondere in den letzten Jahren entwickelt? Und welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Johnathan Fraser: EDF Renewables ist ein internationales Energieversorgungsunternehmen, das in über 20 Ländern Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien entwickelt, baut und betreibt. Weltweit betreibt die EDF Renewables-Gruppe derzeit fast 23 GW.
In Deutschland sind wir seit über 20 Jahren in den Bereichen Projektentwicklung, -errichtung und -betrieb zur Erzeugung von grünem Strom aktiv. Gestartet sind wir damals mit Onshore-Windenergie: Seit dem Jahr 2000 haben wir in diesem Bereich insgesamt über 700 MW realisiert und in Betrieb genommen – unsere aktuelle Pipeline beträgt ca. 800 MW. Außerdem engagieren wir uns im Bereich Offshore-Wind. Hier haben wir an den letzten beiden Ausschreibungen teilgenommen und werden dies auch zukünftig tun. Beim Eintritt in den deutschen Offshore-Windenergiemarkt können wir auch auf die Ressourcen und Erfahrungen der internationalen EDF Renewables-Gruppe zurückgreifen. Und seit 2021 engagieren wir uns zudem im Bereich Freiflächen-PV. Hier konnten wir innerhalb kurzer Zeit eine Pipeline von rd. 1,3 GW an Projekten in einem frühen Entwicklungsstadium aufbauen.
Generell gilt: Nach der Planung und Errichtung überführen wir die Projekte in unsere eigene technische und kaufmännische Betriebsführung.
Last but not least bieten wir für Industriekunden Lösungen im Bereich der Stromerzeugung (bspw. durch Aufdach-PV-Anlagen) in Verbindung mit Batteriespeichersystemen sowie auch Batteriespeicher als stand-alone Komplett-Paket an.
Wir werden unser Engagement in den Bereichen Onshore-/Offshore-Windenergie sowie PV zielgerichtet weiter ausbauen und noch stärker mit unseren Geschäftsbereich Batteriespeicher sowie dem Thema Wasserstoff kombinieren.
Sie sind nicht nur an Land, sondern auch in der Offshore-Windkraft aktiv. Können Sie kurz berichten, was für Projekte das sind, die Sie hier verfolgen?
JF: Im Bereich der Offshore-Windenergie ist die EDF Renewables-Gruppe bereits seit vielen Jahren international aktiv: In Frankreich aktuell mit vier Projekten, weltweit betreibt die Gruppe Projekte u.a. in Belgien, UK, USA und sogar China.
In Deutschland hat die Bundesregierung ehrgeizige Ziele bzgl. des Ausbaus der Offshore-Windenergie und schreibt ihr eine zentrale Bedeutung für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende zu. Da wir diesen Ansatz unterstützen, haben auch wir uns entschlossen, im deutschen Offshore-Windenergiebereich aktiv zu werden und an den letzten beiden Ausschreibungen teilgenommen bzw. werden uns auch bei künftigen Ausschreibungen engagieren.
Mit großem Interesse verfolgen wir auch die Planungen bzgl. sogenannter Flächen zur sonstigen Energiegewinnung, die nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden. Hier sollen zeitnah größere Ausschreibungen kommen, welche die Erzeugung von grünem Wasserstoff direkt auf See ermöglichen.
Welche Erfahrungen haben Sie im Bereich der PV-Freiflächen mit Kommunen gemacht? Denn die Regionalvertreter sind mitunter als Verzögerer bei der Energiewende bekannt. Aber offenbar geht es auch anders, wenn man sich Ihre Erfahrungen mit Greenfield PV anschaut.
Oliver Moß: Neben den Landeigentümern, den Bewirtschaftern und der lokalen Bevölkerung gehören die Kommunen zu unseren wichtigsten Partnern – unser Ansatz ist, alle Beteiligten frühzeitig einzubinden und Lösungsansätze zu entwickeln, die es uns ermöglichen, die nächsten 20 Jahre, teilweise auch länger, konstruktiv mit allen Parteien vor Ort zusammenzuarbeiten.
Dabei kommt insbesondere den Kommunen im Rahmen des Planungs- und Genehmigungsprozesses eine zentrale Bedeutung zu. Hier erleben wir während unserer Entwicklungsarbeit in den allermeisten Fällen eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Kommunen. Wenn es mal länger dauert, liegt das oft nicht am Unwillen der Gemeindevertreter, sondern an der Komplexität der Materie sowie beschränkten Ressourcen.
Insgesamt merken wir aber, dass die lokale Bevölkerung nicht nur Windkraft, sondern auch Freiflächen-PV zunehmend kritisch betrachtet, insbesondere wenn die Projekte größer werden oder nah an Bebauungen geplant sind. Hier versuchen wir, die lokalen Interessen möglichst weitgehend zu berücksichtigen und Akzeptanz zu schaffen, zum Beispiel in dem wir Gemeinden und Bevölkerung an der Wertschöpfung des Projektes beteiligen.
Repowering gehört ebenfalls zu Ihren Expertisen. Hier hat die Regierung versucht, Hürden abzubauen. Wie schätzen Sie die Erleichterungen u.a. bei Umweltverträglichkeitsprüfungen ein? Und warum ist Repowering überhaupt so wichtig?
OM: In der letzten Ausschreibung haben wir den Zuschlag für ein 24 MW Onshore-Wind Repowering-Projekt bekommen, das wir nun errichten. Mit Inbetriebnahme dieses repowerten Windparks (Start 2024) steigt unser Repowering-Portfolio in Deutschland auf fast 60 MW. Weitere Repowering-Projekte stehen schon in den Startlöchern.
Repowering ist und bleibt ein wesentlicher Bestandteil unseres Geschäftsmodells – sowohl im eigenen Bestand als auch bei Drittprojekten, die wir danach in unser Portfolio übernehmen würden. Repowering im PV-Bereich könnte zukünftig auch ein Thema für uns werden.
Und Repowering ist nachhaltig: Weil alte Anlagen durch neue, leistungsstärkere und / oder emmissionsärmere ersetzt werden und die fortdauernde Nutzung des Geländes bedeutet. Außerdem hat sich EDF Renewables zum Ziel gesetzt, alte Anlagen einem 2. Lebenszyklus zuzuführen bzw. Komponenten zu recyceln. Repowering trägt wesentlich zur Zielerreichung der Energiewende bei, daher begrüßen wir grundsätzlich alle Maßnahmen, welche die Umsetzung von EE-Erzeugungsmaßnahmen vereinfachen und beschleunigen – natürlich in sinnvoller Abwägung mit anderen relevanten Interessen.
Die Ausnahme von der Verpflichtung zur Durchführung einer umweltverträglichkeits- und artenschutzrechtlichen Prüfung ist an definierte Bedingungen geknüpft. Wir erwarten, dass diese Maßnahme Rückenwind für Repowering-Projekte darstellt und wir eine gesteigerte Dynamik im Markt sehen werden.
Wenn man EDF Renewables Deutschland insgesamt betrachtet: Wo würden Sie sagen, liegen Ihre Stärken? Warum kann es für Kommunen von Vorteil sein, wenn Sie dort als Projektierer aktiv werden?
JF: Weil wir globale und lokale Stärken verbinden: EDF Renewables Deutschland gehört zur internationalen EDF Renewables Gruppe – einem führenden Stromproduzenten der erneuerbaren Energien, welcher in mehr als 20 Ländern aktiv ist. In Deutschland sind wir jedoch sehr nah an unseren Projekten. Das gewährleisten wir durch unsere drei Niederlassungen in Berlin, Hamburg und Stuttgart, aber auch durch unsere Teams, die vor Ort den Kontakt zu allen relevanten Parteien halten.
Gleichzeitig haben wir als Teil eines global agierenden Konzerns profunde Erfahrung und Kompetenz bezüglich Entwicklung, Bau und Betrieb von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien sowie Zugang zu entsprechenden Ressourcen: Know-how, Fachkräfte und Lieferantenkontakte. Daher sind wir ein erfolgsversprechender Partner, der in der Lage ist, Projekte zügig und zuverlässig zu realisieren. Was uns besonders wichtig ist: Wir verstehen uns als langfristiger Partner, der Projekte im Eigenbetrieb hält und diese nicht nach der Realisierung an Investoren verkauft. Unsere Partner wissen also auf lange Sicht, mit wem sie es zu tun haben.