Nicole Weinhold
Im September nimmt die Messe Hamburg ihre Aktivitäten in den Hallen am Dammtor wieder auf. Anfang Dezember soll dort dann die Wind Energy Hamburg stattfinden. Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH, und seinem Team bleibt also reichtlich Zeit, sich mit den Herausforderungen einer Messe in Pandemie-Zeiten vertraut zu machen, bevor die internationale Leitmesse der Windenergie hier vom 1. bis 4. Dezember ausgetragen wird. "Wir arbeiten an neuen Sicherheitsmaßnahmen", verriet Aufderheide im Rahmen der Pressekonferenz im Vorfeld der Messe. Er versprach "maximale Sicherheit". Auch was die Anreise aus dem Ausland betrifft, sehen die Hamburger keine Schwierigkeiten. Regelmäßige Infos zu dem Thema werde es auf jeden Fall geben.
Bezüglich der Themen und Darreichungsform erklärte der Vorsitzende, es werde erstmals drei Foren geben, die in die Messehallen integriert sind. Die Themenvielfalt reicht von Health & Safety über globale Märkte, Investment, Netze, Speicher, Wasserstoff aus Windkraft, Cybersecurity bis zur großen Frage, was effektiv für den Klimaschutz getan werden kann.
Hindernisse wie fehlende Genehmigungen
Während der Pressekonferenz gingen die Referenten auch auf die Frage ein, wie sie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Windkraft einschätzen. 15 bis 20 Prozent Einbruch gegenüber der usprünglichen Prognose habe GWEC angenommen, sagte Ben Backwell, CEO des Global Wind Energy Council (GWEC). "Aber was ist mit 2021 und darüber hinaus?" Es sei auch eine Frage, ob die Windbranche gut genug aufgestellt sei, um dem Klimawandel zu begegnen. Hier verwies er auf Hindernisse wie fehlende Genehmigungen, aber auch auf niedrige Börsenstrompreise - jetzt vor allem durch die Corona-Pandemie.
Was die Pandemie anbelangt, erklärte Markus M. Tacke, Vorsitzender VDMA Power Systems und CEO von Siemens Gamesa, sein Unternehmen habe die Arbeitssicherheit verstärkt. "Homeoffice hat sich als funktionsfähige Alternative herausgestellte." Das könne auch ein Konzept für die Zukunft sein. Schwieriger sei es etwa für die Offshore-Arbeiten. "Wir führen viele Tests durch", so Tacke. Und die Teams würden dann statt zwei Wochen gleich vier oder mehr Wochen auf dem Meer arbeiten.
50 Prozent Erneuerbare im Netz
Die Regierung versuche, die Einschränkungen so klein wie möglich zu halten, so Thorsten Herdan, Abteilungsleiter für Energiepolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Es sei jetzt aber auch die Frage, wohin die Hilfsgelder für die Industrie gehe. "Fließen sie in Technologien, die nicht zukunftsfähig sind?" Man müsse sich jetzt neu aufstellen. Er verwies darauf, dass Deutschland wegen des geringeren Stromverbrauchs in Krisenzeiten und durch den Merit-Order-Effekt derzeit über 50 Prozent Erneuerbare im Netz habe, ohne dass die Versorgungssicherheit gefährdet sei.
In dem Zusammenhang merkte Giles Dickson, CEO von Wind Europe und Co-Organisator der Wind Energy Hamburg, an: "Die Erneuerbaren scheinen gut aufgestellt, um aus der Krise gestärkt hervorzugehen." Strom aus neuer Onshore-Windkraft sei sogar billiger als aus bestehenden Kohlekraftwerken. Gleichwohl sieht auch er das Problem der Genehmigungen, die zu kompliziert seien und zu lange auf sich warten ließen - in Deutschland und überall in der EU. Das sei der bremsende Faktor beim Windkraft-Ausbau.
Green Deal wichtig für die Klimaziele
Markus Tacke betonte, die Wind-Industrie habe die Zeit genutzt und ihre Technologien erfolgreich weiterentwickelt. Die Energiepreise seien eine Herausforderung, darum sei es umso wichtiger, dass die Politik die richtigen langfristigen Zeichen setzt. Stichwort: EU Green Recovery Plan. Thorsten Herdan ergänzte, wie vor der Corona-Pandemie sei der Green Deal wichtig für die Klimaziele. Allerdings würden die Menschen viele Prozesse blockieren. "Was schafft Akzeptanz?" fragte er in dem Zusammenhang.
Giles Dickson verwies bei diese Frage darauf, dass Onshore nötigerweise noch lange weiter wachsen werde. Offshore nehme zwar stark zu, aber Wind an Land wird wichtig bleiben. Für 2030 sieht Wind Europe 100 GW Offshore und 300 GW Onshore; 2050 sollen es 450 GW Offshore und 750 GW Onshore sein. 2027 werde Windkraft die stärkste Energiequelle in der EU.