Wie ein Sprecher des Insolvenzgerichts am Amtsgericht Montabaur ERNEUERBARE ENERGIEN erklärte, war die bislang eher selten zugelassene Eigenvervaltung vom Richter zugelassen worden, da dieser offenbar den Selbstheilungskräften des Unternehmens eine Chance einräumt. Der Vorstand des Unternehmens und die Organe der Aktiengesellschaft der Fuhrländer AG können damit weiter amtieren, und über das Vermögen Fuhrländers verfügen. Ein Antrag von Gläubigern auf Einrichtung einer vorläufigen Insolvenzverwaltung lag nicht vor. Mit einem solchen Antrag hätten diese auf die Übergabe der Geschäfte an einen Insolvenzverwalter pochen können, der Richter hätte allerdings auch gegen einen solchen Antrag entscheiden können. "Die Eigenverwaltung ist nach der Intention des Gesetzgebers inzwischen auch die erste Wahl, aber weiterhin noch eher selten", erklärte der Gerichtssprecher zu dem Entscheid.
Allerdings bestellte das Gericht mit dem Trierer Rechtsanwalt Thomas Schmidt einen Sachwalter, der ein neues Gutachten über die Tragfähigkeit von Fuhrländers Sanierungskurs erarbeiten muss. Denn die Eigenverwaltung steht unter Vorbehalt, die Erlaubnis des Gerichts gilt nur vorläufig, wenn auch bis auf weiteres und ohne festes Ablaufdatum. "Binnen der nächsten Monate" werde der Sachwalter Kontakt zum Amtsrichter halten müssen, der Richter hole sich von diesem regelmäßig Berichte über den Zustand der Fuhrländergeschäfte. Letztlich müsse der bestellte Anwalt dann auch prüfen, ob das Vermögen der Firma zur Deckung der Kosten der Insolvenz ausreicht - und ob eventuell ein Eröffnungsverfahren für die Planinsolvenz stattfinden soll.
Übergabe an ukrainischen Investor war vorausgegangen
Die bis vor wenigen Monaten noch vom Firmengründer Joachim Fuhrländer als Familienunternehmen geführte Windradfirma hatte bei einer ersten Sanierungsrunde im Frühjahr bereits 70 Mitarbeiter entlassen und zunächst die Leitung an den Sanierungsexperten und neuen Vorstandsvorsitzenden bei Fuhrländer, Werner Heer, übergeben. Der vormalige Vorstandschef des Bielefelder Nähmaschinenherstellers Dürkopp-Adler hatte im August dann den Verkauf eines Großteils des Unternehmens an ein Bündnis ukrainischer Investoren unter Führung des Stahlbau-Fabrikdirektors Maxim Efimov verkündet. Ex-Firmenchef Fuhrländer hatte der Investorengesellschaft der Ukrainer, Windgröße GmbH, seinen 80-Prozent-Anteil am Unternehmen verkauft. Am Donnerstag voriger Woche musste Fuhrländer jedoch einen Antrag auf Planinsolvenz am Amtsgericht Montabaur einreichen. Als Begründung nannte das Unternehmen von Kunden verschobene Projekte in der Ukraine oder etwa im Iran. Sie hätten eine Lücke in der Liquidität des Unternehmens im zweistelligen Millionenbereich verursacht, hieß es.
Unternehmen sagt am Vortag Öffentlichkeitstermin ab
Von Fuhrländer kam noch am Tag vor der Bekanntgabe des Gerichtsbescheids die Mitteilung, die am Fertigungsstandort Liebenscheid geplanten so genannten Fuhrländer Windtage Ende Oktober für die Öffenlichkeit müssten aufgrund der aktuellen Situation abgesagt werden.
(Tilman Weber)