„Saturn“ und „Schinkel“ heißen die beiden alten Kreidegruben nordwestlich von Hamburg, die, drei Kilometer voneinander entfernt, mit ihren unterschiedlichen Tiefen selbst im flachen Schleswig-Holstein ein Gefälle von 80 Metern bieten. Zur Stromerzeugung fließt das Wasser durch einen drei Kilometer langen Stollen von der oberen in die untere Grube und treibt dabei eine 70 Megawatt (MW)-Turbine an. Das Zurückpumpen der 17 Millionen Kubikmeter Wasser wird dabei nicht nur von 20 eigenen Windkraftanlagen, sondern auch von allen umliegenden Windrädern besorgt. Danach kann das Speicherkraftwerk binnen zweier aufeinanderfolgender Tage wieder 3,5 Gigawattstunden (GWh) bereitstellen.
So war zumindest der Plan des Zementherstellers Holcim Deutschland und der Energieversorgerin Eon Hanse Vertriebs GmbH. Für Eon war das Projekt vor allem interessant, um eine mögliche Vergütung für Strom aus Pumpspeicherkraftwerken zu ermitteln, die es derzeit für solche Anlagen noch nicht gibt. Holcim hätte mit dem Projekt quasi zum Selbstversorger werden und seine Betriebskosten – immerhin ein Drittel davon sind Energiekosten – erheblich senken können. Dafür hätten die Initiatoren 100 Millionen Euro in das geplante Pumpspeicherkraftwerk und noch mal diese Summe in den Windpark investiert.
Land durchkreuzt die Pläne
Im August wurde die technische Vorprüfung erfolgreich abgeschlossen und das Projekt weiteren Studien zur Wirtschaftlichkeit unterzogen. Jetzt aber hat das Land Schleswig-Holstein die für den Windpark geplante Fläche nicht als Windkraft-Areal vorgesehen. Derzeit überarbeitet das Land die Ausweisung von für neue Windparks zugelassenen Flächen – und schließt nun offenbar die möglichen Windturbinenstandorte an dem Holcim-Eon-Pumpspeicherkraftwerk aus. Außerdem wiesen die Landesplaner schon zum zweiten Mal auch die Gesamtprojektpläne ab. Auch hier ist der Windpark die Begründung, da die Anlagen zu nahe an der Autobahn A23 und an einem Wohngebiet geplant seien. Der Hamburger Zementhersteller betonte aber immer wieder, dass das Pumpspeicherkraftwerk ohne Windpark nicht zu realisieren ist. Noch hat sich das Unternehmen nicht zu den Konsequenzen geäußert, man überprüfe momentan noch den Sachverhalt.
Auch die Landesregierung hat noch keine Angaben dazu gemacht, ob und wie der Ausfall des Speicherprojekts die eigenen Ziele der Energiewende beeinflussen wird. Das Pumpspeicherkraftwerk war für 2015 vorgesehen und hätte neben dem eigenen Windpark auch Überschüsse aus anderen Windparks speichern und damit deren Ausfallzeiten reduzieren können. Rein rechnerisch entsprechen die 3,5 Gigawattstunden Speicherkapazität der derzeit in dem Küstenland in einer Stunde maximal erzeugbaren Windstromeinspeisung. In Schleswig-Holstein sind rund 3,5 Gigawatt Windkraft installiert.
(Melanie Vogelpohl)