Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) fordert die Bundesregierung auf, sich klar zu den Ausbauzielen von Wärmepumpen zu bekennen, wie sie bei den Wärmpumpengipfeln im vergangenen Jahr formuliert wurden. Hier haben die Branchenvertreter zusammen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck beschlossen, ab 2024 jedes Jahr 500.000 neue Wärmepumpen zu installieren.
500.000 Geräte pro Jahr sind machbar
Tatsächlich geht der Zubau immer schneller. Während 2021 noch 154.000 neue Wärmepumpen installiert wurden, waren es 2022 schon 236.000 Geräte – ein Marktwachstum um 53 Prozent. „Wir sind positiv gestimmt, dass dieses Wachstum weitergeht“, sagt Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP. „Wenn der Markt in diesem Jahr noch einmal um 50 Prozent wächts, dann sind wir bei über 300.000 Wärmepumpen, die neu installiert werden. Dann brauchen wir im Jahr 2024 nochmals ein Wachstum um gut 50 Prozent und dann sind wir bei den anvisierten 500.000 Geräten.“
Komplizierte Regelungen
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) müsse dazu aber eine klare Perspektive für alle Beteiligten geben. Die Bundesregierung hat sich zwar auf eine Novelle des (GEG) verständigt. Doch diese war von heftigen Debatten begleitet, die für Verunsicherung in der Bevölkerung gesorgt hat, welche Heizungen wann überhaupt noch zugelassen sind und welche Heizung wann ausgetauscht werden muss. Und vor allem: Welche Energieträger sind noch zulässig?
Unsicherheitsfaktor Wasserstoff
Denn mit einer Übergangsfrist für Erdgasheizungen, die immer noch neu eingebaut werden dürfen, sendet die Bundesregierung das falsche Signal. Die Gasheizungen müssen zwar ab 2035 zu mindestens 65 Prozent mit grünem oder blauem Wasserstoff laufen. „Doch wir gehen davon aus, dass die Beimischung von Wasserstoff in dieser Höhe mit dem bestehenden System nicht möglich ist“, sagt Sabel.
Deshalb werde dann entweder weniger Wasserstoff beigemischt, was dann dazu führt, dass die Heizung weiter mit mehr als 35 Prozent Erdgas laufen – oder nochmals ausgetauscht werden müssen. Dann ist jedoch der Gasversorger in der Pflicht, die Kosten dafür zu übernehmen. Denn dieser muss garantieren, dass die Umstellung planmäßig vonstatten geht. Andernfalls darf die Erdgasheizung nicht eingebaut werden. Oder das System wird umgestellt und läuft dann mit 100 Prozent Wasserstoff, wobei dann immer noch fraglich bleibt, ob so viel Wasserstoff überhaupt zur Verfügung steht, um Häuser damit zu heizen.
Gas- und Strompreise entwickeln sich auseinander
Doch genau solche Verunsicherungen im Zusammenspiel mit derzeit wieder sinkenden Erdgas- und auf hohem Niveau stagnierenden Strompreisen bremsen den Wärmepumpenmarkt. Schon in der Vergangenheit haben die hohen Steuern und Abgaben auf Strom in Verbindung mit steuerlich begünstigtem Erdgas zu einem Missverhältnis geführt. „Das hat sich 2022 schlagartig geändert. Denn dann ist das Verhältnis zwischen Gas- und Strompreis von vorher eins zu fünf auf eins zu zwei gesunken“, sagt Martin Sabel.
Steuern senken
Doch derzeit entwickeln sich die Preise wieder auseinander, so dass momentan das Verhältnis wieder auch dank der Gaspreisbremse bei ein zu 2,7 liegt. „Das ist als Motivation für den Umstieg auf eine Wärmpumpe fatal. Die Politik muss kurzzeitig auf der Stromseite etwas machen“, fordert Sabel. Neben der Gaspreisbremse muss eine stärker wirksame Strompreisbremse eingeführt werden. Außerdem schlägt Sabel die Senkung der Stromsteuer auf das zulässige Minimum von 0,1 Cent pro Kilowattstunde und die Senkung der Mehrwertsteuer für Wärmepumpenstrom auf sieben Prozent vor. Dies würde die Hauseigentümer und die Mieter entlasten. Außerdem lasse sich diese Form der Entlastung zeitlich gut steuern und im Zuge der zu erwartenden Marktpreisentwicklung wieder anpassen.
Planungssicherheit notwendig
Solche flankierenden Maßnahmen sind wichtig. „Denn die Wärmepumpenhersteller und auch die Installateure brauchen Planungssicherheit“, sagt Kai Schiefelbein, Betriebsdirektor beim Wärmepumpenhersteller Stiebel Eltron. Denn diese investieren derzeit in zusätzliche Fertigungskapazitäten. Dies lohnt sich aber nur, wenn der Ausbau wie vorgesehen aus stattfindet. Bei den Fachhandwerker ist es ähnlich. Clasu Fest, Leiter Energiewirtschaft und Beschaffung bei EnBW geht davon aus, dass bis 2030 etwa 200.000 zusätzliche Fachhandwerker gebraucht werden, die Wärmepumpen installieren können. Die Betriebe bilden aus und um. Doch auch sie brauchen die Sicherheit, dass sich die Umstellung auszahlt.
Förderung am Einkommen bemessen
Die Absenkung des Strompreises für Wärmepumpen würde auch die Ängste vor sozialen Verwerfungen beruhigen. Zudem plädiert Schiefelbein für eine soziale Komponenten bei der Förderung, etwa in Form einer höheren Förderung für Haushalte mit geringerem Einkommen und dem Wegfall der Förderung für Haushalte, die sich die Investition leisten können. „Denn die Wärmepumpe hat kein Wirtschaftlichkeitsproblem. Auf lange Sicht ist sie immer wirtschaftlicher als eine Gasheizung. Die Herausforderung ist die Liquidität für die Investition“, begründet Schiefelbein den Ansatz, die Förderung tatsächlich ans Haushaltseinkommen zu koppeln.
Kosten sinken um 40 Prozent
Schiefelbein geht auch davon aus, dass sich die Kosten für die Wärmepumpen und deren Installation beim jetzt geplanten Ausbau der Produktionskapazitäten und technischen Entwicklungen um 40 Prozent senken lassen. Denn neben den Skalierungseffekten, schlagen dann auch bessere Konditionen beim Material- und Komponenteneinkauf zu Buche. Außerdem legen die Hersteller bei der technischen Weiterentwicklung Wert darauf, die Geräte mit weniger Teilen auszustatten und Montageschritte einzusparen. „Dann werden wir auch die Montage der Wärmepumpen in der Industrie zum großen Teil automatisieren können“, sagt Schiefelbein.
Einfacher installieren
Auch die Installation soll einfacher werden. „Beispielsweise können wir die Schwingungsentkopplung schon in Wärmepumpe integriert oder von der aufwändigen Lüsterklemmung auf eine Federklemmung umstellen. Auch das Zubehör der Wärmpumpe lässt sich vereinfachen, so dass die Installation schneller geht und vor allem, dass keine Fundamente für Wärmpumpe mehr gebaut werden müssen“, erklärt Schiefelbein. Zudem werden mehr Routine bei den Installateuren einziehen, so dass der Aufbau schneller geht und besser vorgeplant werden kann. (su)