Jede Transaktion wird über die Blockchaintechnologie ausgeführt. So werde sichergestellt, dass keine Kilowattstunde Solar- oder Windstrom doppelt verkauft werden kann, heißt es. Die Wuppertaler Stadtwerke sind Betreiber der Handelsplattform und übernehmen die energiewirtschaftliche Abwicklung. Umgesetzt wird das Projekt mit der international führenden Schweizer Energiehändlerin Axpo. Axpo entwickelt neben dem Konzept auch die IT-technische Infrastruktur und betreibt sie.
„Mit ‚Tal.Markt‘ ist für uns eine neue Marktrolle verbunden“, erklärt WSW-Vertriebsleiter Andreas Brinkmann. „Wir sind das Bindeglied zwischen Produzenten und Konsumenten und kümmern uns um die energiewirtschaftliche Abwicklung des Handels, die Abrechnung und stehen für die Ausfalllieferung gerade.“ Im Falle, dass nicht ausreichend erneuerbarer Strom zur Verfügung steht, liefert WSW KWK-Strom aus einer Müllverbrennungsanlage. Anbieter und Käufer schließen daher ihre Verträge mit WSW.
Ein Konzept für den Weiterbetrieb nach 20 Jahren?
„Das Konzept hat die Kraft, den Stromvertrieb zu revolutionieren“, ist sich WSW-Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht sicher. Erstmals sei es möglich, dass Kunden eigenständig und mit echtem Herkunftsnachweis ihre Stromerzeuger auswählen könnten. Bedeutend sei das neue Konzept aber insbesondere auch für die Zukunft der Erneuerbaren-Branche. „Schon bis zum Jahr 2020 werden deutschlandweit über 5000 Windräder aus der EEG-Förderung laufen“, so Feicht. Die nach der Förderung zu erzielenden Vermarktungserlöse an der Strombörse reichen aus heutiger Sicht nicht aus, die Betriebs- und Wartungskosten zu decken. Die Windenergieanlagen würden in der Folge stillgelegt und demontiert werden.
„Über unser Modell eröffnen wir Windmüllern und Solaranlagenbetreibern die Möglichkeit, ihre Anlagen direkt beim Endkunden zu vermarkten und so kostendeckende Erlöse zu erzielen“, erläutert der Energiemanager. Für nicht weniger bedeutend hält Feicht die Chance für Investoren, Windkraftanlagen oder Solarparks über das Modell auch ganz ohne Förderung zu realisieren, indem sie bilaterale Verträge mit Endkunden abschließen.
Christoph Sutter, Leiter Division Neue Energien bei Axpo, sagt: „Der deutsche Markt eignet sich für dieses Projekt besonders gut, weil die Strommarktliberalisierung in Deutschland schon weit fortgeschritten ist. Mit der aktuellen Plattform starten wir die Reise: Stromkonsumenten werden sich in Zukunft als Energiepartner auf Augenhöhe mit den Stromversorgern etablieren.“ Die Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit den WSW flössen in die Weiterentwicklung der Plattform ein, die das Potenzial habe, ein führender Marktplatz für personalisierte erneuerbare Energie in Europa zu werden.
Noch ist Tal.Markt auf ein Jahr befristet
Konkret funktioniert das Blockchain-Modell über die Internetadresse www.wsw-talmarkt.de, auf der Betreiber von Solarstrom-, Windkraft- und anderen regenerativen Anlagen ihren Strom anbieten und Verbraucher diesen kaufen können. „Im ersten Schritt begrenzen wir die Energieproduzenten ganz bewusst auf Wuppertal und das Bergische Land. Bergischer Strom für Wuppertaler Kunden“, erläutert WSW-Vertriebschef Brinkmann. Die Technologie mache eine Erweiterung des Angebots jedoch einfach.
Zu den Stromanbietern auf Tal.Markt gehören die Wuppertaler Firma Jenniges mit einer großen Solaranlage und der Verein Bürgerwind Cronenberg, Betreiber des ersten Wuppertaler Windrads. Auch zwei große private Photovoltaik-Anlagen sind dabei. In der Pilotphase bieten die WSW auch Strom aus eigenen regenerativen Anlagen an, nämlich aus zwei Blockheizkraftwerken sowie aus einer Wasserturbine an der Herbringhauser Talsperre.
Derzeit können sich Kunden und Anbieter registrieren. Die Kunden können sich auf der Plattform ein Portfolio aus den vorhandenen Produzenten zusammenstellen. Darüber hinaus bekommen alle Kunden kostenlos ein digitalen Messsystem. Der Handel startet zum1. Januar 2018 und ist zunächst bis Ende 2018 befristet. „Wir sind jedoch daran interessiert, mit Tal.Markt dauerhaft DEN Energiemarktplatz für Wuppertal zu betreiben“, heißt es auf der Homepage. (Katharina Wolf)
• Mehr zum Thema Blockchain und Stadtwerke lesen Sie in der kommenden Ausgabe von Erneuerbare Energien.