Für den Pegelbereich, in dem Windenergieanlagen (WEA) Infraschall erzeugen, gebe es keine wissenschaftlich abgesicherten Belege für nachteilige Wirkungen, heißt es dort weiter: „Infraschall wird von einer großen Zahl unterschiedlicher natürlicher und technischer Quellen hervorgerufen. Er ist alltäglicher und überall anzutreffender Bestandteil unserer Umwelt.“ Auch im hörbaren Bereich des Schalls seien „bei Einhaltung der rechtlichen und fachtechnischen Vorgaben für die Planung und Genehmigung keine schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche von Windkraftanlagen zu erwarten".
Die LUBW überprüfte im Zeitraum 2013 bis 2015 tieffrequente Geräusche inklusive Infraschall im Umfeld moderner WEA. Außerdem habe sie umfangreiche Messungen am Straßenverkehr, im Haushalt sowie in städtischer und ländlicher Umgebung vorgenommen: „Ziel des umfangreichen Messprojektes war es, eine breite Datengrundlage zu Infraschall und tieffrequenten Geräuschen aus unterschiedlichen Quellen zu erhalten. Wir wollen damit die Diskussion über diese Schallwellen im Zusammenhang mit Windkraftanlagen versachlichen“, so Margareta Barth, Präsidentin der LUBW.
Hörschwelle versus Wahrnehmungsschwelle
Bei Schallmessungen muss zwischen Hörschwelle und Wahrnehmungsschwelle unterschieden werden. Infraschall liegt immer unterhalb der menschlichen Hörschwelle, ist aber trotzdem bei hohen Schalldrücken wahrnehmbar. Die Wahrnehmungsschwelle liegt allerdings sehr hoch und ist zudem frequenzabhängig. Die Messungen des LUBW ergaben beispielsweise, dass der Infraschallpegel in der Umgebung von Windkraftanlagen bereits im Nahbereich zwischen 150 und 300 Metern deutlich unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsschwelle liegt. Beim Einschalten einer in 700 Metern Abstand befindlichen Windenergieanlage erhöht sich der gemessene Infraschallpegel nicht mehr nennenswert. Dies belegt der Studie zufolge, dass der Infraschall dann im Wesentlichen vom Wind selbst erzeugt wird und nicht vom Betrieb der Anlage herrührt.
Dass WEA für den Menschen keine relevanten Infraschallquellen darstellen, zeigten zudem Messungen in einem ländlichen Umfeld ohne Windparks, so der Bericht. Hier wurden vergleichbare Infraschallpegel vorgefunden wie dies auch in der Umgebung von Windkraftanlagen der Fall war.
Ölheizung erzeugt mehr Infaschall
Im Übrigen zeigten die präzisen Messungen, dass viele alltägliche technische Quellen weit mehr tieffrequente Geräusche und Infraschall hervorrufen als Windkraftanlagen. So wurden zum Beispiel an gewöhnlichen Geräten im Haushalt wie Waschmaschine oder Ölheizung teils höhere Infraschallpegel gemessen als bei Windkraftanlagen in einer Entfernung von 300 Metern.
Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller begrüßte die Studie als einen wichtigen Beitrag zur Akzeptanz der Windenergie: „Der Ausbau der Windkraft im Land hat inzwischen rasant an Fahrt gewonnen. In den Verfahren vor Ort wird dabei immer wieder besonders das Thema Infraschall sehr emotional diskutiert“, betonte der Minister. Eine Beeinträchtigung der menschlichen Gesundheit könne nach den Ergebnissen der Studie ausgeschlossen werden.
Konkret fanden für den rund hundert Seiten umfassenden Bericht „Tieffrequente Geräusche inklusive Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen“ Messungen an sechs Windkraftanlagen unterschiedlicher Hersteller mit einer Nennleistung zwischen 1,8 und 3,2 Megawatt (MW) statt. Ergänzend zu den schalltechnischen Untersuchungen wurden an einer 2,4-MW-Anlage Erschütterungsmessungen durchgeführt. Um die Ergebnisse im Vergleich mit anderen natürlichen und technischen Quellen einordnen zu können, wurde zusätzlich im Einflussbereich von Straßen, in der Karlsruher Innenstadt, in Wohngebäuden, in Autos und auf freiem Feld gemessen. „Unser Bericht stellt damit eine detaillierte Informationsquelle für Fachleute und interessierte Bürgerinnen und Bürger dar“, so Margareta Barth abschließend. (Katharina Wolf)