Immer mehr Landwirte liebäugeln mit der zusätzlichen Nutzung ihrer Flächen für die Photovoltaik. Dadurch erhöht sich die Flächeneffizienz enorm und die Landwirte bekommen eine zweite Einnahmequelle. Doch viele möchten den Strom aus dem eigenen Solarpark auch vor Ort nutzen. Wie so etwas geht, zeigt ein Projekt Agrarvision, das Schneebergerhof EE derzeit im rheinland-pfälzischen Gerbach realisiert.
An Solar- und Windpark angeschlossen
Diese besteht aus einem hocheffizienten Gewächshaus mit einer Fläche von 3.500 Quadratmetern. Diese ist über eine Direktleitung mit einem Solar- und einem Windenergiepark verbunden. Durch das sich ergänzende Erzeugungsprofil beider Technologien kann das Gewächshaus das gesamte Jahr über mit 100 Prozent erneuerbaren Energien betreiben. Es kommt komplett ohne fossile Brennstoffe, ohne CO2-Emissionen und ohne Abhängigkeit von volatilen Energiemärkten aus.
Energieverbrauch direkt vor Ort
Mit diesem Projekt erweitert Schneebergerhof EE sein Portfolio und zeigt, wie erneuerbare Energien direkt in der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden können. „Zum ersten Mal bringen wir in der Lebensmittelproduktion die Stromerzeugung und den Energieverbrauch direkt an einem Ort zusammen. Das macht die Produktion nicht nur klimaneutral, sondern auch wirtschaftlich zukunftsfähig“, erklärt Matthias Willenbacher das Besondere an diesem Konzept.
Er ist Geschäftsführer von Schneebergerhof EE und hat schon seit rund 30 Jahren Erfahrungen mit der Entwicklung von Ökostromprojekten gesammelt. Die Vision hinter dem Projekt sei es, eine resiliente, energieautarke Landwirtschaft zu etablieren, die den wachsenden Herausforderungen des Klimawandels begegnet und eine sichere regionale Lebensmittelversorgung gewährleistet.
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Wärmepumpe heizt das Gewächshaus
Im Gewächshaus „Agrarvision“ kommen laut Matthias Willenbacher nur modernste Technologien zum Einsatz. „Wir setzen auf eine sehr gute Dämmung und ausschließlich auf LED-Lampen, was den Energieverbrauch unseres Gebäudes im Vergleich zu anderen Gewächshäusern um 80 Prozent reduziert“, erklärt er. „Zur Wärmeversorgung nutzen wir eine Wärmepumpe, die ausschließlich mit Solarstrom und Windenergie versorgt wird. Darüber hinaus kommen in unserem Gewächshaus Regenwasserzisternen zum Einsatz, die eine nachhaltige Bewässerung ermöglichen und Wasserverluste minimieren.“
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Lokale Wertschöpfung wird wichtiger
Doch Willenbacher setzt nicht nur auf die Nachhaltigkeit des Projekts, was eine Blaupause für die Landwirtschaft der Zukunft werden kann. Auch die regionale Wertschöpfung spielt eine große Rolle, was die Akzeptanz solcher Ansätze befördert. „Mit unserem Gewächshaus schaffen wir neue Arbeitsplätze, stärken die lokale Wirtschaft und reduzieren lange Lieferketten“, erklärt Willenbacher. „Durch die Produktion hochwertiger, regionaler Lebensmittel können Abhängigkeiten von Importen gesenkt werden, während gleichzeitig eine faire und nachhaltige Wertschöpfung für die Region entsteht“, sagt er.
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Beteiligung über Crowdfunding
Die Inbetriebnahme des ersten Projekts dieser Art in Gerbach ist für die zweite Jahreshälfte 2025 geplant. Zur Finanzierung hat Willenbacher über seine Crowdinvestingplattform Wiwin die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung geschaffen. Darüber haben sich bereits im Februar 2025 über 270 Privatpersonen mit einer Gesamtsumme von 750.000 Euro an dem Projekt beteiligt. Dieses Geld ist in den Aufbau des Gewächshauses geflossen. Mit einem zweiten Crowdinvesting mit einem Emissionsvolumen von knapp einer Million Euro will das Unternehmen zusätzliches Kapital vor allem für die Finanzierung der technischen Ausstattung akquirieren. Das Geld fließt unter anderem in die für die Produktionsaufnahme notwendigen Betriebsmittel sowie finale Infrastrukturmaßnahmen.