Bisher gilt die Wärmepumpe vor allem als Technologie für den Neubau. Denn gute Jahresarbeitszahlen der Geräte sind vor allem mit Heizungen erreichbar, die mit einer niedrigen Vorlauftemperatur zurecht kommen. In den Bestandsgebäuden heizen die bisherigen Gaskessel den Heizungsvorlauf auf sehr hohe Temperaturen auf, damit ausreichend Wärme in den Wohnungen ankommt.
Doch schon eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) hat gezeigt, dass auch bestehenden Mehrfamilienhäuser durchaus für die Wärmepumpe geeignet sind. Der Energieversorger Octopus Energy hat dies jetzt sogar in einem Gebäude aus dem Jahr 1860 in der Nähe von Berlin umgesetzt. Damit demonstriert das Unternehmen die Einsatzfähigkeit von Wärmepumpen an einem 164 Jahre alten Haus.
Gut gedämmt
Zur Vorbereitung wurde das Gebäude mit einer Fläche von 165 Quadratmetern während der Sanierung mit Holzfaser und Lehmputz gedämmt. Durch den Einsatz dieser kompostierbaren Materialien konnte nicht nur die energetische Effizienz optimiert wurde, sondern auch die Umweltfreundlichkeit. Danach wurde eine Hochtemperatur-Luft-Wasser-Wärmepumpe eingebaut, die die Heizenergie für das gesamte Gebäude liefert. Diese Hochtemperaturwärmepumpe, die Octopus Energy grundsätzlich bei solchen Projekten einsetzt, ermöglicht effizientes Heizen selbst bei geringer Dämmung, dank ihrer hohen Vorlauftemperatur. Die Geräte lassen sich platzsparend installieren und nahtlos in das vorhandene Heizsystem integrieren.
Die Denkweise modernisieren
Für Octopus Energy ist dies ein echtes Pionierprojekt. „Als wir die Kundenanfrage erhielten, war unserem Team sofort klar: Wir machen das möglich!“, erinnert sich Bastian Gierull, Geschäftsführer von Octopus Energy Germany. „Denn die Annahme, dass Wärmepumpen ausschließlich für Neubauten geeignet sind, ist ein Irrtum. Beim Umstieg von Gas auf Wärmepumpe modernisieren wir nicht nur Heiztechnologien, sondern auch Denkweisen. Wichtig ist es, gemeinsam mit den Bewohner:innen die individuellen Gegebenheiten vor Ort sorgfältig zu analysieren und optimal zu beraten. Mit der richtigen Technik und einer tiefgreifenden Expertise bringen wir die Wärmewende auch in den Altbau!“
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Heizkosten gesenkt
Zudem sparen die Wärmepumpe viel Geld. Durch den Umstieg von einer Gasheizung auf die Wärmepumpe konnten die Betriebskosten erheblich gesenkt werden. So haben die Bewohner:innen mit der bisherigen Gasheizung jedes Jahr etwa 1.850 Euro nur für die Wärme berappen müssen. Nach dem Umstieg belaufen sich die jährlichen Betriebskosten der Wärmepumpe auf nur noch 1.440 Euro. Die Bewohner:innen sparen jedes Jahr 400 Euro.
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77 Prozent Einsparung
Das wird unter anderem möglich, da der gesamte Heizbedarf von 19.200 auf etwa 4.400 Kilowattstunden sinkt – für die Beheizung der gleichen Fläche. Schließlich liefert die Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom mehrere Kilowattstunden Wärme. Dazu kommt noch die neue Dämmung. Das entspricht einer Energieeinsparung von etwa 77 Prozent.
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Wirtschaftlichkeit hängt von der geeigneten Technik ab
Die Kosteneinsparung im direkten Vergleich zu den Heizkosten mit Gas widerlegt dabei eindrücklich den anhaltenden Mythos, dass Wärmepumpen nur in Neubauten effizient eingesetzt werden können, betonen die Experten bei Octopus Energy. „Viele Hausbesitzer:innen ziehen bei Altbauten die Installation einer Wärmepumpe nicht in Betracht. Ob eine Wärmepumpe wirtschaftlich ist, hängt dabei nicht vom Baujahr des Hauses ab, sondern von den Temperaturanforderungen, der geeigneten Technik und der baulichen Beschaffenheit“, lautet ihr Urteil.
Üppige Förderung ist möglich
Mit aktuellen Fördermöglichkeiten profitieren Hausbesitzer:innen, die sich für eine Wärmepumpe entscheiden, zusätzlich. Die KfW-Förderung fördert den Umstieg mit bis zu 21.000 Euro bei einem maximalen Fördersatz von 70 Prozent der gesamten Investitionskosten. (su)