Mehr Erdwärme aus nur einem Feld gewinnen - das wollen zwei Unternehmen mit einer so genannten geologischen Stockwerkslösungschaffen. Die Idee: Während in den oberen „Stockwerken“ eine hydrothermale Erdwärmelösung zum Einsatz kommt, wird in den unteren „Stockwerken“ so genannte Eavor-Loops arbeiten. Diese Geothermie-Kraftwerke funktionieren mit einem geschlossenen System: In einem unterirdischen Wärmetauscher zirkuliert selbstständig ein Wärmemedium im Tiefengestein. Thermalwasser wird nicht benötigt.
Weiterentwicklung der Erdwärmenutzung
Ein solches Vorgehen sei nicht nur deutschlandweit einmalig, sondern markiere auch einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung der Nutzung von Erdwärme, schreiben die Beteiligten, die Norddeutsche Erdwärme Gewinnungsgesellschaft GmbH (NDEWG) und die Eavor GmbH, in einer gemeinsamen Presseinformation. Eine entsprechende Kooperation zur doppelten Nutzung einer Fläche im Altwarmbüchener Moor bei Hannover wurde Ende August unterschrieben.
Wärme soll Hannover versorgen
Erstmals würden in einem einzigen Erlaubnisfeld sowohl offene als auch geschlossene Erdwärmetechnologien zum Einsatz kommen, hieß es. Die Kombination dieser beiden Ansätze ermögliche es, die geothermischen Ressourcen optimal zu nutzen und somit einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Wärmeversorgung in der Region Hannover zu leisten. Abnehmer der Wärme wird der örtliche Versorger Enercity.
LEE fordert Anschubförderung, um Teile des Fündigkeitsrisikos abzusichern
Joost Kuhlenkamp, Experte für Wärmeerzeugung beim Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen (LEE), erinnerte an die anfänglichen Herausforderungen bei der Umsetzung solcher Projekte: „Wir begrüßen es sehr, dass die Wärmewende hier in Niedersachsen mit modernster Technik realisiert wird und dass sowohl der lokale Energieversorger als auch die Kommunen aktiv eingebunden sind. Allerdings stehen solche Vorhaben vor erheblichen technischen und finanziellen Herausforderungen.“
Der LEE plädiert dafür, dass das Land insbesondere die notwendige 3D-Seismik fördert, um das Explorationsrisiko für die Unternehmen frühzeitig abzumildern. Eine solche Absicherung, die derzeit weder vom Bund noch vom Land gewährt werde, könnte aus Sicht des Verbandes den entscheidenden Impuls für zahlreiche weitere Projekte geben. (kw)
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