Die Kombination aus einer Solarstromanlage und einer Wärmepumpe ist gut geeignet, um die Energiekosten insgesamt zu senken. Denn die Solaranlage liefert im Sommer und im Winter den größten Teil des Stroms für den Betrieb der Wärmepumpe. „Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts kann die Nutzung von Solarenergie in Verbindung mit einer Wärmepumpe den Energiebedarf eines Haushalts um bis zu 70 % senken“, erklärt Willi Harhammer, Geschäftsführer des Gebäudeenergieplaners Ikratos im fränkischen Weißenohe bei Nürnberg.
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Vor allem in Regionen mit viel Sonnenschein aber niedrigen Temperaturen im Winter kann das Duo seine Stärken ausspielen. Doch sollten Hauseigentümer einige Dinge beachten, wenn sie sich für eine solche Kombination entscheiden.
1. Die richtige Wärmepumpe auswählen
So muss die Solaranlage zur Wärmepumpe und die Wärmepumpe zum Bedarf im Gebäude passen. Denn eine überdimensionierte Wärmepumpe verschlingt unnötigerweise Investitionsmittel. Eine unterdimensionierte Wärmepumpe wiederum braucht zu viel Strom, um das Gebäude zu heizen und mit Warmwasser zu versorgen. „Die Auswahl der richtigen Wärmepumpe ist entscheidend für die Effizienz Ihres Heizsystems“, betont Tobias Harhammer von Ikratos.
Schon die Auswahl der richtigen Technologie ist entscheidend. Schließlich macht es nicht nur mit Blick auf die Investitionskosten, sondern auch für den späteren Betrieb einen Unterschied, ob das Haus mit einer Luft-Wasser-, Wasser-Wasser- oder Sole-Wasser-Wärmepumpe versorgt wird. „In unserer Metroplregion Nürnberg, wo das Klima sowohl kalte Winter als auch milde Sommer bietet, empfiehlt sich besonders die Luft-Wasser-Wärmepumpe“, erklärt Tobias Harhammer. Diese Systeme nutzen die Außenluft als Wärmequelle und sind einfach zu installieren. Harhammer verweist auf eine Studie des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP), wonach moderne Luft-Wasser-Wärmepumpen eine Effizienz von bis zu 5,0 erreichen. Das bedeutet, dass sie aus einer Einheit Strom bis zu fünf Einheiten Wärme erzeugen können.
Höhere Investitionskosten sind für eine Sole-Wasser-Wärmpumpe zu veranschlagen. Denn diese nutzen das Erdreich als Wärmequelle. Dies mach entsprechende Bohrungen notwendig, um die Sonden tief im Boden zu versenken. Der Vorteil ist, dass die Temperatur der Wärmequelle im Winter höher ist als beispielsweise bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und diese dann auch weniger Strom verbraucht.
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2. Die Solaranlage auf die Wärmepumpe auslegen
Auch die Solaranlage muss zur Wärmepumpe passen. „Einer der häufigsten Fehler bei der Installation von Solaranlagen und Wärmepumpen ist die falsche Dimensionierung“, weiß Willi Harhammer. „Es ist entscheidend, dass beide Systeme aufeinander abgestimmt sind. Eine zu kleine Solaranlage kann nicht genügend Strom produzieren, um die Wärmepumpe effizient zu betreiben, während eine überdimensionierte Anlage unnötige Kosten verursacht.“
Um die richtige Größe zu bestimmen, sollten die Hauseigentümer zunächst ihren jährlichen Wärmebedarf ermitteln, rät Willi Harhammer. Dies könne durch eine Energieberatung oder durch den Einsatz von Berechnungstools erfolgen. Eine grobe Orientierung gibt er anhand eines Gebäude in Igensdorf in Oberfranken. Hier liegt der durchschnittliche Wärmebedarf eines Einfamilienhauses bei etwa 15.000 Kilowattstunden pro Jahr. „Eine gut dimensionierte Solaranlage könnte in diesem Fall zwischen sechs und zehn Kilowatt liegen“, erklärt Willi Harhammer.
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3. Pufferspeicher nutzen
Für einen effizienten Betrieb des Gesamtsystems ist ein Pufferspeicher nahezu unerlässlich. Dieser speichert die überschüssige Wärme, die während des Tages erzeugt wird, und gibt sie dann ab, wenn sie benötigt wird – beispielsweise abends oder an bewölkten Tagen. „Studien zeigen, dass durch den Einsatz eines Pufferspeichers die Effizienz der Wärmepumpe um bis zu 30 Prozent gesteigert werden kann“, betont Willi Harhammer.
4. Gesamtsystem gut planen und fachmännisch installieren
Damit die Kombination von Wärmepumpe und Photovoltaik überhaupt funktioniert, ist eine fachgerechte Planung und Installation unerlässlich. Nur so könne das volle Potenzial der Wärmepumpe ausgeschöpft werden. Tobias Harhammer rät dazu, einen erfahrenen Fachbetrieb zu rate zu ziehen. Eine Auslegung aus der Ferne funktioniert nicht. Der Planer und Installateur muss sich mit den spezifischen Gegebenheiten vor Ort und im Gebäude auskennen, um das System auf die Bedürfnisse auslegen zu können. „Achten Sie darauf, dass der Installateur eine genaue Berechnung des Wärmebedarfs Ihres Hauses vornimmt“, betont Tobias Harhammer. So braucht ein gut isoliertes Einfamilienhaus weniger Heizleistung als ein älteres Gebäude mit schlechter Dämmung. „Durch eine präzise Planung kann die Größe der Wärmepumpe optimal angepasst werden“, sagt der Energieexperte von Ikratos.
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5. Regelmäßig warten und an Änderungen anpassen
Wie bei allen Systemen verlängert eine regelmäßige Wartung auch die die Lebensdauer einer Wärmepumpe. Nur wenn der Fachmann oder die Fachfrau regelmäßig einen Blick auf das System wirft, kann dessen Effizienz maximiert werden. Tobias Harhammer empfiehlt mindestens eine Inspektion durch den Fachhandwerker oder die Fachhandwerkerin. „Zudem sollten die Einstellungen der Wärmepumpe regelmäßig überprüft und an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden“, rät er. Wie notwendig ist, zeigt ein Beispiel eines Hauseigentümers, der über Jahre hinweg seine Wärmpumpe nicht warten ließ. „Nach einer Inspektion stellte sich heraus, dass ein Filter verstopft war, was die Effizienz um 30 Prozent reduzierte“, erinnert sich Tobias Harhammer an den Fall. „Nach der Reinigung des Filters konnte er seine Heizkosten erheblich senken.“
6. Förderungen und Finanzierungsmöglichkeiten nutzen
Der Umstieg auf eine Wärmepumpe ist kein Schnäppchen – und sollte es auch nicht sein. Doch um den Hauseigentümern die Energiewende im Heizungskeller zu erleichtern, gibt es es in Deutschland inzwischen jede Menge Förderprogramme. Diese helfen den Hauseigentümern, die Kosten für die Solaranlage und die Wärmepumpe zu stemmen. Willi Harhammer verweist hier unter anderem auf die Zuschüsse, die das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Diese richten sich nach der nach Systemgröße. Zusätzlich gibt es noch zinsgünstige Darlehen, die speziell für die Finanzierung von erneuerbaren Energien gegeben werden. Aber auch die Bundesländer und teilweise sogar Kommunen unterstützen den Umstieg auf Umweltwärme.
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Wenn die Hauseigentümer diese grundsätzlichen Hinweise ernst nehmen, wird der Umstieg auf die solar angetriebene Wärmepumpe gar nicht so hürdenreich, wie viele annehmen. Zumal es eine kluge Investition in die Zukunft ist. Vor allem aber sollte der Hauseigentümer die fachliche Expertise eines lokalen Anbieters nutzen, damit er viel Energie sparen kann und die Kombination perfekt funktioniert. (su)