Die 24. Jahrestagung des Fachverbands Biogas, die in dieser Woche in Bremen stattfand, hätte schlechter laufen können. Nachdem die Branche bei der EEG-Novelle im August 2014 komplett ausgebremst wurde, gingen im vergangenen Jahr nur 94 Biogasanlagen mit 40 Megawatt in Deutschland ans Netz. 2011 waren es noch 1.270 Anlagen. Gleichwohl zeigten sich die Branchevertreter in der Hansestadt kämpferisch. Besucher- und Ausstellerzahlen waren nur geringfügig rückläufig mit 348 Ausstellern und 6.300 Tagungseilnehmern und Messebesuchern. Im Vorjahr waren es allerdings rund 8.000.
„Spiegelbild der Innovationskraft unserer Branche“ nannte Hauptgeschäftsführer Claudius da Costa Gomez die Veranstaltung. Er lobte den ausgeprägten internationalen Charakter von Fachmesse und Jahrestagung. „Ein deutliches Zeichen für das weltweit wachsende Interesse an der Biogasnutzung“. Ein englischsprachiges internationales Panel gehörte zum Programm, und tatsächlich sah man viele Gäste unter anderem aus China und Indien.
Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas, erklärte, Deutschland befinde sich mit 28 Prozent Regenerativanteil mitten in der Energiewende. "Das ist Biogas ein Baustein. Die Energiewende ist nicht nur ein Wechsel von alt zu neu, sondern auch ein Wechsel vom Zubau zum Umbau. Jetzt müssen wir Energiedienstleistungen erbringen." Man müsse sich nichts vormachen: "Zubau ist nicht mehr."
7 Millionen Tonnen CO2 einsparen durch Biogas
Gleichwohl mache die Branche nach wie vor jährlich einen Umsatz von 7,5 Milliarden Euro. 1.300 MW sind zudem bereits umgebaut für die Flexibilitätsprämie. Noch sei der Marktpreis laut Seide nicht kostendeckend, denn es gebe eine Überkapazität an Strom. Nach Seides Auffassung hat es in den vergangenen Wochen aber eine wichtige Veränderung gegeben: Kanzlerin Angela Merkel hatte sich auf dem Neujahrsempfang der Regenerativbranche gegen Kapazitätsmärkte im neuen Strommarktdesign ausgesprochen. Für Seide war das eine sehr wichtig Botschaft, die der Branche Hoffnung für die Zukunft machen sollte. "Es kommen auch wieder bessere Zeiten", sagte er den Branchenvertretern."Die Grundvoraussetzung ist geschaffen für bessere Bedingungen." Wichtig sei eine Verknappung des Stromangebote.
Schließlich erinnerte er noch einmal an die Ausgangsvoraussetzung für das Entstehen von Biogasanlagen: "Warum gibt es Biogasanlagen? Wir sparen CO2 ein." Kleine Anlagen haben in dieser Hinsicht mit den geringsten CO2-Werten die Nase vorn. "Die Landwirtschaft stößt heute mehr CO2 aus, als ganz Deutschland im Jahr 2050", so Seide, aber eine Reduktion durch Abschaffung der Landwirtschaft sei keine Lösung. 7 Millionen Tonnen CO2 ließen sich einsparen, wenn man die gesamte deutsche Gülle durch Biogasanlagen schieben würde, so Seide. "Dafür müssen wir kämpfen."
(Nicole Weinhold)