Das Konzept der „Model Factory“ ist der Versuch, Produktionsverfahren für alle Komponenten zu entwickeln, die überall auf der Welt angewendet werden können. Der erste Schritt, der so genannte „Model Factory Pilot“, dient als Labor und Forschungscenter, um neue Produkte und Produktionssystem zu entwickeln und zu testen. Hier werden Prototypen und Null-Serien gefertigt. „Alle Herstellungsprozesse der Wechselrichter für Windenergie- oder Photovoltaik-Anlagen werden erfasst, systematisiert und standarisiert. Mit Hilfe dieser Dokumente können die Prozesse dann an jedem Ort auf der Welt bei gleicher Qualität durchgeführt werden“, erläutert Jürgen Millhoff vom deutschen Vertriebsbüro des finnischen Umrichterherstellers.
Die zweite Stufe ist die eigentliche Serienfertigung, die The Switch künftig in regionalen Produktionsstätten aufbauen will – an jedem Ort der Welt, also „dort, wo neue Windparks entstehen und große Mengen an Umrichtern benötigt werden“, führt Millhoff aus. Das Konzept der ,Model Factory‘ sei typisch skandinavisch und im restlichen Europa bislang nur wenig verbreitet. Es zielt darauf, schnell auf Anfragen von Kunden reagieren zu können. Wenn ein Windturbinenhersteller beispielsweise einen Großauftrag in Indien bekommt und mit The Switch zusammenarbeiten will, dann werden vor Ort eine geeignete Fabrikhalle und Mitarbeiter gesucht, während die Teile für die Umrichter containerweise aus Finnland angeliefert werden. Nach Beendigung des Projekts wird die Modellfabrik dann wieder aufgelöst. „Dieses Konzept ermöglicht uns, mit allen Marktschwankungen und anderen Unwägbarkeiten umzugehen“, erklärt Pertti Kurttila, Vice President Supply Chain im finnischen Mutterkonzern.
The Switch beliefert Prokon
Derweil weiten die Finnen ihre Geschäftsfelder weiter aus. Zuletzt wurde bekannt, dass Windparkbetreiber Prokon aus Itzehoe künftig mit The Switch zusammenarbeiten will, um wie angekündigt eigene Windkraftanlagen herzustellen. Dafür sind die beiden Unternehmen eine Partnerschaft eingegangen. The Switch wird direkt angetriebene Permanentmagnet-Generatoren und Vollumrichter für das Projekt liefern. Diese geplanten Prokon-Windenergieanlagen sollen dann in den eigenen Windparks eingesetzt werden.
Darf man dem Unternehmen glauben, geht es auch mit der aktuell womöglich spektakulärsten Neuentwicklung der Finnen voran: Im vergangenen Jahr hatte The Switch zusammen mit dem finnischen Getriebehersteller Moventas das Konzept „Fusiondrive“ vorgestellt, das – bislang einzigartig im Markt – Generator und Getriebe für Windenergieanlagen in einem einzigen Bauteil vereint. Wie Millhoff berichtet, gibt es bisher lediglich Vorstudien mit drei, vier und sechs Megawatt Leistung. Es liefen aber bereits Verhandlungen mit zwei etablierten Windanlagenherstellern über eine mögliche Serienproduktion.
(Regine Krüger)