Wie wichtig ist der Zubau von Großspeichern für das europäische Stromnetz?
Simon Nachtmann: Unser Energiesystem ist im Wandel. In deutlich kürzerer Zeit, als sich das viele heute noch vorstellen können, werden wir den Wandel auf erneuerbare Energien in Strom, Wärme und Mobilität vollzogen haben. Die vier zentralen Bausteine dieses Systems sind Solarenergie, Windenergie, Speicherung und Energiemanagement. Hier kommt Großspeichern eine entscheidende Rolle zu – sofern sie am richtigen Ort installiert sind und das Richtige tun. Insbesondere gilt es jetzt, große Speicher an Solar- und Windparks sowie in den Industriebetrieben und Lastzentren zu installieren. „Ein Stromspeicher und ein Energiemanagement an jedem Netzanschluss“ ist unsere klare Vision und Überzeugung. Dabei ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Stromspeicher sich im Laufe ihres Lebens anpassen und neue Herausforderungen und Einnahmemöglichkeiten bekommen. Die Ermöglichung und Gestaltung dieser „Energy Journey“ des Kunden ist unsere wichtige Aufgabe als Hersteller.
2024 wurden in Deutschland 226 GW Anschlussleistung bei Übertragungsnetzbetreibern angefragt. Lohnt es sich trotzdem, in Großspeicherprojekte zu investieren?
Ludwig Igl: Diese Zahl unterstreicht die Attraktivität von Stromspeichern im Energiesystem – und wirkt zugleich erschreckend, wenn man bedenkt, dass hier noch viele weitere Gigawatts in den Verteilnetzen hinzukommen. Eine hohe Systemverantwortung landet bei den Speichern. Diese muss von der IT-Sicherheits- und Resilienzstrategie über Zugriffs- und Übersteuerungsmöglichkeiten für die Netzbetreiber sichergestellt werden. Netzverantwortliche müssen über Netzzugangsvereinbarungen auch sicherstellen, dass durch die Stromspeicher und deren Einspeiseprofil neue Solar- und Windparks gerade nicht verhindert, sondern stattdessen unterstützt werden.
Während also die Projektierung für Großspeicher an Umspannwerken, Hoch- und Höchstspannungsleitungen gerade überhitzt, sind wir überzeugt, dass die wirtschaftlicheren und nachhaltigeren Großspeicher diejenigen sind, die an Solar- und Windparks oder Industriebetrieben auch nach dem Arbitrageboom am Installationsstandort sinnvolle Anwendungen bedienen und Erträge erzielen können.
FENECON hat als Innovationsführer diverse Auszeichnungen bekommen. Wofür?
Simon Nachtmann: Wir verbauen in unseren großen Stromspeichermodellen ausschließlich obsolet gewordene, neue Elektrofahrzeugbatterien. Diese sind hochwertiger als klassische Stationärspeicherbatterien und enorm leistungsfähig, da sie für Premiumfahrzeuge konzipiert wurden. Ein integriertes, flüssigkeitsbasiertes Thermomanagementsystem ermöglicht uns, die Batterie auch bei anspruchsvollen Anwendungen immer in der optimalen Temperatur zu halten. Dabei sind die Investitionskosten sehr wettbewerbsfähig und die Betriebskosten sogar häufig geringer als bei internationalen Wettbewerbsprodukten – das fanden verschiedene Jurys auszeichnungswürdig.
Als Energiemanagement setzen wir auf das hauseigene FEMS auf Basis der führenden und ebenfalls vielfach ausgezeichneten open-source-Energiemanagementplattform OpenEMS. Daneben tragen unsere Systeme aktiv zur Ressourcenschonung bei – denn diese nagelneuen Batterien, die sich bereits in Deutschland befinden, würden geschreddert, sobald sie nicht in den E-Autos zum Einsatz kommen können.
Welche Lösungen bietet FENECON?
Ludwig Igl: Wir fertigen an zwei Standorten in Bayern und bald an einem in South Carolina, USA, Industriestromspeicher bis über 4 MWh pro Einheit und komplettieren u.a. mit Gewerbelösungen bis über 1 MWh unser Portfolio. Die Komplettsysteme inkl. Batterien, Wechselrichtern und Energiemanagementsystem liefern wir an Projektierer und EPCs. Die Anwendungen im Energiemanagement lassen sich einfach über Apps aktivieren. So passen sich die Speicher dem Energieumfeld an. W