Die zweite von insgesamt drei Gezeitenturbinen mit je 100 Kilowatt Leistung ist gerade in der Nähe der ersten Gezeitenlagen installiert worden. Der Hersteller Nova Innovation spricht gar von der ersten Offshore-Gezeitenanlage der Welt, die Strom ins Netz speist. Die Technologie wartete Jahrzehnte auf den Durchbruch. Auf zahlreiche Versuchsanlagen gerade im Bereich der Orkneys, am European Marine Energy Centre, wurden zahlreiche Konzepte erprobt. Viele konnten sich nicht durchsetzen.
Doch der Vorteil der Gezeitenkraftwerke, dass sie absolut zuverlässig, wetterunabhängig und berechenbar Strom liefern, macht sie hochattraktiv. Die schottische Firma Nova Innovation hat bereits im März dieses Jahres die ersten Nova M-100 in Bluemull Sound installiert. Die bisherigen Erfahrungen sind nach Herstellerangaben gut: die Anlage habe bei allen Gezeitensituationen gut gearbeitet. Die Firma hatte die Finanzierung des Projekts schnell realisieren können. Partner für das Projekt vor Shetland ist die belgische Regenerativfirma Elsa. Das Projekt ist dabei nicht nur ein reines EU-Kraftwerk, sondern stammt sogar zu 80 Prozent aus schottischer Zulieferindustrie.
Simon Forrest, Managing Director von Nova Innovation, sagt: “Dass wir jetzt die zweite Turbine installiert haben, demonstriert die Qualität unserer Technologie.” UK Carbon Trust schätzt, dass sich bis zum Jahr 2050 ein Markt für Gezeitenkraft in einer Größenordnung von 126 Milliarden Pfund entwickeln könnte.
Eines der bekanntesten Gezeitenprojekte ist derzeit das Gezeitenkraftwerk Swansea Bay in der Swansea-Bucht an der Südküste von Wales im Vereinigten Königreich. Die Planungen für das Bauwerk laufen seit 2010, der Bau wurde 2015 vom Energieministerium genehmigt. Baubeginn wird frühestens Ende 2016 erwartet. Nach seiner Fertigstellung soll das Kraftwerk mit einer geplanten installierten Leistung von 320 Megawatt die größte Anlage dieser Art in der Welt sein; vor dem derzeitigen Technologieführer, dem südkoreanischen Gezeitenkraftwerk Sihwa-ho mit 254 MW. Noch größere Anlagen sind zwar in Planung, jedoch in ihrer Projektentwicklung nicht so weit fortgeschritten.
(Nicole Weinhold)