In dem US-Magazin Environmental Science and Technology haben die Wissenschaftler beschrieben, wie Mikroorganismen im Darm der Schwarzkäfer-Larven Kunststoff in Kohlendioxid und Biomasse umwandeln. Im Test wurde 100 Würmern Polystyrol vorgesetzt. Diese fraßen sich mit bis zu 39 Milligramm pro Kopf durch das auch als Styropor bekannte Synthetikmaterial. Die Besonderheit dabei ist, dass sich die Ausscheidungen als Dünger für Pflanzen und Getreide eignen. Dabei gab es für die Tiere keine negativen Konsequenzen.
Wie-Min Wu, Forschungsingenieur in Stanford, zeigte sich euphorisch: „Unsere Ergebnisse haben eine neue Tür geöffnet, um das globale Problem der Plastikverschmutzung zu lösen.“ Um das zu erreichen, sei es geplant, den Prozess der Zersetzung durch die Tierchen zu verstehen und ihn dann nachzuahmen, so dass Würmer nicht milliardenfach auf Plastikberge losgelassen werden müssen.
Unzerstörbares Plastik
Galt Plastik mit seinen Unterprodukten bislang noch als nicht abbaubar, könnte dies ein Durchbruch auf dem Gebiet des Kunststoffrecyclings sein. Bereits frühere Tests mit Larven der Wachsmotte zeigten, dass diese Polyethylen auf ähnliche Weise wie die Mehlwürmer zersetzen können. Dieser weltweit am häufigsten verwendete Kunststoff ist vor allem durch Müllsäcke, Tüten oder Verpackungen bekannt. Schätzungen zufolge produziert die Weltbevölkerung etwa 3,5 Millionen Tonnen Müll – pro Tag. Ein Großteil dessen ist Plastik, welches in immer größer werdender Anzahl in den Seen und Weltmeeren herumtreibt und von dem nur ein Bruchteil recycelt wird. Als Folge dieser Wasserverschmutzung verenden Tiere, die den Abfall fressen und sich daran verletzen oder vergiften, da das Salzwasser Plastik zersetzt und so Giftstoffe freigesetzt werden.
Quo vadis, Kunststoffrecycling?
Die große Frage, die sich nach dieser vermeintlich bahnbrechenden Entdeckung stellt, ist nun, welche Auswirkungen das Ganze haben wird. Während die einen in Euphorie ausbrechen und das Plastikproblem als praktisch gelöst betrachten, befürchten Pessimisten noch größere Gedankenlosigkeit und damit verbundene Vermüllung der Welt. Was es auch wird, die Entdeckung von Stanford könnte zumindest ein erster Schritt auf dem Weg in Richtung Lösung des globalen Müllproblems werden.
(Carsten Weck)