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Photovoltaik: Was geht noch in Deutschland?

Netze voll - PV abschalten?

Johannes Brantl von der Bayernwerk AG in Regensburg berichtet, mittlerweile seien über 50 Prozent im Bereich des Energieversorgers erneuerbare Energien, unter anderem 5.000 Megawatt Solar. „Wir brauchen Grundlast. Offshore ist zum großen Teil grundlastfähig. Im Süden ist Grundlastfähigkeit durch Wind nicht so gegeben.“ Er sieht die Möglichkeit, Grundlast durch Gas bereitzustellen.

Marcus Merkel vom Oldenburger Energieversorger EWE fragt: „Kriegen wir die Kunden dazu, dort zu bauen, wo Netze sind und wo Energie benötig wird?“ Ralf Hofmann von der Firma Kaco dazu: „Wir haben ein Imageproblem. Niemand traut sich noch, Solar bei sich zu bauen, wenn die Nachbarn sagt: Du bist schuld an meiner Stromrechnung.“ Er spricht sich für eine Imagekampagne aus. Brantl bestätigt zwar, es sei gut, wenn dort Solaranlagen aufgebaut würden, wo sie benötigt werden. Es bliebe aber das Problem der Leistungsspitzen, die gekappt werden müssten.

Wer zahlt den Ausfall beim Abregeln von PV-Anlagen?

Am Messestand von Phoenix Contact im Kloster. - © Foto: Nicole Weinhold
Am Messestand von Phoenix Contact im Kloster.

Christian Schorn, Netzexperte vom EnBW-Konzern, spricht sich dafür aus, Leistung abzuregeln. Er fragt: „Ist das den Betreibern zuzumuten?“ Hofmanns Botschaft, die Politik könne ja dafür bezahlen, vergleicht er mit den europäischen Forderungen der Milchwirtschaft. Das sei keine Lösung. „In der Regel können wir das wegtransportieren. Aber wenn die Mengen zu viel sind, dann kommt man irgendwann an die deutschen Grenzen und zu den Nachbarn.“ Auch Marcus Merkel hält ein Kappen der Erzeugungsspitzen für unausweichlich. Die EWE hat bereits Untersuchungen zu dem Thema vorgenommen. „Nach unseren Berechnungen können wir 70 Prozent der Netzausbaukosten sparen, auch mit anderen Maßnahmen.“

Das Abregeln von PV sei okay, solange es zeitlich begrenzt ist. BSW-Präsident Günther Häckl dazu: „Wenn das entschädigt wird, ist das kein Problem.“ Mit 25 Prozent Regenerativstrom komme man jetzt an den Punkt, wo man das System verändern muss. Nach seiner Meinung müsse man heute noch nicht da bauen, wo die Netze sind. Man müsse das System insgesamt flexibler machen. „Solange wir Braunkohle und Atom im System haben, die wir nur auf 70 oder 80 Prozent abregeln können, ist das ein Problem.“ Häckl fügt an: „Beim Eigenverbrauch baue ich genau da, wo der Verbrauch ist.“

Eigenverbrauch entlastet Netze

Besucher auf der Messe im Kloster Banz. - © Foto: Nicole Weinhold
Besucher auf der Messe im Kloster Banz.

Diese Möglichkeit für die Entlastung der Netze soll jetzt durch eine Beteiligung an der EEG-Umlage beschnitten werden. Je höher die Umlagebeteiligung, desto weniger Eigenverbrauch, meint Volker Quaschning von der HTW Berlin. „Hier wird zum Schutz der Energiekonzerne Tabula Rasa gemacht.“ Mindestens zehn Gigawatt jährliche PV-Installation sind nach seiner Meinung erforderlich, um die langfristigen Regenerativziele zu schaffen.

14 GW erneuerbare Erzeugung seien in Baden-Württemberg das Ziel, so Christian Schorn. „Eigenverbrauch ist die Lösung.“ Er sagt, langfristig müsse das Thema Einspeisevorrang behandelt werden. „Wer hat Vorrang – Wind, Solar? Dann wird abgestuft. Wir kommen an einen Leistungs-Breakeven.“ Brantl sagt, es komme an sonnigen Wochenenden vor, dass 1.500 MW mehr im Netz seien als Verbraucher, die dann aus dem Netz exportiert werden. Export sei aber keine dauerhafte Lösung, sondern den Strom selbst zu verbrauchen.

Entsprechend seien chemische Speicher die Lösung, so Kaco-Mann Hofmann. Volker Quaschning regt an: „Wäre doch mal eine sinnvolle Forderung für die Bundesregierung – ein schnelles Speicherprogramm! Wenn man Speicher hat, kann man schnell PV um 40 Prozent abregeln ohne große Verluste. Großflächige Nutzung von Speichern an Trafos, dazu laufen Untersuchungen.“ Häckl gibt zu bedenken, es sei schwer genug gewesen, das Speicherprogramm durchzusetzen. (Nicole Weinhold)