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Pflanzenöl

Energieautarkie in der Landwirtschaft?

Raps als Kraftstoff für Traktoren.Foto: © steinchen, Pixabay

Öl, das aus Nutzpflanzen wie zum Beispiel Raps gewonnen wird, kann Diesel als Kraftstoff für Traktoren ersetzen. Allerdings müssen die Maschinen dazu pflanzenöltauglich sein. Dies kann entweder durch eine nachträgliche Umrüstung ermöglicht werden oder die Traktoren werden von vornherein für den Pflanzenölbetrieb konzipiert. Umrüstungen werden bereits seit vielen Jahren erfolgreich durchgeführt. In den meisten Fällen wird dabei ein zusätzlicher Treibstofftank eingebaut. Nach dem Start wird der Motor zunächst so lange mit Diesel betrieben, bis er die für das Pflanzenöl optimale Betriebstemperatur erreicht hat und in den Pflanzenölbetrieb übergehen kann. Denn Rapsöl hat eine höhere Viskosität und einen höheren Flammpunkt als Diesel und muss deshalb erst unter Hitzeeinfluss verflüssigt werden, um den Motor beeinträchtigungsfrei antreiben zu können.

Vor etwa acht Jahren haben mehrere große Landmaschinenhersteller das Potenzial von Rapsöl erkannt und begonnen, Pflanzenöltraktoren ab Werk herzustellen. Vorreiter war Fendt mit dem 820 Vario Greentec, bei dem der Hersteller auf eine Zwei-Tank-Lösung setzt, die nach oben beschriebenem Prinzip funktioniert. Im Jahr 2013 hat der amerikanische Hersteller John Deere dann zum ersten Mal einen Pflanzenöltraktor mit einem einzigen Tank entwickelt, den sogenannten Multi-Fuel-Traktor. In ihm können Mineral- und Biokraftstoffe vermischt werden und er funktioniert mit reinem Diesel, reinem Rapsöl oder jeder möglichen Mischung aus beiden. Damit der Multi-Fuel-Traktor auch den neuesten europäischen Emissionsnormen gerecht wird, wurde das Forschungsprojekt Praxtrak gestartet, das vom Bundesagrarministerium gefördert und in Zusammenarbeit mit John Deere und der Technischen Universität Kaiserslautern realisiert wurde. Als Ergebnis des Projekts hat John Deere im Dezember letzten Jahres einen Stufe IV/ Tier IV konformen Traktor vorgestellt, der zu 100 Prozent mit Pflanzenöl angetrieben werden kann. Ab Ende dieses Jahres wird er serienmäßig hergestellt werden und zunächst in Bayern verfügbar sein.

Förderprogramme als Anreiz

Obwohl die Nutzung von regenerativen Rohstoffen als Treibstoff zahlreiche Vorteile mit sich bringt, ist die Akzeptanz bei Landwirten noch nicht sehr hoch. Eines der Hauptprobleme besteht darin, dass die Umstellung auf Pflanzenöl für Landwirte wirtschaftlich nicht attraktiv ist. Denn die Umrüstung oder gar ein Neukauf eines Traktors sind sehr kostspielig und die Einsparungen im Vergleich zum Dieselpreis zu gering. Um dies zu ändern und Landwirten Anreize für die Verwendung von Pflanzenölkraftstoff zu bieten, hat das Bundesland Bayern das Förderprogramm RapsTrak 200 ins Leben gerufen, das noch bis Ende 2017 läuft. Dabei werden Neuanschaffungen von Pflanzenöltraktoren sowie Nachrüstungen von konventionellen Traktoren für den Pflanzenölbetrieb vom Bayerischen Wirtschaftsministerium bezuschusst.

Doch es muss nicht nur die Wirtschaftlichkeit von Pflanzenöl bewiesen werden, sondern auch dessen Potenziale für den ländlichen Raum. Denn Pflanzenöl als Kraftstoff ist nicht nur im Hinblick auf Energieeffizienz und Klimaschutz interessant, sondern trägt auch zur regionalen Wertschöpfung bei. Berechnungen des Netzwerkprojekts Agrarantrieb, das sich für die Nutzung regional erzeugter Pflanzenölkraftstoffe einsetzt, zufolge, würden nur zehn Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche für den Anbau von Ölsaaten benötigt, um den aktuellen Kraftstoffbedarf aller landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge zu decken. Somit wäre die Landwirtschaft vollständig energieautark und von fossilen Rohstoffen unabhängig. Dabei besteht auch nicht unbedingt Konkurrenz um die Anbauflächen mit anderen Nutzpflanzen, denn Raps kann im Sinne einer nachhaltigen Bodennutzung als Teil einer Fruchtfolge im Wechsel mit anderen Kulturen angebaut werden.

Raps: „Futter“ für Traktoren und Nutztiere

Bei der Verarbeitung von Raps zu Rapsöl wird außerdem eiweißreicher Rapsschrot erzeugt, der als Futtermittel in der Tierzucht verwendet werden kann - ein weiterer Beitrag zur ländlichen Kreislaufwirtschaft. Dadurch können Importe von Sojaschrot als Futter für Nutztiere, auf die die Landwirtschaft heute angewiesen ist, reduziert werden.

Auch die Energiebilanz von pflanzlichem Treibstoff fällt wesentlich besser aus als die von klassischem Diesel. Pflanzen wachsen ja bekanntlich dank Wasser, Sonne und CO2. Demnach ist Rapsölkraftstoff im Grunde genommen gespeicherte Sonnenenergie, die nutzbar gemacht wird. Die CO2 -Bilanz von mit Raps betriebenen Maschinen ist ebenfalls vorteilhafter als die von herkömmlichen Maschinen, denn bei der Verbrennung von Rapsöl wird nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie die Pflanze beim Wachstum aufgenommen hat.  

Dieser Gastbeitrag stammt von www.agriaffaires.de