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Pelletlagerung

XXL-Portion im Vorrat

Bereits 5.000 Pelletfeuerungen mit Leistungen über 50 Kilowatt (kW) brannten nach Schätzung des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband e. V. (DEPV) allein deutschlandweit in 2009. Während der Absatz bei kleinen Kesseln und Öfen sank, registrierte die Pelletbranche bei den größeren Anlagen eine regelrechte Sonderkonjunktur. Zwar dürfte dies insbesondere auf die Konjunkturpakete der Bundesregierung zurückzuführen sein, doch die Nachfrage nach größeren Pelletfeuerungen wächst auch ohne Sonderprogramme. Mehr und mehr Kommunen, Gewerbebetriebe und die Industrie heizen mit den kleinen Presslingen.
Was für Kleinverbraucher gilt, gilt auch für größere Nachfrager: Die höheren Anschaffungskosten für die Kessel verglichen mit den Brenngefäßen für Heizöl oder Erdgas machen sich dank günstigerem Brennstoff über die Jahre bezahlt. Zudem beziehen Kommunen in ihren Klimaschutzstrategien das Heizen mit Pellets ein, geht es doch um die kommunale Vorbildfunktion beim Klimaschutz. Und für Unternehmen wie für die Kommunen bringt das Heizen mit den Presslingen einen Zugewinn an Image.
Dafür ist inzwischen ein beachtlicher Markt auch für Lösungen zum Lagern des Brennstoffs entstanden. Dieser bietet verschiedene Systeme an, die im Prinzip dieselben sind, die der Speichermarkt fürs Eigenheim anbietet – nur in größer. Praktisch für jede Raum- und Platzsituation werden Lösungen angeboten.

Pellets aus der Erde

So geht die katholische Kirchengemeinde St. Gallus in Tettnang mit ihren Pellets unter der Erde. Sie setzte einen Speicher für ihren 120-kW-Pelletkessel in den Boden. Die Dimension ist beachtlich: Der unterirdische Speicher hat einen Innendurchmesser von 5,6 Metern. In den 45 Kubikmeter großen Erdtank passt der Inhalt eines kompletten Pelletsilozugs hinein – das ist ein Tankfahrzeug plus Anhänger: 30 Tonnen. Nach Aushub des Erdreichs wurde der Tank per Kran in den Gemeindegrund gesenkt. Bereits fertig geliefert war er in wenigen Stunden eingebaut.
Die Tettnanger bekamen den kleinsten großen Erdtank der Mall GmbH aus Donaueschingen. Mall bietet in der nächsten Kategorie 55 Kubikmeter (Füllgewicht 37 Tonnen) und darüber hinaus seinen Großen mit 60 Kubikmeter und 40 Tonnen Füllgewicht an (ermittelt jeweils bei einem Pelletschüttgewicht von 650 Kilogramm pro Kubikmeter). Mit dem standardmäßig angebotenen Austragungssystem eignen sich die Erdtanks der Donaueschinger für Kessel bis 200 kW Leistung. Ausgestattet sind sie mit dem Austragungssystem Maulwurf der Firma Schellinger KG. Es saugt die Pellets von oben ab. Bei den sonst üblichen Austragungen ördert eine Schnecke am Boden des Speichers die Pellets aus dem Bunker. Die Saugleistung des Maulwurfs ist allerdings bei Kesseln über 200 kW am Ende. Die leistungsstärkere Schneckenförderung kommt da wesentlich weiter.  So kalkuliert Markus Böll, Sprecher bei Mall: „Wird eine Schneckenförderung mit Spannfeder eingebaut, kann der Tank mit 60 Kubikmeter Speicher für Leistungen bis 1.000 Kilowatt eingesetzt werden.“

Pellets im Container

Besonders schnell wurde in Steinau an der Straße ein großer Speicher installiert. Die Stadt schloss ein Energiecontracting mit der Energiecontracting Heidelberg AG (ECH) ab. Contracting heißt: Die ECH stellt die in ihrem Besitz verbleibende Anlage und liefert mit Preisaufschlag auch den Brennstoff.  In Steinau werden nun das Feuerwehrhaus sowie zwei Gebäude des Bauhofs im Industriegebiet als Ensemble mit Wärme aus Pellets versorgt. Rund 70 Tonnen Presslinge werden im Jahr benötigt. Die ECH fuhr zwei Container vor Ort auf und stapelte sie direkt neben dem Feuerwehrhaus übereinander. Im unteren Container befinden sich der 200-kW-Kessel sowie ein Pufferspeicher mit 3.500 Liter Volumen. Der Container darüber ist das Pelletlager, er umfasst 18 Tonnen Pellets. Joachim Hannig, bei ECH zuständig fürs Contracting, zum technischen Prinzip: „.Die Pellets werden waagerecht am Boden des Containers per Schnecke in Richtung Kessel gefördert. Dort gelangen sie über einen Fallschacht in den Kessel.“ Das ECH-Containersystem ist machbar für Anlagen bis 500 oder 600 kW Leistung. Notfalls wird modular mit zusätzlichen Containern erweitert.
Wie diese Kapazitätserweiterung funktioniert, erläutert Ludger Ottens, Prokurist der Firma C.Tiek GmbH, die ebenfalls Pelletspeicher anbietet: „Nebeneinander gestellte Container werden über eine Querschnecke kombiniert und dann mit dem Kessel verbunden.“ Über die Steuerungstechnik lässt sich dann einstellen, ob die Speicher nacheinander oder synchron entleert werden. Sehr flexibel können Pelletkunden hier Container in Größen zwischen sieben und 60 Kubikmeter kombinieren.

Klassiker gibt’s auch in Groß

Flexibel kombinierbar und schnell aufzustellen sind auch die Gewebesilos der Firma ABS Silo- und Förderanlagen GmbH. Bei Gewebesilos handelt es sich um ein quadratisches Gestell, in dessen Mitte ein Gewebesack befestigt ist. Der Sack verjüngt sich unten konisch zu einer kreisrunden Öffnung, an der das Austragungssystem ansetzt, das Pellets mittels starrer Schnecke oder flexibler Spirale zum Kessel befördert.
Diese mittlerweile klassische Speichertypalternative zum Selbstbaubunker für die Pelletfeuerung im Einfamilienhaus bietet ABS auch für große Feuerungen an. Die Nachfrage ist laut Eshar Issel enorm. Die für den Silovertrieb bei ABS zuständige Frau zählt zu den Firmenprojekten bereits Schulen, Rathäuser, Kindergärten und auch eine Kaserne. Ein Vorteil der Gewebesilos ist, dass sie leicht und schnell aufgestellt sind. Issel: „Die Silos werden anhand der Montageanleitung von zwei bis drei Leuten innerhalb von zwei Stunden aufgebaut.“ Zwar bietet ABS auch einen Montageservice an, doch in der Regel stellen die Heizungsbauer selber auf.

Volumen auf die Reihe bekommen

Große Pelletlager gibt es als Innen- wie Außensilos. Wobei Außensilos auch das Problem mit der Außenansicht verursachen, wie Issel zugibt. „Oft stellen Kommunen zum Beispiel beim repräsentativen Rathaus das Silo in einen Anbau oder verkleiden es mit Holz oder Metall“, berichtet sie. Ist die Raumhöhe zu niedrig für ein Bedarf deckendes Einzelsilo, können kleinere Silos in Reihe „geschaltet“ werden und auf diese Weise das notwendige Speichervolumen sichern. Wie bei den Containern sind die Silos über das Austragungssystem untereinander und mit dem Kessel verbunden. In diesem Fall lässt sich über Absperrschieber bestimmen, ob alle Silos zugleich liefern oder von hinten nach vorne die Speicher entleert werden. Bis zu sechs Silos können bei ABS über eine bis zu 60 Meter lange Spirale verknüpft werden. Bei einem Fassungsvermögen von 30 Tonnen pro Silo ist eine Speicherkapazität von 180 Tonnen möglich.
Selbst klassische Hochsilos, wie man sie aus der Landwirtschaft kennt, können als Pelletspeicher dienen. Ein Beispiel ist das Textilwerk Montana GmbH amp; Co. KG. Das Werk in Nussloch wird mit Pelletwärme versorgt. Die Presslinge ruhen in einem 80 Kubikmeter Blechsilo. „Diese Systemsilos aus der landwirtschaftlichen Technik gibt’s praktisch von der Stange in allen Bauformen“, sagt ECH-Mann Hannig, dessen Arbeitgeber auch bei Montana das Contracting übernahm.
Riesige Speichervolumen zu realisieren sind demnach problemlos möglich mit dem, was der Markt bietet. Doch welche Lagergröße ist im Einzelfall auch wirtschaftlich?

Wie groß soll’s sein?

Die deutsche Tochter des US-amerikanischen Pharmaherstellers Pfizer installierte im August vergangenen Jahres einen 3,8-MW-Pelletkessel am Standort Freiburg im Breisgau, der dem Unternehmen Dampf und Wärme liefert. Pfizer ließ eigens ein Pelletsilo aus Beton gießen, acht Meter hoch und 400 Kubikmeter stark. In die Freiburger Sonderanfertigung passen grob gerechnet 200 Tonnen. Das ist der Presslinge-Jahresbedarf von 45 Einfamilienhäusern. Trotz seiner Größe ist das Silo bezogen auf den Jahresbedarf von Pfizer klein: der beträgt 5.000 Tonnen. Bei 200 Tonnen Speicherkapazität bedeutet dies, dass beim Pharmahersteller der Pellet-Lkw häufig auf dem Hof steht und Nachschub in das Silo bläst.
Pfizer ist ein Extrembeispiel, was die Lieferhäufigkeit betrifft. Dennoch kann das Pharmaunternehmen ein Vorbild sein für andere Besitzer größerer Pelletfeuerungen. Denn viele der Großverfeurer denken beim Lagern noch häufig so wie Verbraucher im Eigenheim. Hannig: „Der komplette Jahresbedarf soll in einen Speicher. Oder zumindest soll man mit dem Vorrat über den kompletten Winter kommen.“ Bis zu welcher Größenordnung aber ist dies sinnvoll und wo beginnt das Hamsterdenken? Zusätzlich zur Platzfrage machen nämlich fünfstellige Euro-Kostendifferenzen je nach Kauf kleinerer oder größerer Pelletspeicher genaues Nachrechnen sinnvoll.

Orientierungsgröße Silo-Lkw

Hier zeigt Pfizer einen Weg. Die Pharmafirma hat mit der ECH die Belieferung des Werks mit Presslingen für zunächst fünf Jahre vereinbart. ECH-Tochter EC Bioenergie Heidelberg GmbH (ECB) oder von ihr beauftragte Partner liefern sogar alle ein bis zwei Tage zu Pfizer. Es ein guter Deal für beide Seiten: Produzenten und Händler garantieren sich gegenseitig Absatz und Planbarkeit. Mehrkosten durch den Treibstoffverbrauch aus den vielen Transporte werden durch einen Nachlass im Pelletverkauf ausgeglichen, den der Händler bei Großabnahmen einräumen kann. Die Größe seines Pellettanks gewährt dem Konzern freilich einen Puffer gegen einen Lieferausfall. Pfizer macht zur Bedingung, dass mindestens 100 Tonnen Pellets ständig auf Vorrat sind. Das entspricht dem Brennstoffbedarf für etwa vier Tage.
Voraussetzung für häufiges Tankfüllen ist generell, dass der Lieferant den Inhalt eines vollen Silofahrzeugs beim Kunden loswerden kann.  Das beantwortet auch die Frage, woran das  Volumen eines Tanks größerer Pelletfeuerungen bemessen werden sollte: Bei entsprechendem Brennstoffbedarf sollte es sich an der Kapazität eines Silofahrzeugs orientieren, empfiehlt ABS-Verkäuferin Issel. Außerdem müsse der Tank einen Pufferzuschlag aufnehmen können, damit der Logistiker nicht unter Druck steht, sofort die volle Fuhre liefern zu müssen. Man solle sich Händlerangebote einholen und feste Verträge machen: „Ab zehn bis 15 Tonnen bekommt man einen guten Preis.“
Allerdings bedeutet regelmäßige Anlieferung für den Kunden bei knapp bemessenen Puffern auch mehr Abhängigkeit vom Lieferanten. ECH-Mann Hannig: „Man sollte Lieferanten haben, denen man vertrauen kann.“ Das Unternehmen Pfizer vertraut darauf, dass es in Freiburg mit Hilfe von Pelletwärme 3,3 Milliarden Tabletten und Kapseln pro Jahr produzieren kann.
DITTMAR KOOP