Der Grund: Eine im Baufeld zuvor unentdeckte Weichbodenschicht zwischen den Sedimentschichten beeinträchtigt die Tragfähigkeit des Meeresbodens.
Laut Florian Meier, Projektleiter für seismische Untersuchungen am Fraunhofer IWES, gibt es aus technischer Sicht heute eigentlich keinen Grund mehr für Überraschungen wie bei Sylwin. Mit der Universität Bremen hat das IWES mehrkanalseismische Messverfahren aus dem Öl- und Gassektor für die Offshore-Windnutzung angepasst und erprobt. Das Verfahren sei bereit für die kommerzielle Anwendung. Derzeit würden Projektentwickler in den Voruntersuchungen des Baugrunds – sie sind für die Baugenehmigung erforderlich – jedoch hochfrequente einkanalseismische Messgeräte bevorzugen. „Sie zeigen die Sedimentschichten nur bis in eine Bodentiefe von 20, maximal 30 Metern. Die Signale sind zudem oft undeutlicher und schwieriger zu interpretieren“, sagt Meier.
Für belastbare Daten sei es nötig, den Seegrund über die gesamte Tiefe der Gründung von Turbinen und Umspannwerken zu durchleuchten. Das ermöglicht die mehrkanalseismische Messung mit Eindringtiefen von bis zu 200 Meter. Bei dem Verfahren zieht ein Schiff einen etwa 100 Meter langen Schlauch über das Baufeld. Hochsensible Hydrophone im Innern des Schlauchs horchen in den Baugrund hinein und liefern ein scharfes Abbild der Sedimentschichten. Insgesamt ist das Messverfahren etwas aufwändiger und teurer. Mit Kosten im fünfstelligen bis unteren sechsstelligen Bereich gehört der Kapitalaufwand der einmaligen Messkampagne aber eher „zum finanziellen Grundrauschen der Offshore-Projekte“, sagt Meier. Dafür bewahrt es die Planer vor kostspieligen Überraschungen.
Neue Messverfahren