Die Solarthermiebranche erlebt derzeit einen Übergang vom privaten zum gewerblichen Segment. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Marktstudie ISOL Navigator von Solrico in Bielefeld. Dazu haben die Analysten die Attraktivität und Wachstumschancen der 18 wichtigsten Solarthermiemärkte miteinander verglichen. Am zufriedensten mit der aktuellen Geschäftslage zeigten sich Branchenvertreter in Brasilien, der Türkei, Indien und Griechenland. Weniger positiv sehen die im Rahmen der Studie befragten Unternehmen die Entwicklung im bisher besten Markt: China. Damit wird sich die negative Entwicklung für die Solarthermiebranche im Reich der Mitte fortsetzen. Schon im vergangenen Jahr war der Absatz von solarthermischen Systemen in China um 20 Prozent eingebrochen, nachdem er vorher um durchschnittlich 30 Prozent pro Jahr gewachsen war.
Markt für kleine Anlagen in China ist gesättigt
Der Absatz von solarthermischen Systemen in China stützte sich bisher auf kleine private Installationen. Nicht nur die Bewohner von Einfamilienhäusern kauften sich einfache Solarthermieanlagen zur Trinkwassererwärmung. Die Systeme sind auch bei Mietern von Wohnungen sehr weit verbreitet, die sich sogenannte Syphonanlagen kauften und diese auf den Balkonen aufstellten. Offensichtlich ist der Markt aber weitgehend gesättigt. Deshalb sehen die Hersteller die größten Chancen in China für die kommenden fünf Jahre vor allem in der Prozesswärme. Diese wird sich im Reich der Mitte sehr dynamisch entwickeln. Den gleichen Wandel werden auch Brasilien und Indien erleben. Bisher sind die Anlagen zur Erzeugung von Prozesswärme in allen drei Ländern noch wenig verbreitet.
Die drei großen Märkte verändern sich
Damit werden sich vor allem die für die Solarthermie wichtigsten Märkte stark verändern. Dass die sogenannten BRIC-Staaten auch weiterhin das Geschehen in der Solarthermie bestimen werden, davon geht die Mehrheit der Hersteller aus. Dazu kommen noch die Türkei und Griechenland. Nach Prognosen der im Rahmen der Marktstudie befragten Unternehmen wird in diesen beiden Ländern allerdings die Nachfrage nach Systemen für Mehrfamilienhäuser den Absatz bestimmen. Jedes dritte der befragten Unternehmen geht davon aus, dass das Segment der Mehrfamilienhäusern dort genauso wichtig werden wird, wie das der Einfamilienhäuser. Ein zweites Standbein für die Hersteller wird vor allem die Installation in öffentlichen Gebäuden sein. Davon geht jedes sechste Unternehmen aus.
Förderprogramm in Großbritannien zeigt Wirkung
Mit Großbritannien rückt ein weiterer Absatzmarkt für die Branche in den Blickpunkt. Den Grund sehen die Analysten in der Förderung. Seit dem vergangenen Jahr können die britischen Einfamilienhausbewohner auf ein üppiges Unterstützungsprogramm zurückgreifen, bei dem nicht mehr die Investition sondern die erzeugte Kilowattstunde Wärme gefördert wird. Diese Renewable Heat Incentive gilt immerhin schon seit Anfang April 2014. Dies war der Grund, warum das Vereinigte Königreich in der Wahrnehmung der Hersteller von solarthermischen Systemen einen großen Sprung nach vorn machte.
Polnischer Markt bricht ein
Schlecht hingegen bewerten die befragten Unternehmen hingegen die Chancen für den einstigen Vorzeigemarkt Europas. Denn in Polen geht der Absatz der Anlagen stark zurück. Warschau hat allerdings die langjährige Förderung der Solarthermie beendet und konzentriert sich jetzt stärker auf die Photovoltaik. Damit sehen die Marktaussichten für Mitteleuropa eher düster aus. Denn auch die bisher gut laufenden Absatzmärkte Österreich und Tschechische Republik werden hinter den Zahlen der vergangenen Jahre zurückbleiben. Kurzfristig sehen die meisten Hersteller mit einem rückläufigen Markt.
Abwärtstrend in Deutschland gebremst
Im Gegensatz dazu wird sich der bisher noch schwächelnde Markt in Deutschland besser entwickeln als in den vergangenen Jahren. Denn nachdem im Jahr 2008 die solarthermischen Systeme hier boomten, ging der Absatz stetig zurück. Nur im Jahr 2011 konnte die Branche in Deutschland den Markteinbruch kurz stoppen. Jetzt geht die Hälfte der Hersteller davon aus, dass der Abwärtstrend beendet ist und sich der Markt mindestens stabilisiert oder sogar wieder erholt und der Absatz steigt. (Sven Ullrich)