Auf Initiative des Bundesverbandes Windenergie (BWE) Niedersachsen/Bremen und des Fachverbandes Bioenergie (FvB) sowie von Solarinitiativen hat sich der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) Niedersachsen Bremen nun offiziell gegründet. Ziel des Zusammenschlusses ist es, gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen der Energiewende zu finden und Niedersachsens Rolle bei der Energiewende im Dialog mit politischen Entscheidungsträgern zu stärken.
In den vergangenen Wochen und Monaten sind in zahlreichen Bundesländern Landesverbände für erneuerbare Energien gegründet worden. Während einige Landesverbände für erneuerbare Energie wie Sachsen-Anhalt und NRW seit Jahren bestehen, werden andere gerade in jüngerer Zeit gegründet, um die Bereiche Windenergie, Solarenergie, Bioenergie, Geothermie, Wasserkraft, Kraft-Wärme-Kopplung und Energieeffizienz auf Landesebene politisch zu stärken. Der LEE Mecklenburg-Vorpommern wurde 2017 gegründet, Schleswig-Holstein folgte 2018. Nun haben sich also auch die niedersächsischen Verbände offiziell vereinigt.
Inwiefern ist diese Entwicklung auch der politischen Situation der erneuerbaren Energien geschuldet? „Es ist seit geraumer Zeit schon so, dass wir mit den erneuerbaren Energien einen neuen Branchen- und Wirtschaftszweig haben, der sich historisch entwickelt hat“, erklärte Peter Röpke, Geschäftsführer des Dachverbands auf Bundesebene, des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE). „Wir sehen, dass hier noch einiges an Rahmenbedingungen zu entwickeln ist auf Bundes- und auf Länderebene. Die Situation wie wir sie jetzt augenblicklich haben, bringt erstrecht den Bedarf hervor, dass vor allem die Unternehmen, die auf Landesebene oft tätig sind, sich artikulieren.“ Mit der schwierigen aktuellen Situation sei etwa gemeint, dass im Koalitionsvertrag Sonderausschreibungen stehen, die umgesetzt werden sollen. „Und die Unternehmen, die hier in den Ländern Niedersachsen und Bremen tätig sind, möchten das natürlich zur Ansprache bringen. Da sind die Interessen natürlich auf Landesebene auch groß, die Firmen zu unterstützen.“
Der BEE begrüßt das Engagement der Länder. „Uns ist bewusst, dass die Musik nicht nur in Berlin spielt“, sagte Röpke auf der Gründungsversammlung. „Die Länder unterstützen die Entwicklung der Erneuerbaren maßgeblich.“
Mit einer Stimme sprechen
Für Politiker soll es künftig einfacher werden, mit den Regenerativverbänden zu kommunizieren. Man könne nicht mit 29 Verbänden auf die Politik zugehen. „Das ist das generelle Problem der Erneuerbaren: Wir haben zu viele Verbände und es fällt der Politik zunehmend schwer, sie am Ende entsprechend zu hören und zu würdigen“, sagte LEE-Sprecher Wilhelm Pieper. „Darüber hinaus können nur alle erneuerbaren Energien zusammen die Energieversorgung sicherstellen. Deswegen soll der Landesverband Erneuerbare Energien eine Klammer bilden, wo sich alle Erneuerbaren wiederfinden können, ohne ihre fachspezifische Kompetenz einzubüßen. Es gibt nur ein Miteinander der Erneuerbaren, und ich denke, da müssen wir uns drauf konzentrieren, dass wir am Ende eine Einheit bekommen. Dann sollte es einen Verband geben, in dem sich jede Sparte wiederfindet. Die fossil-atomare Energiewirtschaft hat es vorgemacht. Es gibt einen BDEW, und wenn wir auf Sicht dagegen an arbeiten und unsere Interessen durchsetzen wollen, haben wir keine Alternativen.“
Pieper betonte während der Gründungsversammlung, alle Erneuerbaren könnten zusammen eine wirtschaftliche Vollversorgung eines Industrielandes schaffen. „Dazu braucht man die Sektorenkopplung. Bioenergie leistet hier einen wichtigen Beitrag, weil sie jederzeit liefern kann.“ Er erklärte, bisher werde erst ein Drittel des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Da aber auch die Sektoren Wärme und Mobilität sauber werden sollen, müsse die Windenergie noch erheblich ausgebaut werden. „Wir brauchen 50 bis 60 Prozent Windenergie, 20 bis 30 Prozent Solar und 10 bis 12 Prozent Bioenergie.“
Pieper verwies noch auf Herausforderungen in Niedersachsen. So sei dort die Zusammenarbeit mit dem Nabu schwierig. „Klimaschutz und Artenschutz gehören zusammen. Jeden Tag verlieren wir 100 Arten durch den Klimawandel.“ Entsprechend wichtig sei der Ausbau der Erneuerbaren wie etwa der Windenergie. Auch die Biobranche bewegt sich seit geraumer Zeit in schwierigen Gefilden. In Niedersachsen wird dem weiteren Ausbau oder einer Modernisierung viel entgegen gesetzt. Setzt sich der Trend fort, wird der Anteil der Bioenergie schon bald sinken, weil Altanlagen vom Netz gehen. Das wäre ein Rückschritt für die Energiewende.
Der Startschuss für das Sprechen mit gemeinsamer Stimme erfolgte bereits im Oktober 2017 im Rahmen des Branchentages des BWE-Landesverband Niedersachsen/Bremen und der Regionalgruppen der erneuerbaren Energien in Niedersachsen, als die Gründungsabsicht erklärt wurde. Der Windbranchentag Niedersachsen findet in diesem Jahr am 23. Oktober statt. Das Magazin ERNEUERBARE ENERGIEN und der BWE werden dazu wiederum ein Sondermagazin erstellen – in dem auch Sie sich mit Ihrer Firma vorstellen können.
(Nicole Weinhold)