Herr Piepenbrink, welche Märkte für Stromspeicher werden sich im kommenden Jahr voraussichtlich gut entwickeln?
Andreas Piepenbrink: Für E3/DC steht weiterhin der Markt in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Vordergrund. In den vergangenen sechs Jahren sind die Speichertechnik und die Qualität der Systeme sehr erfolgreich entwickelt und in den Markt eingeführt worden. Der Heimspeichermarkt in Deutschland ist mit Wachstumsraten von 60 bis 90 Prozent pro Jahr auf rund 35.000 Systeme gewachsen.
Wird das Wachstum so weitergehen?
Wir kommen jetzt an die Kapazitätsgrenze der Solarbetriebe. Auf der einen Seite sind in der Solarkrise ab 2012 etwa 80.000 Arbeitsplätze weggefallen und eine Neuqualifizierung braucht Zeit. Auf der anderen Seite können die meisten Heizungsbauer und Elektrobetriebe bisher keine Photovoltaikanlagen mit Speicher vertreiben und installieren. Es ist leider zu befürchten, dass die steigende Nachfrage insbesondere aus dem Neubaubereich nicht befriedigt werden kann. Als logische Konsequenz folgt daraus, dass der Speichermarkt – wie bereits im laufenden Jahr – zunächst nur noch linear wachsen wird.
Gibt es neue Märkte jenseits der bisherigen, die sie als Ziel für das kommende Jahr vorgesehen haben oder bei denen sie Aussichten auf Entwicklung sehen?
Australien ist grundsätzlich ein interessanter Markt, den E3/DC beobachtet. Er ist aber stark renditegetrieben mit wenig Anspruch an Qualität. Der private Sektor in Australien ist ein Markt mit sehr kleinen Photovoltaikanlagen und standardisierten einphasigen Produkten, die meist über den Großhandel vertrieben werden. In den USA verhält es sich ähnlich, doch dort ist in der Zukunft eine sehr hohe Nachfrage zu erwarten – die USA sind langfristig ein besonders interessanter Markt.
Bisher sind es vor allem die Heimspeicher, die den Zubau bestimmen. Das Segment der Gewerbespeicher ist bisher noch klein. Wird sich das aus Ihrer Sicht im kommenden Jahr ändern?
Die Heimspeicher werden im Fokus bleiben, aber mit höherer Leistung und mehr Kapazität. Ziel muss es sein, dass möglichst alle Neubauten mit Photovoltaik und Wärmepumpen ausgestattet werden. Auch die Elektromobilität treibt Speicheranwendungen voran. So wird es Standard werden, Elektroautos am Abend aus dem Speicher zu laden. Entscheidend ist dabei die richtige Auslegung der Häuser mit Photovoltaikanlagen, die eine echte Sektorenkopplung ermöglichen.
Die Erhöhung des Eigenverbrauchs war bisher der Markttreiber. Wird das auch bei größeren Anwendungen wie Quartiers- und Gewerbespeicher der Fall sein?
Die Eigenversorgung mit Stromspeichern beschränkt sich weiter auf private und kleinere gewerbliche Anwendungen. Eigenverbrauchsmodelle für Großverbraucher oder in Quartieren sind zwar denkbar, aber energiepolitisch und energiewirtschaftlich bisher nicht gewollt. Für den wirtschaftlichen Betrieb von Quartiersspeichern außerhalb von Testanwendungen und von netzdienlichen Großspeichern gibt es in Deutschland bisher kein tragfähiges Geschäftsmodell. Anders ist es in den USA oder Australien, wo es erheblich größerer Anstrengungen der Netzbetreiber bedarf, um die Netze stabil zu halten.
Die Wirtschaftlichkeit von Speichern ist derzeit noch eine Frage der Preisentwicklung für die Geräte. Da hat die Branche schon viel geschafft. Mit welcher Preisentwicklung rechnen Sie im kommenden Jahr?
Die Preise für Batteriezellen werden weiter fallen, weil die Entwicklung durch die Elektromobilität getrieben wird. Grundsätzlich darf man sich die Kostensenkungspotenziale aber nicht so extrem wie bei kristallinen Solarzellen vorstellen, denn die Materialkomplexität ist bei der Elektrochemie deutlich höher. Es kommen auch Heimspeicherbatterien als Derivate der Automobiltechnik in den Markt, die einen gewissen Preisdruck ausüben. Es handelt sich dabei aber um standardisierte Komponenten, nicht um Systemtechnik mit Energiemanagement und Service. Im System hat die Zelle nur einen geringen Wertschöpfungsanteil. Die Entwicklung immer leistungsfähigerer intelligenter Speichersysteme, die eine Sektorenkopplung effektiv unterstützen, ist anspruchsvoll und lässt deutliche Preissenkungen nicht zu. Im Gegenzug erreichen die Anwender aber immer mehr Autarkie und Kosteneinsparung. Grundsätzlich gilt: Der Endkunde muss beim Speichersystem auf Marke und Qualität setzen, wenn er in zehn Jahren noch Service haben möchte.
Welche technologische Entwicklung haben Sie für die kommenden Monate geplant?
Für E3/DC stehen derzeit die neuen Produktlinien S10 E PRO und Quattroporte im Vordergrund. Das Hauskraftwerk S10 PRO ist für Kunden entwickelt worden, die große Wärmepumpen und Elektroautos auch über den Stromspeicher bedienen wollen. Dazu stellt die PRO-Serie eine marktweit einzigartige Ladeleistung von bis zu 12 Kilowatt bereit. Die Quattroporte-Serie ist eine modulare Speicherlösung zur Nachrüstung von bestehenden Photovoltaikanlagen im privaten wie auch im gewerblichen Bereich.
In zwei Jahren laufen die ersten Photovoltaikanlagen aus der EEG-Förderung heraus. Wie wird das die Nachfrage nach Speichern beeinflussen und vor allem in welchen Segmenten? Schließlich sind die ersten Anlagen, die das betrifft, auch größere Generatoren.
Natürlich werden viele Betreiber nach dem Auslaufen der Vergütung auf Eigenverbrauch und Speicherlösungen setzen und zwar unabhängig von der Generatorleistung. Denn das Potenzial des direkten Eigenverbrauchs ist fast immer sehr begrenzt. Das wird aus unserer Sicht aber nicht sofort ab 2020, sondern einige Jahre später marktrelevant werden, wenn eine größere Zahl von Anlagen aus der Förderung fällt. E3/DC ist mit dem Speicherportfolio sehr gut vorbereitet: Wir haben eine modulare und preislich attraktive Nachrüstlösung im Programm, sehen aber bei den 20 Jahre alten Anlagen mit ihrer oft veralteten Wechselrichtertechnik auch Potenzial für die Hauskraftwerke. Denn die Speichersysteme S10 MINI, S10 E und S10 E PRO enthalten immer den zur Generatorleistung passenden Solarwechselrichter und das Energiemanagement. Das erlaubt den Anlagenbetreibern den direkten Weg in die Sektorenkopplung mit Elektromobilität und Wärmeerzeugung.