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Expertentipp

Spezialist wird Generalist

Geschafft! Das denken viele, wenn sie die Berufung auf die Position eines Geschäftsführers mit der Gesamtverantwortung für alle Bereiche eines Unternehmens erhalten. Denn es ist immer noch ein entscheidender Karriereschritt, auf den die Kandidaten oft über Jahre hingearbeitet haben. Während sie dies zu Recht entsprechend feiern, sollten sie gleichzeitig bedenken, dass sie damit nicht am Ziel, sondern am Start zu etwas Neuem sind. Wer auf der neuen Position nachhaltig erfolgreich sein will, muss sich nämlich als Führungskraft selbst neu definieren. Gerade der Aufstieg eines Managers innerhalb des Unternehmens stellt diesen vor die Herausforderung, die eigene Rolle und Perspektive zu wechseln. Denn es geht nicht länger darum, die Interessen der eigenen Sparte oder Abteilung innerhalb des Unternehmens zu verfolgen, sondern das Zusammenspiel und den Erfolg aller Führungskräfte zu managen.

Zur neuen Rolle als Geschäftsführer gehört daher die Einsicht, dass es nicht ausreicht, sich nur auf die bestehenden Erfahrungen und das Wissen aus der eigenen Spezialdisziplin zu verlassen. Vielmehr ist es notwendig, in der Gesamtverantwortung zeitnah genügend Wissen über alle Aufgabenbereiche des Unternehmens zu erlangen, sodass Entscheidungen getroffen und die Tätigkeiten der geführten Manager beurteilt werden können.

Sich in neue Bereiche einarbeiten

Dieser Schritt vom Spezialisten zum Generalisten ist die eigentliche Hürde, die es auf dem Weg zum erfolgreichen Geschäftsführer zu bewältigen gilt. Nicht wenige Kandidaten scheitern an der Komplexität ihrer neuen Aufgabe oder befassen sich lieber weiter intensiv mit ihrem vertrauten Spezialgebiet, statt sich der Herausforderung zu stellen, sich in neue Bereiche einzuarbeiten und von den untergebenen Spezialisten zu lernen. So treibt der ehemalige Vertriebsleiter und heutige Geschäftsführer beispielsweise die Entwicklung des Customer-Relation-Managementprogramms weiter persönlich voran und vernachlässigt produktionsrelevante Aufgaben. Mit der Konsequenz, dass der neue Vertriebsleiter in seinem Handlungs- und Kompetenzspielraum eingeschränkt wird und neue Produkte oder Verbesserungen bei der Produktion auf der Strecke bleiben.

Häufig ist die Karriereentwicklung von Führungskräften ins Top Management davon geprägt, dass sie gesetzte Aufgabenstellungen erfolgreich gelöst und vorab definierte Ziele erreicht haben. In der Rolle des Geschäftsführers sind sie nun gefordert, sich von Problemlösern zu Themensetzern zu entwickeln und die notwendige Gesamtarchitektur für das Unternehmen gemeinsam mit ihren Führungskräften zu erarbeiten. Dabei sind der umfassende Blick auf die Unternehmensstruktur, die Prozesse, die darin ablaufen, und die notwendigen Qualifikationen der Manager ebenso wichtig wie das Verständnis, dass diese Aspekte systemisch miteinander verbunden sind. Möchte ein Unternehmen zum Beispiel seine Kundenstruktur von mittelständischen Unternehmen hin zu internationalen Konzernen entwickeln, wird eine Key-Account-Struktur eingeführt. Wenn allerdings nicht geprüft wird, ob die internen Ressourcen für ein komplexeres Vertrags- und Tendermanagement vorhanden sind oder zeitnah aufgebaut werden müssen, fehlt ein wichtiges Element im System.

Sprung ins Rampenlicht

Mit der neuen Aufgabe geht schließlich auch eine erhöhte Aufmerksamkeit einher. Der Sprung ins Rampenlicht ist ein Teil der Herausforderung, Geschäftsführer zu sein. Strategien und Visionen zu entwickeln, ist das eine, sie zu kommunizieren und als Vorbild mit Leben zu erfüllen, das andere. Die internen Akteure schauen immer auf den Hauptverantwortlichen, um Hinweise für das „richtige“ Verhalten zu bekommen. Je weiter man also auf der Karriereleiter vorankommt, desto größer ist die Vorbildfunktion. Deshalb ist es umso wichtiger, die eigene Wirkungsweise zu kennen und bewusst einzusetzen, um Ziele zu erreichen.

Dieser Artikel ist in der Printausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN von September 2014 erschienen. Gefällt er Ihnen?  Holen Sie sich jetzt ein kostenloses Probeabo unseres Magazins.