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EU-Forschungsprojekt 2ndVegOil in Brüssel präsentiert

Pflanzenöldiesel in der Warteschleife

Die Ergebnisse könnten Diesel aus Pflanzenölen eigentlich Schub geben. Der Landmaschinenhersteller John Deere sagt, dass das Projekt erbrachte, dass Motoren mit modernen Abgasnachbehandlungssystemen (Dieselkat (DOC), Dieselpartikelfilter (DPF), SCR-Katalysatoren) mit reinen Pflanzenölkraftstoffen betrieben werden können, gemäß den Abgasnormen EURO 6 für Straßenfahrzeuge (gilt ab 1. Oktober 2013) und der nächsten Stufe für Off-Road-Fahrzeuge, EU 4 respektive US Tier 4.

Vor Filter

Ein Ziel von 2ndVegOil im Projektfeld Kraftstoffe war beispielsweise, Biodiesel aus Rapsöl zu gewinnen, in dem die Elemente Phosphor (P), Calcium (Ca) und Magnesium (Mg) so verringert sind, dass die modernen, hochgezüchteten Kats in den Fahrzeugen keinen Schaden nehmen. In Feldtests fuhren 16 Deere-Traktoren in vier Ländern 24.000 Betriebsstunden zusammen.

Projektkonsortium

2,2 Millionen Euro flossen in das EU-Forschungsprojekt 2ndVegOil. Unter Federführung des Traktorherstellers John Deere kam ein Forschungskonsortium aus neun Partnern zusammen, darunter drei deutsche Unternehmen. Der US-amerikanische Landmaschinenhersteller aus Illinois war mit seinem Werk in Mannheim (JDWM) beteiligt. Deere hatte die Federführung des Projekts. Die deutschen Partner waren: Die Vereinigte Werkstätten für Pflanzenöltechnologie (VWP) aus Allersberg südlich von Nürnberg, außerdem die Technische Universität München (TUM), die die Testreihen koordinierte und die regineering – Duft amp; Innerhofer GbR aus Denkendorf, ein Entwickler im Bereich Pflanzenölkraftstoffe und –motorentechnik, das erst 2008 gegründet wurde. Die anderen Projektteilnehmer kamen aus Frankreich, Holland und Polen. Kurz vor Weihnachten wurden die Ergebnisse abschließend präsentiert, und die Politik war des Lobes voll.

Statt Saudis Sprit von Bauer Umme

Denn der Einsatz von Biodiesel aus Pflanzenölen in Nutzmaschinen macht Sinn. Was möglich ist und vielerorts bereits geschah in Deutschland: In Mühlen wird aus Raps Öl gepresst und der übrig bleibende Presskuchen verfüttert. Der Weg der Produktion vom Feld über die Ölmühle bis zum Tank im Traktor ist kurz. Wertschöpfung bleibt in der Region. Und aller Unkenrufe zum Trotz ist in Deutschland Fläche für Tank und Teller vorhanden.

Warten auf Godot?

Doch wer kann das jetzt hierzulande umsetzen. Der Absatz reinen Biodiesels in Deutschland liegt seit 2009 bei 200.000 bis 300.000 Tonnen pro Jahr. Er hatte seine Position am Markt erzielen können über Preisvorteile gegenüber fossilem Diesel. Mit Einführung einer Mineralölsteuer auch für Biodiesel setzte der Absatzrückgang ein (ERNEUERBARE ENERGIEN 2/2011). 2008 lag der Absatz noch bei 1,2 Millionen Tonnen. 2006 bei 1,9 Millionen Tonnen. Seitdem verschoben sich die Gewichte beim Biosprit vom Reinkraftstoffmarkt zur Beimischung. Der Reinkraftstoffmarkt ist heute eine Nische. In der Landwirtschaft kommt für die Verbreitung von Biodiesel erschwerend hinzu, dass fossiler Diesel, der in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt wird, in Form von Rückerstattungen eines Teils der Mineralölsteuer subventioniert wird (Agrardiesel). Der Dramatiker Samuel Beckett hat in seinem berühmtesten Theaterstück bekanntlich zwei Landstreicher und mit ihnen das Publikum vergeblich auf die Ankunft eines gewissen Godot warten lassen. So könnte es dem Diesel mit der Aussicht auf Unterstützung von Seiten der Politik ergehen. Wenn aber ökonomische Bedingungen nicht stimmen, dann nutzen Forschungsergebnisse wenig. (Dittmar Koop)