Die Studie des Instituts für Logistik und Unternehmensführung der Technischen Universität Hamburg-Harburg und des Beratungsunternehmens Pleyma erhebt die wichtigsten Risiken und vergleicht sie mit der Vorgängerstudie 2008. Grundlage ist eine Befragung von 380 Unternehmen der gesamten Lieferkette.
Neu bewertet
Im Vergleich zu 2008 bewerten die Unternehmen die meisten Risiken etwas schwächer. Deutlich weniger werden Qualitätsprobleme oder Gesetzesänderungen mit Einfluss auf die Lieferungen befürchtet. Starke Anstiege sind hingegen bei Wechselkursschwankungen und langfristigen Verfügbarkeitsproblemen von Komponenten zu verzeichnen. Erneut haben sich dabei die steigenden Rohstoff und Bauteilpreise zusammen mit Wechselkursschwanken als größte Risiken herauskristallisiert. Neu ist die Angst vor schwankenden Mengenabnahmen, dem Verlust von Kunden an internationale Wettbewerber und der Insolvenz von Kunden.
Anwendungsdefizit
Bei der Umsetzung des unternehmensübergreifenden Risikomanagements in geeignete Maßnahmen lassen die Antworten – wie bereits vor zwei Jahren – deutlich ein Anwendungsdefizit zu erkennen: Obwohl alle zur Auswahl stehenden Maßnahmen als mehr (langfristige Kunden- Lieferantenbeziehungen) oder weniger (Einsatz von Notfallteams und Risikomanagern) geeignet angesehen werden, kommen sie teilweise sogar deutlich weniger zum Einsatz. Am stärksten ist die Diskrepanz zwischen der Einschätzung als geeignet und der tatsächlichen Anwendung beim Einsatz von Frühwarnsystemen und einer Kontinuitätsplanung.
Materiallieferanten vorn
Ansätze aus dem Supply Chain Risk Management werden heute nur von rund 40 Prozent der befragten Unternehmen aus der Windenergieindustrie eingesetzt. Dabei sind die Materiallieferanten am weitesten fortgeschritten. Als größtes Hindernis für den Einsatz von Riskomanagement in der Lieferkette geben die Unternehmen zu knappe Managementkapazitäten an. Statt eines unternehmensübergreifenden Riskiomanagements bevorzugen die meisten Unternehmen noch ein klassisches Lieferantenmanagement wie die Auswahl zertifizierter Lieferanten und langfristige Partnerschaften. „Insgesamt erscheinen Unternehmen aus der Branche trotz fortschrittlicher Technik eher konservativ aufgestellt“, lautet daher das Fazit der Studie. (Stefan Kohl)