ADS-TEC Energy verknüpft Speicher mit der Elektromobilität. Welchen Ansatz verfolgen Sie dabei?
Dennis Müller: Wir bieten hochintegrierte Lösungen – Produktplattformen im Bereich Elektromobilität und Industriespeicher, bei denen leistungsstarke Komponenten ideal aufeinander abgestimmt sind und die damit beste, erprobte Anwendungen ermöglichen – entwickelt und produziert in Deutschland. Unser Ansatz geht weit über eine einfache Ladestation hinaus: Wir leisten einen aktiven Beitrag zur Zukunft der Energiewende.
Welche Bedeutung hat der Speicher für die Elektromobilität und das Laden von Solarstrom – geht das über das reine Peakshaving hinaus, etwa um mehr Solarstrom in Autoakkus zu bekommen?
Der Speicher ermöglicht das Schnellladen überall dort, wo es gebraucht wird und wo ein Ausbau der Netzinfrastruktur nur bedingt möglich ist – im ländlichen genauso wie im urbanen Raum. Damit unterstützen unsere Schnellladesysteme auch die Verbreitung und Akzeptanz von Elektromobilität. Der Einsatz von batteriegepufferten Ultraschnellladesäulen wie sie ADS-TEC Energy mit der Chargebox bereits anbietet – und in Form neu entwickelter Systeme kurzfristig vorstellen wird –, hilft unter anderem auf nachhaltige Weise, die nötige Gesamtzahl der Ladesäulen zu reduzieren. Denn aufgrund der hohen Leistung können deutlich mehr Fahrzeuge in kürzerer Zeit geladen werden. Die Energie- und CO2-Bilanz beim Laden eines Elektrofahrzeugs wird optimiert, weil der Strom aus Solar- oder Windkraft in konstanter Qualität im Speicher gesichert werden kann, bis er von dort vom Elektroauto abgerufen wird. Oder anders gesagt: Das ADS-TEC Energy Schnellladesystem liefert Energie, wenn Sie gebraucht wird, und nicht nur wenn der Wind weht.
Unterscheidet sich dies im Gewerbe und im Bereich der öffentlichen Ladeinfrastruktur oder sind hier die Ansätze gleich?
Nein, die Mehrwerte sind für beide Bereiche gleich. Die Betreiber einer öffentlichen Ladeinfrastruktur müssen lediglich weitere Regularien in der Bezahlung der Dienstleistung beachten. Unsere neu entwickelte Schnellladelösung hat ein Bezahlterminal integriert, für die Chargebox empfehlen wir kompatible Hardware.
Wie rechnet sich der Speicher, um mehr Solarstrom zu laden – oder ist dies nur ein Zusatznutzen, wenn der Speicher ohnehin schon vorhanden oder eingeplant ist?
Das ist abhängig vom Standort und den Nutzungszeiten der Ladestationen. Aber wenn keine Sonne am Himmel scheint, rechnet sich ein Speicher, weil er Solarstrom sichern und jederzeit zur Verfügung stellen kann. Bei unserer Chargebox ist der Speicher integriert.
Welche Hürden müssten abgebaut werden, um den Zubau von Speicherkapazitäten – auch in Kombination mit Ladesäulen – zu beschleunigen?
Es braucht eine stärkere Gleichberechtigung von Netzausbau versus Einsatz von Speichern. Das betrifft alle Bereiche von Förderprogrammen für den Aufbau von Ladeinfrastruktur genauso wie die Erreichung von Zielen im Rahmen von „Masterplan Ladeinfrastruktur Europa“, wo ja Millionen von Ladepunkte aufgerufen werden. Wenn man diese in der nötigen Zeit umsetzen möchte, muss man auch stärker auf speicherbasierte Lösungen setzen statt fast ausschließlich den teuren Netzausbau zu fokussieren.
Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Speichern in dem Segment, das Sie bedienen?
Die Nachfrage steigt segmentübergreifend, ob bei Industriespeichern, Heimspeichern oder bei unseren speicherbasierten Ultraschnellladesystemen.
Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?
Der Bedarf wächst, die Zahl der Anbieter ebenfalls. Das liegt unter anderem an den steigenden Energiekosten, dem Wunsch nach Unabhängigkeit von Öl und Gas sowie fossilen Energieträgern. Um erneuerbare Energie unabhängig von der Produktion einzuspeisen, braucht man Speicher.
Mit welchen Geschäftsmodellen werden Ihre Speicher betrieben?
Für den Einsatz dieser batteriegestützten Produkte bieten sich unterschiedliche Geschäftsmodelle an. Zum Einen ist es das klassische Laden selbst. Das wird jedoch zunehmend abgelöst von zusätzlichen Serviceangeboten wie zum Beispiel Werbung. Unsere neuen Produkte haben zwei sehr große Displays, auf denen Print- und Videoformate in 4k-Auflösung platziert werden können. Weiterhin können damit netzähnliche Leistungen erbracht werden, wie beim Energiehandel, wo beispielsweise Strom aus Photovoltaik gewonnen und an der Energiebörse oder im Netz verkauft wird. Diese zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten werden mit unserem neu entwickelten Schnellladesystem ermöglicht.
Haben sich die Geschäftsmodelle aufgrund der Nachfrageentwicklung geändert?
Ja, es gibt die Veränderung weg vom reinen Verkauf der Kilowattstunde hin zur Erschließung ergänzender Einnahmequellen, also dem Verkauf von Werbeflächen, den Energiehandel und Gridservices wie Lastspitzkappung.
Wer sind die Kunden, die Gewerbespeicher nachfragen?
Die Nachfrage verteilt sich gleichmäßig auf die ganze Bandbreite von Supermarktketten über Autohändler und die Automobilindustrie, Landwirtschaft und Kommunen bis hin zu Bürogebäuden und Quartieren.
Die Fragen stellte Sven Ullrich
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