Yusuf Demirkaya, Leiter des Fachbereichs Kraftfahrzeuge bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) hat sich viele Gedanken darüber gemacht, wie die CO2-Bilanz seines Unternehmens gesenkt werden kann. 119 Bahnen und über 200 Busse fahren für die BSAG. "Wenn wir die Busse elektrifizieren könnten, ließe sich der CO2-Ausstoß um 80 bis 85 Prozent senken", erklärte er den Zuhörern auf einem Workshop im Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst. Allein die Busse kämen pro Jahr auf einen Verbrauch von acht Millionen Litern Sprit, was 24 Millionen Tonnen CO2 entspreche.
2013 habe die BSAG angefangen, den Markt für Elektrobusse zu sondieren. Erste kleine Busse habe es gegeben, BYD etwa ist eine Technologie aus China, Ebusco ein chinesisch-niederländisches Produkt. Schließlich habe man sich entschieden, drei unterschiedliche Busse zu testen. Ebusco mit 250 kWh soll kommen, außerdem eine deutsche Technik mit 330 kWh und ein größerer Gelenkbus mit 300 kWh. Das Unternehmen will die Busse für 36 Monate mieten, bevor eine Entscheidung über den künftigen Fuhrpark fällt.
Die Stadtwerke München und die Münchner Verkehrsgesellschaft haben 2015 zwei Elektrobusse von Ebusco für eine Langzeiterprobung im Betrieb. Der Kaufpreis lag 2015 inklusive der erforderlichen Ladegeräte bei gut einer Million Euro. Die zwei knapp zwölf Meter langen Solobusse nutzen Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulatoren mit einer Kapazität von rund 300 Kilowattstunden als Energiespeicher. Die Ladung der Batterien erfolgt über Nacht im Betriebshof. Die Reichweite der Busse beträgt bei vollem Energiespeicher nach Herstellerangaben rund 300 Kilometer. Die Bremer könnten sich also von den Münchenern ein paar Tipps geben lassen.
Eine Herausforderungen sieht Demirkaya auf sich zukommen: "Wir brauchen eine Ladelösung", stellt er fest. Der Preis für die Fahrzeuge sei doppelt so hoch wie für Dieselfahrzeuge. Einfach einen größeren Fuhrpark aufzubauen, von dem ein Teil in Ladeposition ist, ist also keine Lösung. "Die Busse sollen einmal laden und den ganzen Tag fahren." Wenn alles nach Plan läuft, will die BSAG ab 2020 fünf E-Busse einsetzen, ab 2021 dann 15 Busse und 2023 schon 20 Busse. Für ihn steht fest: "Es ist machbar, den ÖPNV CO2-frei zu gestalten." Die Kosten seien aber erheblich, zumal neben der Anschaffung der Busse auch der Aufbau von Ladestationen ansteht. Zudem müsse das Personal geschult werden.
(Nicole Weinhold)