Forstassessor Christoph Zimmermann ist euphorisch. Er macht den Traum aller Öko-Kapitalisten wahr und stellt aus Fäkalien zwar kein Gold her. Dafür aber einen neuartigen Biodünger. Der Geschäftsführer der Firmengruppe „DU: willkommen in der Umwelt“ mit Sitz in Göppingen hat im September eine 2,5-Millionen-Anlage in Betrieb genommen, die Klärschlamm trocknet. Das neuartige Verfahren spart Kommunen Geld, Nerven und ermöglicht kommende Gesetze einzuhalten. Die Trocknungsanlage steht im Oldenburger Münsterland und ist die erste ihresgleichen weltweit; sie soll bis Anfang 2021 in Vollauslastung laufen. Aktuell lässt der Betreiber das Verfahren patentieren.
Die Klärschlamm-Trocknung ist ein Projekt der Firma BioReformer aus Lähden in Niedersachen, an denen DU: mit 50 Prozent beteiligt ist. Getrocknet wird in einer großen, zigarrenförmigen Trommel. Dort trocknet der nasse Klärschlamm und gibt gefilterten Wasserdampf an die Umwelt ab. Anschließend geht es in die thermische Weiterverarbeitung. Bei bis zu 1000°C veredelt der trockene Schlamm zu Klärasche. Alle organischen Materialien sowie Arzneimittelrückstände und Pestizide verbrennen währenddessen. Übrig bleibt Klärasche, die ausschließlich aus Mineralien besteht. Der Phosphoranteil liegt bei etwa 20 Prozent.
20.000 Tonnen Klärschlamm
Bis zu 20.000 Tonnen Klärschlamm kann die Megaheizung pro Jahr trocknen. Das entspricht in etwa der Menge, den die drei Standort-Kommunen Saterland, Friesoythe und Cloppenburg jährlich „produzieren“. Diese Entsorgungsart kostet die Kreise rund 1,4 Millionen Euro, dafür vermeiden sie weite Transportwege, die unkalkulierbaren Preissteigerungen unterliegen.
Ein alternatives Verfahren gibt es bisher nicht. Klärschlamm wird entweder auf umliegenden Äckern ausgebracht oder thermisch verwertet. Nachteil sind hohe Transportkosten sowie Gebühren, welche Müllverbrennungsanlagen & Co. erheben. Bis zu 140 Euro pro Tonne sind marktüblich. Nachdem in Zukunft obendrein Verbrennungskapazitäten verknappt werden, erwarten Experten Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent.
Das Geld sparen sich die Kommunen im Norden, wenn sie ihre Ausscheidungen turbotrocknen. Nach dem Durchlauf des zweistufigen Verfahrens hat die mit Erd- und Synthesegas betriebene Anlage mehr als 90 Prozent der Feuchtigkeit im Schlamm verdampft. „Zurück bleiben jährlich etwa 2000 Tonnen Klärasche, die pro Tonne knapp 200 Kilogramm Phosphor enthält“, verdeutlicht Zimmermann. Ob dieses Verhältnis ausreicht, um von einer Phosphor-Rückgewinnung, im Sinne von Recycling, zu sprechen, lässt der Forstassessor aktuell prüfen.
Der Geschäftsführer verfolgt mit der Investition aber noch ein Ziel. Gemischt mit der ebenfalls von DU: produzierten Pflanzenkohle Moola, soll ein neues Produkt entstehen: Ein Pflanzendünger, der komplett recycelt ist. Zusätzlich verhandelt Zimmermann mit Pflanzenerde-Produzenten, die Interesse an der Klärasche signalisieren, um sie als biologischen Dünger beizumischen.
Autor: Michael Sudahl
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