Seit Januar errichtet die Firma Weltec aus dem niedersächsischen Vechta eine Biogasanlage für eine geplante jährliche Erzeugung von je vier Gigawattstunden Strom und Wärme. Die 500-Kilowatt-Anlage soll ab Juli den nordirischen Gemüseproduzenten Gilfresh Produce, was seinen Energiebedarf betrifft, nahezu vollversorgen. Die seit rund 50 Jahren als Familienunternehmen geführte Garten- und Feldbauwirtschaft in Loughgall erntet auf einer Fläche von 1.000 Hektar vor allem Wurzelgemüse, Salatpflanzen und verschiedene Kohlsorten und verarbeitet sie auch zu Lebensmitteln, darunter Tendprodukte wie Pak Choi. Nun will das Unternehmen den anfallenden Biomüll erstmals für die eigene Energie-Vollversorung verwerten – und damit wohl nicht wenig auch die Energiekosten nach unten drücken.
Zur Höhe der Gesamtinvestition kann Weltec nach eigenen Angaben keine Aussagen machen, da der Anlagenhersteller aus Vechta die Anlage nicht schlüsselfertig liefern wird: Bodenbauarbeiten und Infrastruktur-Installationen erledigen andere Firmen. Doch die Daten des Projekts sind auch ohne genaue Kenntnis seiner Kosten beeindruckend: Gilfresh wird die Anlage mit jährlich 7.500 Tonnen Gemüseabfälle und 1.000 Tonnen Gemüsewaschwasser füllen – und damit bereits die Hälfte des Futters zur anaeroben Vergärung für die Energieerzeugung liefern. Knapp ein Drittel der Biomasse wird die Gilfresh-Energie-Maschine aus organischen Abfallstoffen der Landwirtschaft wie Rindergülle oder Hühnermist erhalten. Das übrige Fünftel des Energierohstoffs werden die Weltec-Kunden dann noch auf Feldern anbauen lassen müssen – es soll aus Mais-, Gras- oder sonstiger Ganzpflanzensilage stammen, also in Silos gegorene Pflanzen.
Weltec will mit der Anlage die gesamte Wärmeversorgung der Nordiren stemmen, auch für die Fertigung Wärme aus der Biogasanlage abzweigen. Für die Wärmeversorgung dient die Prozesswärme der Biogasanlage, den erzeugten Strom wird die Weltec-Maschine zu 40 Prozent ebenfalls zur Selbstversorgung des Lebensmittelherstellers liefern, die übrigen 60 Prozent hingegen ins Stromnetz einspeisen. Aber auch bei der Elektrizität wird der Nutzungsgrad steigen, weil Gilfresh demnächst seine Kühllagerkapazitäten erweitern will.
Genauer Zuschnitt, intelligentes Konzept, niedriger Energieverbrauch
Damit die besondere Energieverwertung auch effektiv und daher letztlich kostengünstig pro Kilowattstunde Energie funktioniert, errichtet der deutsche Anlagenzulieferer zwei 2.625 Kubikmeter große Edelstahl-Fermenter, die zur optimalen Bevorratung mit einer unterirdischen Grube als Vorlager verbunden sind. Die gasdichte Gärrestelagerung soll in einem 6.000 Kubikmeter großen Behälter geschehen. Ein 80 Kubikmeter großer Feststoffdosierer zerkleinert und durchmischt ununterbrochen die Gemüseabfälle mit den zuvor langfaserigen Silagemassen so mundgerecht, bevor sie der Anlage förmlich in den Rachen gestopft werden, dass dies nicht nur die Effizienz der Gasausbeute erhöht, sondern auch den Energieverbrauch der Anlage selbst niedrig hält.
Der Gründer der nordirischen Lebensmittelspezialisten, Thomas Gilpin, beruft sich auch auf ökologische Ziele: Die Biogasanlage lasse „den Wachstumskurs und andererseits unsere ökologischen Ziele verfolgen“, erklärt er. Für die Wirtschaftlichkeit garantierten gute Konditionen. Andererseits diene die Anlage in ihrem Zuschnitt dem Gilfresh-Ziel einer konsequenten Ressourcenschonung und verbessere nicht zuletzt den ökologischen Fußabdruck von Gilfresh. Woher nun allerdings die Rinder der Umgebung ihre Zusatznahrung erhalten, und ob aus ökologisch vertretbarem Anbau, sagte er nicht. Denn bisher hatte Gilfresh mit den Abfällen für die Zufütterung in benachbarten Viehbetriebe gesorgt. „Darüber haben wir leider keine Informationen“, teilte Weltec auf Anfrage mit.
(Tilman Weber)