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Regenerativbranche: Engagement für Flüchtlinge

In Deutschland wird dieser Tage viel über die Situation der Flüchtlinge gesprochen. Vielerorts sind Kommunen und Behörden überfordert, die Menschen werden nur verwahrt. Vieles kommt zu kurz. Sie haben keine Privatsphäre, kaum ein warmes Lager, sie sprechen unsere Sprache nicht und können nicht arbeiten. Daher wollen wir an dieser Stelle zeigen, dass es auch anders geht.

Viele Asylbewerber bringen eine gute Schulbildung mit und sind hochmotiviert, sich im Job zu bewähren. Wenn sie die Chance bekommen, erweisen sie sich mitunter als große Bereicherung für ein Unternehmen. In den nächsten 20 Jahren braucht die Bundesrepublik viel mehr Arbeitskräfte, als das Land hervorbringen wird. Flüchtlinge könnten diese Lücke schließen. Ein Hindernis dabei sind gesetzliche Vorschriften auf dem Arbeitsmarkt. Für Flüchtlinge ist es daher oft nicht leicht, Jobs zu finden. In den ersten drei Monaten nach ihrem Asylantrag etwa dürfen sie gar nicht arbeiten. Dann benötigen sie eine Arbeitserlaubnis der Bundesagentur für Arbeit und vieles mehr. Das muss sich ändern. Die Menschen müssen die Chance bekommen, sich über Job und Sprache zu integrieren.

Umso erfreulicher ist es da, wenn sich Unternehmen dafür einsetzen, dass Flüchtlinge bei ihnen Arbeit finden. Eine Firma aus der Regenerativbranche hat für ihr Engagement sogar schon Auszeichnungen erhalten. Reuther STC GmbH aus Fürstenwalde in Brandenburg baut Stahltürme und Komponenten für Windenergieanlagen. Der Turmbauer hat 14 Asylbewerber drei Monate lang im Bereich Schweißtechnik qualifiziert und ausgebildet. Fast genauso wichtig wie der Einblick in die Arbeitswelt ist übrigens der Sprachkurs, der Teil des Praktikums war. Nach Ablauf dieser Zeit hat Reuther STC die vier Besten fest angestellt. „Die Vier arbeiten jetzt als Produktionshelfer bei uns und werden kontinuierlich weiter angelernt und ausgebildet“, sagt Gerold Brunken, kaufmännischer Leiter und Personalleiter. Die Erfahrung mit den Praktikanten sei absolut positiv, schwärmt er. „Wir hatten die Praktikanten nach bestimmten Kriterien ausgewählt, etwa wie hoch die Motivation ist und ob sie in der Region bleiben wollen.“

Ausgezeichnet für besonderes Engagement

Zustande gekommen ist das Praktikumsprojekt über die Gesellschaft für Arbeit und Soziales, kurz Gefas, in Fürstenwalde. Sie hatte Reuther STC zuvor bereits im Rahmen eines Sonderprogramms des Bundes zur „Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen aus Europa“, kurz Mobipro, für die Ausbildung von jungen Griechen gewonnen. Jedenfalls hörte die Reuther-Geschäftsführung von den Flüchtlingen in Fürstenwalde, die gern arbeiten würden, und entschied sich, die Praktikumsplätze anzubieten. Dafür gab es bereits den Innovationspreis der Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen in der SPD und den Deichmann-Förderpreis für Integration.

Nun will Reuther STC das Engagement verstärken. „Aufgrund unserer guten Erfahrungen wollen wir 2016 drei oder vier Flüchtlinge zu Anlagenmechanikern ausbilden“, sagt Gerold Brunken. Die Ausbildung dauere dreieinhalb Jahre. Natürlich sei die Sorge da, dass einer von ihnen aus irgendwelchen Gründen nicht anerkannt wird und nach der Ausbildung zurückgeführt wird in sein Herkunftsland. „Das wäre sehr schade. Aber es kann ja immer auch passieren, dass ein Auszubildender ohne Migrationshintergrund zwischenzeitlich oder später abspringt“, so der Personalleiter. Das sei kein Grund, solch ein Ausbildungsangebot nicht zu offerieren.

Nun sucht die Redaktion von ERNEUERBARE ENERGIEN weitere Firmen und Dienstleister aus der Regenerativbranche, die sich für Flüchtlinge engagieren oder ihnen im Job eine Chance geben. Wir wollen Ihre Geschichten hören. Schreiben Sie mir eine Mail (weinhold@erneuerbareenergien.de)

(Nicole Weinhold)