Speicher von ganz groß bis klein stehen auf der Shortlist der diesjährigen EES Awards. Die begehrten Preise werden im Rahmen der Leitmesse der europäischen Speicherbranche im Juni verliehen. Herausragend ist, dass es so viele technischen Innovationen bei großen Speichersystemen ins Finale geschafft haben.
Redoxflow-Speicher auf Eisenbasis
So bietet das Energy Center von ESS immerhin ein Volumen von 174 Kilowattstunden. Diese Energie kann das System über einen Zeitraum von satten acht Stunden liefern. Bei der neuen Batterie handelt es sich um einen Redoxflow-Speicher. Dieser ist – anders als die Lithiumspeicher – langlebiger. So bietet ESS eine Garantie über zehn Jahre, die auf 25 Jahre verlängerbar ist. Doch anders als andere Redoxflow-Speicher nutzt ESS nicht teures und seltenes Vanadium als Elektrolyt, sondern Eisen. Dadurch wird das System kostengünstiger.
Modulares Brandschutzkonzept im Großspeicher
Bei der Lithiumtechnologie ist CATL geblieben. Der chinesische Anbieter hat mit dem Energx einen 20-Fuß-Speichercontainer entwickelt, der bis zu 5,64 Megawattstunden zwischenlagern und innerhalb von vier Stunden wieder bereitstellen kann. Damit kann er nicht nur über einen vergleichsweise langen Zeitraum Strom liefern. CATL hat auch die Energiedichte auf 385 Kilowattstunden pro Quadratmeter drastisch erhöht. Das System verfügt zudem über ein modulares Brandschutzkonzept mit einer Aerosol-Löschanlage. Zudem verspricht CATL eine Lebensdauer von 25 Jahren, wobei das System dann nur noch 65 Prozent seiner ursprünglichen Kapazität erreicht. Doch damit ist es auf die Lebensdauer eines Solarparks ausgelegt.
Batteriestrings einzeln ansteuern
Bis auf drei Megawattstunden bringt es die Powercombo von Cubenergy. Es kann diese Energiemenge mit 1,6 Megawatt Leistung bereitstellen. Die Batteriestränge sind an die Wechselstromseite angebunden und einzeln ansteuerbar. Das bietet im Falle eines Kurzschlusses eine hohe Sicherheit und eine lange Lebensdauer. Cubenergy verspricht immerhin 10.000 Zyklen.
Temperatur konstant halten
Mit dem Elementa 2 hat auch Trina Storage einen neuen 20-Fuß-Speichercontainer entwickelt. Dank eines innovativen Kühlsystems und des bionischen Kühlelementdesigns ist es laut Hersteller in der Lage, den Temperaturunterschied im Inneren des Containers auf 2,5 Kelvin zu begrenzen. Auf diese Weise soll das Speichersystem sogar 12.000 Zyklen erreichen, wobei die Kapazität im ersten Betriebsjahr nicht sinkt. Mit einer Systemspannung von bis zu 1.500 Volt ist es auch für moderne Solarparkdesings geeignet.
Großspeicher von Sonnen
Mit dem Pro Flex Stack stößt auch Sonnen in den Bereich der größeren Speichersysteme vor. Der modular aufgebaute Gewerbespeicher basiert auf Lithium-Eisenphosphat-Zellen mit einer nutzbaren Kapazität der Module zwischen 100 und 450 Kilowattstunden. Diese Energie kann das System mit einer Leistung zwischen 92 und 368 Kilowatt bereitstellen. Leistung und Speichervolumen kann dabei über die modularen Einheiten variiert werden. Mit einer Systemspannung von 1.024 Volt ist das Speichersystem für 6.000 Zyklen ausgelegt und dank IP65-Schutzklasse für den Außenbereich ausgelegt.
Sicherheit und KI eingebaut
Zwei Nummern kleiner legt Sigenergy mit dem Sigenstor ein Speichersystem mit einer einstellbaren Kapazität von fünf bis 48 Kilowattstunden vor. Die Leistung auf der Wechselstromseite variiert zwischen drei und 30 Kilowatt. Damit ist der Speicher sowohl für Heimanwendungen als auch für kleine Gewerbebetriebe und Mehrfamilienhäuser geeignet. Dank zahlreicher Sicherheitsinnovationen wie Aerogel-Isolierpads und einem Löschsystem auf modularer Ebene bietet der Speicher ein hohes Maß an Sicherheit. Ein KI-gestütztes Energiemanagement sorgt unter anderem für einen lange Lebensdauer von 10.000 Vollzyklen. KI steckt auch in der Steuerung des Speichers durch den Nutzer. Hier greift Sigenergy auf GPT-4 zurück. Das Speichersystem bietet zudem einen direkten Anschluss von CCS-DC-Ladesteckern. Damit können Elektroautos mit 400 und 800 Volt mit bis zu 25 Kilowatt direkt aus der Solaranlage geladen werden. An dieser Stelle unterstützt das System auch bidirektionales Laden.
Speicherladen aus dem Elektroauto
Apropos Laden: Mit dem Edison V2H hat es auch ein Ladesystem von Hager Energy für Elektroautos ins Finale der EES Awards geschafft. Die Ladestation ist eine Erweiterung für die S10-Heimspeichersysteme von E3/DC. Sie ermöglicht bidirektionales Laden von Elektroautos über eine CCS-Steckdose mit elf Kilowattstunden Leistung. Das System wird dabei direkt an den Zwischenkreis des Hausspeichers angeschlossen. Da es für Elektroautos mit eines Systemspannung von 400 Volt konzipiert ist, bietet es eine echte Lösung für die künftige Nutzung des Autospeichers im Gebäude.
Mikrowechselrichter im Speicher für Hausverbrauch
Für das Einfamilienhaus ist auch die sehr kompakte IQ Battery 5P von Enphase Energy ausgelegt. Sie bietet ein Speichervolumen von fünf Kilowattstunden bei einer Dauerleistung von 3,84 Kilowatt. Dabei setzt Enphase sechs Mikrowechselrichter im Speicher ein. Dadurch kann er auf der Wechselstromseite die im Haushaltsbereich typischen Lastenbereiche von wenigen hundert Watt einfacher abdecken. Denn in diesem Fall schalten sich nur die Mikrowechselrichter zu, die für die angeforderte Leistung tatsächlich gebraucht werden. Ein weiterer Vorteil des Designs ist, dass im Schadensfall die Batterie einfach mit den verbleibenden Mikrowechselrichtern weiterläuft.
Kleinspeicher fürs Balkonkraftwerk
Auf das ganz kleine Segment setzt Jackery Technology. Mit dem Jackery Navi 2000 hat das Unternehmen ein mobiles Kleinspeichersystem mit einer Kapazität von zwei Kilowattstunden entwickelt. Das Speichervolumen kann auf bis zu zehn Kilowattstunden erweitert werden. Die Einspeiseleistung liegt bei 1,6 Kilowatt. Mit dem System richtet sich das Unternehmen auf den Anwendungsbereich der Balkonsolaranlagen. Der Vorteil: Es kann sowohl netzbildend, also in einem getrennten Stromkreis etwa beim Camping, als auch netzgeführt betrieben werden. Der Speicher kann auch mit dynamischen Stromtarifen aus dem Netz geladen werden, was im Winter einen Mehrwert bietet, wenn die Balkonanlage wenig Strom liefert. Das eingesetzte Brandschutzsystem auf Aerosolbasis bietet zudem für diese Speicherklasse ungewöhnlich hohe Sicherheitsvorkehrungen.
Innovatives Kühlsystem für Speicher
Mit dem Kompaktkühler VLV 12 von Pfannenberg Europa hat es auch eine Speicherkomponente ins Finale des EES Awards geschafft. Dabei handelt es sich um ein vibrationsfestes Kühlgerät für stationäre Batteriesysteme mit einer Kühlleistung von bis zu 12 Kilowatt bei Umgebungstemperaturen zwischen minus 25 und plus 45 Grad Celsius. Der Kühler ist als Luft-Wasser-System konzipiert und wird mit Gleichspannung direkt aus dem Batteriesystem versorgt. Er verfügt außerdem über eine eingebaute Heizfunktion, die die Batterien bei niedrigen Außentemperaturen auf ihre optimale Betriebstemperatur bringen kann. Darüber hinaus ist es möglich, die Kältemaschine über Modbus RTU oder Modbus TCP in das Gesamtsystem zu integrieren.
Die EES Awards werden am 18. Juni 2024 im International Congress Center der Messe München (ICM) verliehen. Weitere Speicherinnovationen, die auf der EES Europe zu sehen sind, finden Sie in der nächsten Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN. Falls Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschnuppern. (su)