„Es geht um so viel Netzausbau wie nötig, nicht um so viel Netzausbau wie möglich“, bringt DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake die Verbandssicht auf den Punkt. Weil für zahlreiche Annahmen und Angaben zudem die Quellen fehlen, sagt Baake, sind die drei verschiendenen Szenarien zu wahrscheinlichen Entwicklungen in den Bereichen Erneuerbare Energien, konventionelle Energien sowie Energieverbrauch und Last , die die vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, EnBW und Tennet der Bundesnetzagentur am 18. Juli vorgelegt hatten, nicht nachvollziehbar. In seiner Stellungnahme, für die neben dem DUH auch andere öffentliche Träger binnen einer sechswöchigen Frist aufgerufen waren, fordert der Verband grundlegende Änderungen und Verbesserungen. Sämtliche Stellungnahmen werden in den nächsten Tagen auf der Homepage der Bundesnetzagentur veröffentlicht.
Der Szenariorahmen soll nach den Vorgaben des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) auf Basis der langfristigen energiepolitischen Ziele der Bundesregierung den zukünftigen Netzausbaubedarf bestimmen. Er bildet die Grundlage für die darauf folgenden Markt- und Netzberechnungen der Übertragungsnetzbetreiber, die der Bundesnetzagentur am 3. Juni 2012 einmalig für die kommenden zehn Jahre als Netzentwicklungsplan vorzulegen sind. Die Bundesnetzagentur wird diesen ihrerseits prüfen und nach einer weiteren Konsultation mit der Öffentlichkeit der Bundesregierung als Entwurf für einen Bedarfsplan für den Stromnetzausbau auf Bundesebene übermitteln.
Wichtige Aussagen fehlen
Aussagen, ob und wie mit den gewählten Szenarien die Klimaschutzziele der Regierung erreicht werden können, fehlen in dem nur acht Seiten langen Entwurf der Netzbetreiber aber. Zwar finden sich dort Annahmen über die installierte Leistung der unterschiedlichen Stromerzeugungsformen, nicht jedoch darüber, wie viele Kilowattstunden die jeweiligen Energieträger zum nationalen Strommix beitragen sollen.
Die Übertragungsnetzbetreiber gehen davon aus, dass Gaskraftwerke, die aus Altersgründen vom Netz gehen, stets am selben Ort durch Neuanlagen ersetzt werden. Laut DUH wäre es aber angesichts des absehbaren Wachstums bei den erneuerbaren Energien besser, die flexiblen Gaskraftwerke gezielt in Regionen zu errichten, wo sie die schwankende Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie am besten ausgleichen können. Die Standortwahl für noch notwendige Gaskraftwerke spielt eine ebenso zentrale Rolle wie die Annahmen über Kapazität und Standorte künftiger Stromspeicher. Inwieweit beides von den Übertragungsnetzbetreibern berücksichtigt worden ist, sei im Szenariorahmen der Netzbetreiber nicht erkennbar, sagt Baake
Ausbau des Gasfernleitungsnetzes
Die DUH vermisst im Szenariorahmen außerdem die Berücksichtigung von Energieeffizienzfortschritten, die sich die Bundesregierung in ihrem Energiekonzept aus dem Herbst 2010 auf die Fahnen geschrieben hat. „Der Szenariorahmen impliziert, dass die Bundesregierung mit ihrem Energiekonzept scheitert. Begründet wird diese Prognose allerdings nicht“, bemängelt der Leiter des Projekts „Forum Netzintegration“ der DUH, Peter Ahmels. Auch Annahmen zu einem intelligenten Lastmanagement, das künftig zur Senkung von Lastspitzen führen kann und damit zu einem Minderbedarf an neuen Kraftwerken und Stromtrassen, werden im Szenariorahmen nicht untersucht.
Die Gasfernleitungsnetzbetreiber haben ihre eigenen