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Touristenattraktion

„Eine Liebeserklärung an unseren Planeten“

Die Reisenden irren bei drückender Hitze durch das nächtliche Dschungelgeflecht. Mühsam folgen sie einem schmalen Pfad über den weichen Waldboden, umgeben von unheimlichen, fremdartigen Lauten. Die Luft ist von modrigen Gerüchen getränkt; die eigene Hand vor Augen kaum zu erkennen. „Ich schwanke zwischen grüner Hölle und unermesslicher Schatzkammer“, schrieb Axel Werner in sein Expeditionstagebuch, als er Halt in den Dschungelwelten Kameruns machte. Ein Jahr war der Architekt entlang des achten Längengrads unterwegs, um sich ein Bild von den Landschaften und Kulturen in acht Ländern zu machen.
Die Erfahrungen von seinen Reisen bilden den Grundstein für das Klimahaus 8° Ost in Bremerhaven, das seit letztem Sommer seine Besucher einlädt diese Erlebnisse nachzuempfinden. Empfinden und interagieren – darauf legte der Ideengeber Carlo Petri besonderen Wert: Wechselnde Teams aus Architekten, Ausstellungsgestaltern und Wissenschaftlern begleiteten Axel Werner und seinen Kameramann B. Z. Goldberg, um Landschaft, Gerüche und Akustik detailgetreu ins Klimahaus zu bringen.

Die Reise startet am Hauptbahnhof Bremerhaven, führt über die Berge und Gletscher der Schweiz, wo Almbauern ihre Kuhherden bergauf, bergab treiben und macht Halt auf der italienische Insel Sardinien. Hier sieht der Besucher die Welt zwischen meterhohen Grashalmen mit den Augen eines Insekts und kann in einer rostigen Limonadendose Sardiniens Wetter manipulieren: Wer geschickt die Wetterparameter in Casablanca und im Ruhrgebiet ändert, lässt einen heißen Wind durch die Nebenräume blasen oder stellt den Rostschutz eines Fiat 500 bei einem Wolkenbruch auf die Probe.

Fremde Kulturen hautnah


Jede der acht Reisestatio-nen unterteilt sich in einen Haupt- und mehrere Nebenräume. Während der Hauptraum in das Thema einführt, vermitteln die angrenzenden Räume Details zu Landschaft und Leben in den Gebieten. Hunderte Audio-, Video- und Fotoaufnahmen lassen den Besucher in fremde Kulturen eintauchen und ihn am Alltag der Einheimischen und ihren Perspektiven auf die Veränderungen von Klima und Landschaft teilhaben. Originale Fundstücke und Kulturfragmente von den Orten, die Axel Werner besuchte, zieren die 11.800 Quadratmeter Ausstellungsfläche. In einem Original-Tuareg-Zelt können die Besucher bei 35 Grad und staubtrockener Luft ausharren oder in der Flusslandschaft importierte Fische aus Kamerun entdecken. Für den Ausstellungsbereich Samoa reisten zwei Samoaner ins Klimahaus, um vor der Lagune eine Fale, einen flachen, hölzernen Pavillion, zu bauen.

Nachdem die Besucher auf der anderen Seite des Erdballs das Über- und Unterwasserreich Samoas und das Leben in Alaska kennengelernt haben, erfahren sie auf der flachen nordfriesischen Insel Langeneß am eigenen Leib, was „Land unter“ heißt. Auf die Reisen folgen die Perspektiven. In schwebenden weißen Kugeln sehen die Besucher, welche Auswirkungen das Voranschreiten des Klimawandels auf die Ökosysteme der vorgestellten Länder hat. Der Bereich Chancen vermittelt interaktiv, was jeder Einzelne im Haushalt, beim Einkauf oder Autofahren für das Klima tun kann und wie der individuelle Klimafußabdruck aussieht. Abschließend können die Besucher auf vier Etagen die Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft in über 100 interaktiven Exponaten genauer unter die Lupe nehmen.

Dem Klimahaus glückt der Spagat aus Erlebnis, Information und Aufklärung über die Nöte des Klimawandels. Es zeigt die bunte Vielfalt des blauen Erdballs und geht selbst mit gutem Beispiel vor-an: Eingearbeitet in das Glasdach unterstützt eine 37-Kilowatt-Solaranlage aus monokristallinen Zellen den bezogenen Ökostrom. Für eine effiziente Wärmeversorgung sorgt ein Konzept aus oberflächennaher Geothermie, Wärmetauschern, Betonkernaktivierung und Fernwärme aus einem Müllheizkraftwerk. Mit den Worten des Musikers Bob Geldof zusammengefasst: „Das Klimahaus ist eine Liebeserklärung an unseren Planeten.“

Denny Gille