Die Klimadebatte läuft auf Hochtouren und die der Klimaschutz war das entscheidende Thema bei der Europawahl in der vergangenen Woche. Doch die Debatte ist nicht neu. Dass die Bundesbürger schon vor dem Start von Fridays for Future langsam die Notwendigkeit erkennen, selbst etwas zu tun, zeigt unter anderem das Anziehen der Nachfrage nach Solarthermieanlagen.
In den vergangenen zehn Jahren musste die Branche einen Marktrückgang um 75 Prozent hinnehmen. Jetzt steigt nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar) der Absatz von solarthermischen Kollektoren erstmals wieder an. Gut sechs Prozent mehr Anlagen zur Wärmeerzeugung mit der Sonne haben die Hersteller und Händler im letzten Quartal des vergangenen Jahres und in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verkauft.
Ausbau muss schneller gehen
Im gesamten vergangenen Jahr wurden 71.000 neue solarthermische Anlagen errichtet. Doch der BSW Solar warnt vor zu viel Euphorie. Denn das wird nicht reichen, um die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erreichen. Denn dann müsste der Kohlendioxidausstoß im Gebäudesektor bis 2030 gegenüber 2018 um rund 40 Prozent sinken. Damit die Bundesregierung ihre eigene Energieeffizienzstrategie Gebäude umsetzen kann, muss der jährliche Zubau von Solarthermieleistung drei bis sieben Mal so hoch sein wie derzeit. „Zwischen Anspruch und Realität klafft eine gewaltige Lücke“, kritisiert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar, die bisherige Unfähigkeit der Bundesregierung, die Energiewende im Wärme- und Gebäudesektor endlich anzugehen. „Ohne energiepolitische Paukenschläge werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen.“
Wirksame Maßnahmen zur Marktbelebung gefordert
Der Verband fordert von der Bundesregierung endlich wirksame Maßnahmen zur Vervielfachung der Solarwärmenutzung im Raum-, Prozess- und Fernwärmesektor sowohl im Bestand als auch im Neubau umzusetzen. Dazu gehören unter anderem faire Investitionsbedingungen gegenüber fossilen Wärmeerzeugern. Immer noch profitieren die Hersteller von Gasbrennwertgeräten vom billigen Erdgas und der fehlenden Besteuerung von Treibhausgasemissionen. Körnig fordert „einen Dreiklang aus attraktiveren Förderangeboten, einem sozial abgefederten CO2-Preis und gesetzlichen Mindeststandards für den Einsatz erneuerbarer Energien. Letztere dürfen nicht nur bei Neubauten gelten, sie müssen dringend auf die Heizungssanierung und die Fernwärme ausgedehnt werden.“
Die steuerliche Absetzbarkeit der energetischen Sanierung, die Bundesbauminister Horst Seehofer in der Sitzung des Klimakabinetts ins Gespräch gebracht hat, ist da nur ein erster guter Ansatz hin zu mehr Dynamik bei der Erneuerung des teilweise uralten Bestands an Wärmeerzeugern in deutschen Heizungskellern. Da muss noch mehr passieren, damit endlich die 10 Millionen völlig veralteten, fossil angetriebenen Heizkessel zügiger ausgetauscht werden als bisher.