Angesichts der Schwäche des Ölpreises auf dem Weltmarkt müssen sich die erdölexportierenden Länder im Nahen Osten nicht nur neue Einnahmequellen suchen. Sie müssen auch ihre eigene Energieversorgung umstellen. Auf dem Weg dahin hat das Emirat Dubai jetzt den nächsten Schritt unternommen. Denn der Kronprinz des Landes Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum hat ein Gesetz unterzeichnet, das es privaten Hausbesitzern und Gewerbetreibenden erlaubt, Solarstrom ins Netz einzuspeisen. „Ich denke, dieser Schritt wird wird dafür sorgen, dass vor allem die großen Energieverbraucher wie Gewerbetreibende und Kaufhauseigentümer ihre Dachflächen nutzen und ihren eigenen Strom zu erzeugen, um ihren Strombezug aus dem Netz zu verringern“, sagt Vahid Fotuhi, Präsident der Middle East Solar Industry Association, gegenüber der in Dubai erscheinenden Zeitung The National. „Schließlich gibt dies den möglichen Investoren die Möglichkeit, ihre Anlagen auch wirtschaftlich zu betreiben.“
Betreiber muss Netzanschluss bezahlen
Die Regelungen beinhalten aber noch einige Hürden. So müssen die Anlagenbetreiber alle Kosten für den Netzanschluss ihres Generators selbst tragen. Dazu kommen noch die Kosten für die Lizenzen und Genehmigungen, die sie bei der Strom- und Wasserbehörde von Dubai (Dubai Eletricity and Water Authority – Dewa) einholen müssen. Außerdem müssen die Anlagen mit den von der Dewa festgelegten Regeln übereinstimmen. Um zu verhindern, dass die privaten Hausbesitzer und Gewerbetreibende Anlagen zur reinen Netzeinspeisung bauen, legt das Gesetz fest, dass die Menge des eingespeisten Solarstrom die aus dem Netz bezogene Strommenge nicht übersteigen darf.
Netz als Speicher
Im Gegenzug kauft die Dewa den Solarstrom zum gleichen Preis, wie der Kunde den Strom aus dem Netz bezieht. Diese Regelung mach sogenannte Netmetering-Modelle möglich, bei denen der Anlagenbetreiber das Netz quasi als Stromspeicher nutzen kann. „Diese Möglichkeit ist ein großer Schritt für die Photovoltaikbranche in Dubai“, sagt Daniel Zywietz vom Clean Energy Business Council in Dubai. „Wenn man so will, ist es eine Art Demokratisierung der Solarenergie. Denn jetzt kann sich auch die Öffentlichkeit an der Stromproduktion beteiligen. Der Schritt erlaubt es Unternehmen, sich eher für die Installation einer Solaranlage zu entscheiden, als wenn sie ein kopliziertes Ausschreibungsverfahren durchlaufen müssten. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies den Verkauf von Solaranlagen in Dubai anheizen wird.“
Erster Schritt zur dezentralen Energiewende
Für Zywietz kann dies nur der erste Schritt auf dem Weg zur Energiewende auf der arabischen Halbinsel sein. Er hofft, dass jetzt noch andere Länder diesem Beispiel folgen und ebenfalls das Monopol auf die Stromerzeugung aus der Hand geben und den Weg zur dezentralen Energieproduktion beschreiten. Dubai spielt dabei eine sehr große Rolle. Denn immerhin wohnt die Hälfte der Bevölkerung der Vereinigten Arabischen Emirate in dem kleinen Emirat. Die Vereinigten Arabischen Emirate selbst produzieren bisher nahezu den gesamten Strom, der im Land verbraucht wird, in riesigen Gaskraftwerken. (Sven Ullrich)