Katharina Wolf
Es ist ein großer Schritt für das Zusammenwachsen der Strommärkte: Die Stromverbindung Nordlink zwischen Norwegen und Deutschland ist nach vier Monaten Probebetrieb offiziell übergeben worden und damit in den Regelbetrieb gegangen. Wie Netzbetreiber Tennet mitteilte, soll die „längste Seekabel-Stromverbindung der Welt“ künftig dafür sorgen, dass überschüssiger Windstrom aus Deutschland in norwegischen Pumpspeicherkraftwerken gespeichert werden kann. Ist Strom hierzulande knapp, soll die Energie zurückfließen.
Stromspeicher und Netzstabilität
Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens betonte, Nordlink sei trotz der Pandemie „innerhalb der vorgegebenen Erwartungen in Zeit, Budget und Qualität“ fertiggestellt worden.
Der Energieaustausch über das Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungssystem (HGÜ), die erste Direktverbindung zwischen beiden Ländern, soll die Versorgungssicherheit für das deutsche als auch das norwegische Stromnetz erhöhen, indem Strom vor allem aus Wasserkraft und Wind transportiert wird: Wenn in Deutschland ein Überschuss an Windenergie erzeugt wird, kann dieser über nach Norwegen übertragen werden. Abschaltungen von Windparks und Überlastung des Stromnetzes sollen so verringert werden. Norwegische Wasserspeicher dienen praktisch als Speicher für die Windenergie, indem das Wasser in den Speichern bleibt, statt Strom für heimische Haushalte zu erzeugen.
Umgekehrt kann Deutschland bei hohem Bedarf Energie aus Wasserkraft aus Norwegen importieren. Dies werde sich nicht nur positiv auf die Energiepreise auswirken, sondern auch die Integration des europäischen Strommarktes weiter vorantreiben, verspricht Tennet auf seiner Website.
1.400 MW Leistung, 623 km Länge
Nordlink verläuft über 623 km zwischen Tonstad in Norwegen und Wilster in Deutschland und soll für die nächsten 40 Jahre den Stromaustausch zwischen beiden Ländern sicherstellen. Am Umspannwerk Wilster soll nach derzeitigen Planungen eine der beiden Hochspannungsleitungen des Projektes Suedlink beginnen, um Strom Richtung Süddeutschland transportieren zu können.
Nordlink hat eine Leistung von 1.400 MW. Der größte Teil der Verbindung verläuft mit 516 km als Seekabel. Die Verbindung an Land in Deutschland wurde als Erdkabel verlegt (54 km), in Norwegen als Freilandleitung (53 km).
Das Projekt wurde von einem Konsortium realisiert, an dem zu jeweils 50 Prozent der norwegische Übertragungsnetzbetreiber Statnett sowie die DC Nordseekabel beteiligt sind. An DC Nordseekabel halten der Übertragungsnetzbetreiber Tennet und die KfW jeweils 50 Prozent der Geschäftsanteile.
Der Probebetrieb war im Dezember 2020 nach vier Jahren Bauzeit gestartet und hatte die Kabelverbindung zwischen Norwegen und Deutschland zum ersten Mal für den Strommarkt verfügbar gemacht.
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