Katharina Wolf
Ende 2020 soll die 90 km lange Strombrücke nach Belgien in Betrieb gehen. Nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers Amprion ist Alegro der erste Interkonnektor, der das deutsche mit dem belgischen Stromnetz direkt verbindet. Er fördere so die Integration des europäischen Energiemarkts, erhöhe die Versorgungssicherheit und trage zur Stabilisierung des Netzbetriebs in der gesamten Region bei, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.
75 Prozent des Erdkabels im offenen Leitungsgraben
Das insgesamt 90 Kilometer lange Erdkabel verläuft in Deutschland (40 Kilometer) weitestgehend entlang der Autobahnen A4 und A44. Etwa 75 Prozent der Kabelstrecke werden in einem offenen Leitungsgraben verlegt, wobei ein besonderes Bodenschutzkonzept umgesetzt werde, so der Netzbetreiber. Gewässer, Wälder oder Straßen quert Amprion in der Regel in geschlossener Bauweise. Die längste Querung dieser Art entsteht mit einem knapp drei Kilometer langen Mikrotunnel in Aachen-Brand. 17 Monate hatte das Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung Köln gedauert.
Sinken jetzt die Redispatch-Kosten?
Mit der engeren Vernetzung der europäischen Netze und dem Ausbau der deutschen Übertragungskapazitäten gehen auch Hoffnungen auf ein Sinken der Redispatchkosten einher. Sie fallen an, wenn Kraftwerke gedrosselt werden oder ihre Leistung steigern müssen, um das Stromnetz stabil zu halten. Dies schient sich zu bestätigen: Laut Quartalsbericht der Bundesnetzagentur zu Netz- und Sicherheitsmaßnahmen für das erste Quartal 2018 wird deutlich, dass die neue Thüringer Strombrücke Engpässe beseitigt und damit Redispatchkosten gesenkt hat. Insgesamt wurden im ersten Quartal 3,23 Milliarden kWh Strom angefordert. Dies umfasst sowohl die Erhöhung und Drosselung von Marktkraftwerken (1,05 Mrd. kWh) als auch den Einsatz von Reservekraftwerken (625 Mio. kWh). Im ersten Quartal 2017 lag der Wert bei 9,89 Mrd. kWh. Hauptursache sei vor allem der Ausbau des Netzes an der Kuppelleitung zwischen der 50 Hertz- und der Tennet-Regelzone („Thüringer Strombrücke“) und dem Rückgang sowie der effizienteren Redispatcheinsatzplanung durch die vier Übertragungsnetzbetreiber, so die Behörde.
Mehr Einspeisemanagement durch Offshore-Parks
Die Kosten für Redispatch-Maßnahmen beziffert die BNetzA nach ersten Schätzungen der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) auf 82,3 Mio. Euro. Zum Vergleich: im ersten Quartal 2017 lagen sie bei 299 Mio. Euro, im vierten Quartal 2017 bei 164 Mio. Euro.
Erhöht hingegen haben sich die Einsätze nach Einspeisemanagement. wurden im ersten Quartal 2018 durch die ÜNB und Verteilnetzbetreiber (VNB) rund 1,97 Mrd. kWh an Ausfallarbeit von EEG- und KWK-Anlagen gemeldet. Im ersten Quartal 2017waren es noch 1,4 Mrd. kWh. Im vierten Quartal 2017 lag der Wert aber bei 2,31 Mrd. kWh. Die Zunahme der Einsman-Maßnahmen ist laut Bundesnetzagentur insbesondere auf die weitere Inbetriebnahme von Offshore-Windparks im Jahr 2017 zurückzuführen, die zu einer Überlastung der Leitungen im Emsland führte.