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Netzausbau

Bayern will Südlink - aber nicht dahoam

Doch worum geht es eigentlich? Südlink ist ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW und ist nach deren Angaben mit insgesamt rund 800 Kilometern Länge das größte Infrastrukturprojekt der Energiewende. Die Leitung mit einer Übertragungskapazität von insgesamt vier Gigawatt soll nach Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke ab 2022 Windstrom aus dem Norden Deutschlands nach Süden transportieren.

Innerhalb des Vorhabens sind derzeit zwei Verbindungen – zwischen Wilster bei Hamburg und Grafenrheinfeld in Bayern sowie zwischen Brunsbüttel in Schleswig-Holstein und Großgartach in Baden-Württemberg – mit je zwei Gigawatt in den Bundesbedarfsplan aufgenommen worden. Im Februar 2014 hatten Tennet und TransnetBW einen ersten Trassenkorridorvorschlag für die Südlink-Verbindung von Wilster nach Grafenrheinfeld vorgestellt, um den sich nun die Auseinandersetzung dreht. Im Dezember 2014 hatte Tennet dann den Antrag auf Bundesfachplanung der Bundesnetzagentur übergeben und damit den Startschuss für das Eröffnen des offiziellen Planungs- und Genehmigungsverfahrens geschaffen.

Protest allerorten

Überall an der geplanten Strecke bildeten sich Bürgerinitiativen, die zum Teil die komplette Trassenführung ablehnten oder Erdverkabelung forderten. Dabei ganz vorn dabei: Ilse Aigner, die nach dem Abschluss des bayerischen Energiedialogs mitteilen ließ, dass es rein technisch natürlich möglich sei, die Versorgung Bayerns ohne die umstrittenen Trassen Südlink und Südostpassage, die von Thüringen nach Bayern führen soll, sicherzustellen. Denn eigentlich möchte die bayerische Regierung lieber Gaskraftwerke bauen, die sich aber derzeit nicht rechnen. „Die Frage, in welchem Maße Netzausbau notwendig ist, hängt davon ab, ob die Marktbedingungen für den wirtschaftlichen Betrieb und den Bau von Gaskraftwerken in Bayern angepasst werden“, sagte die . „Das ist eine Aufgabe für die Verhandlungen auf Bundesebene.“ Dabei dürfe es jedoch für Bayerns Bürger und vor allem für die Wirtschaft zu keinen Strompreissteigerungen kommen. „Zwei neue Trassen“, so die Ministerin, „werden für Bayerns Versorgung nicht gebraucht.“ Grundsätzlich unterstrich Aigner, dass Leitungen nur dann gebaut werden, wenn sie für die Versorgung notwendig seien und nicht etwa für den Export von Überschussstrom.

Nicht vor meiner Haustür

Nun will sie doch den Südlink akzeptieren - nur nicht vor der eigenen Haustür. In einer am Wochenende bekanntgewordenen Stellungnahme zu den Netzausbauplänen der Bundesnetzagentur plädiert das bayerische Wirtschaftsministerium für die Verschiebung der Trasse nach Westen. Sie soll demnach nicht ins unterfränkische Grafenrheinfeld führen und von dort weiterverteilt werden, sondern direkt nach Baden-Württemberg – mit einem Zweig ins bayerisch-schwäbische Gundremmingen.

„Das ist erhellend in zweifacher Sicht. Zum einen anerkennt damit auch die Staatsregierung die Notwendigkeit der Leitung und zeigt zum anderen, dass sie sie bloß nicht auf bayerischem Grund haben will - pure Sankt-Florians-Politik“, kritisiert der bayerische Grünen-Politiker Franz-Josef Fell. Statt die Nachbarbundesländer gegen sich aufzubringen, solle sich die Staatsregierung lieber für eine Erdverkabelung einsetzen.

Alles auf null?

Wie auch immer der Streit ausgeht: Geplant ist eigentlich, die Bundesfachplanung für beide Vorhaben bis 2016/17 zu durchlaufen, an deren Ende die Bundesnetzagentur einen 1.000 Meter breiten Trassenkorridor verbindlich festlegt. Doch Tennet-Geschäftsführer Lex Hartmann warnt jetzt vor Verzögerungen, sollte sich Aigner durchsetzen: „Neue Endpunkte für eine Leitung bedeuten: Die Netzbetreiber müssen den Netzentwicklungsplan neu rechnen“, sagt Hartmann gegenüber Spiegel online. Insgesamt könne ein solches Verfahren mehrere Jahre dauern. "Damit setzen wir die bisherigen Planungen für die Trasse praktisch auf null", moniert Hartmann. (Katharina Wolf)