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Kieler Oberbürgermeister im Interview

Über Dieselfahrverbot und die Mobilitätswende

Herr Kämpfer, drohen Diesel-Fahrverbote in Kiel?

Ulf Kämpfer: Wir haben einen der am stärksten belasteten Messpunkte in Deutschland, damit sind wir auf Platz 7. Allerdings ist das ein schmaler Abschnitt von 200 Metern einseitig. Das schleswig-holsteinische Umweltministerium arbeitet mit uns an einem Luftreinhaltungsplan. Ich bin voller Hoffnung, dass wir den Stickoxidgrenzwert relativ schnell einhalten können und ohne weitreichende Fahrverbote auskommen. Aber einen Entwurf gibt es noch nicht und das zeigt das Dilemma zwischen verschiedenen umweltpolitischen Zielen: Jetzt hat man mehr Stickoxide, weil man weniger Feinstaub haben wollte, weil Diesel heißer verbrennt. Wenn alle von Diesel auf Benziner umsteigen, ist das für die CO2-Bilanz schwieriger. Es gibt eine Menge Zielkonflikte.

Benziner statt Diesel wären also keine Lösung?

Ulf Kämpfer: Nein, und auch die Software-Updates für Diesel, die ja sinnvoll und zwingend sind, führen dazu, dass bestimmte Energie-Parameter sich verändern, der Verbrauch höher wird, was CO2-mäßig nicht so prima ist.

Aber haben Sie dann andere Ideen?

Ulf Kämpfer: Ich glaube, den Schwung der Stickoxid-Debatte müssen wir nutzen, um überhaupt über Verkehr in Städten nachzudenken. 48 Millionen PKW stehen 23 Stunden am Tag herumstehen, dann fährt im Zweifel nur einer pro Auto. Deswegen die Frage: Wie schaffen wir es insgesamt, einen umwelt- und menschenfreundlicheren Verkehr in die Städte zu kriegen?

Werden Elektrifizierung und Wasserstoff eine Rolle spielen?

Ulf Kämpfer: Ja, in Deutschland kommen wir ja insgesamt von relativ niedrigem Niveau. Ausgelobt durch die Landesregierung wollen wir in Kiel Modellregion Elektromobilität werden – wobei damit saubere Mobilität insgesamt gemeint ist, also zum Beispiel auch Wasserstoff. Wir schaffen in diesem Jahr 27 Hybridbusse an und dann ab 2019 die erste Marge Elektrobusse, die dann zum Standard werden sollen. Wir versuchen bei uns selbst als Stadt, Seehafen und so weiter, die Flotte möglichst schnell zu elektrifizieren und bei Hochschulen, Autohändlern, Stadtwerken eine Offenheit für Elektromobilität zu schaffen. Wir investieren in die Ladeinfrastruktur, wollen das auch nicht als rein staatliches Projekt begreifen, sondern mit Akteuren prüfen: Was kann man zur Förderung der Elektromobilität beitragen? Interview: Nicole Weinhold

Mehr zum Thema Verkehrswende in der Stadt gibt es auf dem Windbranchentag Schleswig-Holstein am 18.4., wo Oberbürgermeister Ulf Kämpfer über die Energiewende in der Stadt diskutieren wird.