Mit einem ehrgeizigen Projekt treiben die Stadtwerke Trier die kommunale Energiewende voran: Auf dem Gelände einer stillgelegten Kartonagenfabrik im Norden der Stadt entsteht bis Ende 2022 der CO2-neutral und energieautarke Energie- und Technikpark Trier. Dann werden künftig alle technischen Abteilungen, der Betriebshof und die Verwaltung der Stadtwerke sowie der Stadtverwaltung mit insgesamt 450 Mitarbeitenden am neuen Standort beheimatet sein.
Begonnen hatte alles 2013: „Wir hatten uns seinerzeit vorgenommen, unser dortiges Hauptklärwerk klimaneutral zu machen“, erinnert sich Arndt Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke Trier (SWT). Dabei fiel der Blick auf die Fläche der angrenzenden Kartonagenfabrik, 43.000 Quadratmeter groß und schon seit geraumer Zeit nicht mehr in Betrieb, aber Hallen und Gebäude waren noch intakt. Die Idee: Dort kann ein klimaneutraler Standort für den Betriebshof und den Fuhrpark der Stadtwerke mit Verwaltung entstehen, der sich selbst mit Energie versorgt und so gestaltet ist, dass er ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Ansprüchen gerecht wird. 2014 startete das komplexe Projekt mit dem Umbau der Kläranlage.
Vom Klärwerk zum Kraftwerk
Rund acht Millionen Kubikmeter kommunaler Abwässer reinigt das Hauptklärwerk jährlich. Der Energieeinsatz dabei war früher enorm. „In den letzten Jahren konnten wir durch eine Effizienz-Initiative den Stromverbrauch bereits um rund 20 Prozent senken“, sagt SWT-Architekt Christian Reinert. Parallel dazu wurde die Stromerzeugung durch zwei Blockheizkraftwerke ausgebaut, Photovoltaik-Anlagen auf nutzbare Dachflächen montiert und eine Wasserkraftanlage in den Wasserablauf zur Mosel eingebaut.
„So konnten wir die Anlage vom größten kommunalen Energiefresser zu einem Energie-Plus-Klärwerk ertüchtigen“, sagt Geschäftsführer Müller. Seit 2016 versorge die Anlage nicht nur sich selbst CO2-neutral, sondern auch andere. Ein künstliches neuronales Netz regelt die Stromproduktion und den Verbrauch in Echtzeit. „Die Energiewende werden wir nur mit Gehirnschmalz lösen“, unterstreicht Arndt Müller. Es gehe um das Zusammenbinden von Technik zu smarten Lösungen. Dabei kommt auch künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Mehr als ein Energieeffizienz-Konzept
Die Überschussenergie aus dem Hauptklärwerk bildet nun eine wichtige Säule der Energieversorgung des Energie- und Technikparks nebenan. Als weitere Säulen wurden auf den Dachflächen der Gebäude und Hallen Photovoltaikanlagen installiert und bei der Sanierung der Gebäude ein besonderes Augenmerk auf niedrigen den Energieverbrauch gelegt.
Um die Nachhaltigkeit weiter zu verbessern setzen die Stadtwerker auf einen ökoeffektiven Umbau. „Wir haben unseren Blick geweitet und das Gelände einschließlich der Bestandsgebäude insgesamt einer wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Betrachtung unterworfen, bei der Ressourcen geschont werden“, sagt Arndt Müller. So wurde für den Ausbau nur Holz aus der Region als klimaneutraler Baustoff eingesetzt, der auf kurzen Transportwegen zur Baustelle gebracht werden konnte. „Wir haben insgesamt bei dem eingesetzten Material darauf geachtet, dass dieses nach einem Einsatz im Energie- und Technikpark gleichwertig weiter- oder wiederverwendet werden kann“, sagt Christian Reinert.
Ende 2022 sollen die Umzüge in den Energie- und Technikpark zunächst einmal abgeschlossen sein. Aber für die Zukunft gibt es schon Pläne: „Wir konnten in der Zwischenzeit eine weitere angrenzende Fläche in einer Größe von 27.000 Quadratmetern erwerben“, blickt SWT-Geschäftsführer Arndt Müller in die nahe Zukunft. „Die werden wir ebenfalls klimaneutral entwickeln und dann vor allem privaten und gewerblichen Nutzern zur Verfügung stellen.“ (kw)
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