Die Süd-Chemie AG hat mit dem Bau einer Demonstrationsanlage in Straubing zur Produktion von Bioethanol aus Stroh begonnen. Die nun projektierte Anlage wird gegenüber dem Vorhaben der ersten Ankündigung vor einem Jahr um die Hälfte kleiner. Im August 2010 war noch von einer Demonstrationsanlage, die 2.000 Tonnen (rund 2,5 Millionen Liter) Bioethanol aus Weizenstroh produzieren soll, die Rede. Jetzt sollen es rund 1.000 Tonnen werden. Grund ist laut Süd-Chemie-Sprecher Jochen Orlowski: "Wir haben festgestellt, dass auch 1.000 Tonnen reichen, um die Skalierbarkeit des Verfahrens zu demonstrieren." Die Demonstrationsanlage soll Grundlage für Fabriken sein, die 100.000 bis 150.000 Tonnen Bioethanol pro Jahr herstellen können.
Das Herstellungsverfahren der Süd-Chemie, dem das Unternehmen den Namen sunliquid-Verfahren gab, unterscheidet sich nach Angaben der Münchener in zwei Punkten von anderen Verfahren zur Herstellung von Bioethanol der zweiten Generation. Zum einen produziert die Süd-Chemie die notwendigen Enzyme selbst. Sie ist also nicht auf andere Hersteller angewiesen. Dadurch sollen die Produktionskosten sinken.
Zum anderen werden im sunliquid-Verfahren sowohl Zellulose als auch Hemizellulose zu Ethanol umgesetzt. Süd-Chemie-Sprecher Jochen Orlowski: „Wir haben dadurch eine rund 50 Prozent höhere Ausbeute als Verfahren, die nur Zellulose zu Ethanol umsetzen.“
Der Kraftstoff wird in vier Stufen gewonnen. Nach einer Vorbehandlung des Materials spalten Enzyme in der zweiten Stufe die Vielfachzucker Zellulose und Hemizellulose auf. Durch Fermentation der Zucker wird in der dritten Stufe Ethanol gewonnen, der wird in der vierten Stufe abgetrennt.
Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von rund 28 Millionen Euro. Die Bayerische Staatsregierung und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) steuern jeweils rund 5 Millionen Euro bei. Für Ende 2011 ist der Produktionsbeginn vorgesehen. (Dittmar Koop)