Montagabend: eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute steht auf dem kleinen Bahnsteig in Husum und schaut sich Orientierung suchend um. Ja, auch das gehört seit einigen Jahren zur "Familienmesse" der Windbranche. Zuletzt hatten asiatische Aussteller 2012 eine ganze Halle gefüllt. Allerdings gab es da noch nicht den Zusammenschluss mit der neuen internationalen Leitmesse Hamburg Wind Energy. Die Abmachung sieht nun vor, dass die Husum Wind künftig als nationales Event ausgetragen wird. Im Vorfeld, so war zu hören, hatten die Hamburger und auch die großen, internationalen Aussteller die Betonung der nationalen Ausrichtung in Husum etwas vermisst. Offenbar mussten nicht nur die Husumer sich erst an die neue Aufteilung gewöhnen. Zu hören war auch beim Messerundgang von dem einen oder anderen Aussteller, dass ihre internationalen Kunden und Kollegen - auch aus Asien - nicht auf das Event mit dem typisch nordfriesischen Flair verzichten wollten.
Willkommen zuhause, so das Motto der Messe. Das war schon sehr passend. Die Stimmung war ausgesprochen gut trotz der schwierigen politischen Rahmenbedingungen, die die Bundesregierung der Branche aufdiktiert hat - massive Degression, Direktvermarktung, Ausschreibungen. Ob die Stimmung nicht auch ein Stückweit so gut war, weil man sich mit den alten Weggefährten an gemeinsame Zeiten erinnern konnte? Gute Zeiten müssen das nicht immer gewesen sein. Einige "Urgesteine" der schleswig-holsteinischen Windkraft wie Klaus Rave (u.a. GWEC-Präsident) führten ihren Zuhörern passenderweise vor Augen, dass die Grassroot-Bewegung der ersten Windkraft-Landwirte an der Küste hart für ihre Anerkennung kämpfen musste.
Gleichwohl waren die neuen Herausforderungen durch Netzintegration, Energiemarktdesign und Ausschreibungen das große Messethema. Im Rahmen einer VDMA-Pressekonferenz erklärte Senvion-Chef Andreas Nauen, bezüglich des Themas Offshore im Eckpunktepapier zu Ausschreibungen sei es wichtig zu wissen, wie oft und wie viel ausgeschrieben werde. "Jetzt sind wir endlich da, dass wir in großer Stückzahl bauen können", so Nauen. Das dürfe nicht gefährdet werden. GE-Windchef Andreas von Bobart sprach für die Onshore-Windkraft. Er verwiese darauf, dass "die Regionalisierung wichtig ist, weil das System nur durch dezentrale Versorgung hergestellt werden kann." Das in den Eckpunkten vorgestellte Referenzertragsmodell, das für Gerechtigkeit zwischen den windigen und weniger windigen Standorten sorgen soll, müsse optimiert werden.
(Nicole Weinhold)