Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Partikelfilter-Skandal

E-Mobilität: Rettung für VW?

Nach neuen Plänen von Konzernchef Matthias Müller soll Volkswagen massiv in Richtung E-Mobilität umgebaut werden. Bei der Vorstellung der neuen Unternehmensstrategie bis zum Jahr 2025 sagte er, VW werden in den nächsten neun Jahren einen zweistelligen Milliardenbetrag in die Neuausrichtung investieren. VW will in der Zeit mehr als 30 neue Elektromodelle entwickeln und pro Jahr zwei bis drei Millionen Stück verkaufen. Müller hält es für denkbar, dass schon in etwa zehn Jahren auf dem Weltmarkt jeder vierte Neuwagen rein batteriebetrieben sein wird. Wie Daimler will auch VW den Einstieg in die Batterieproduktion mit dem E-Mobile-Bau verbinden. Die Daimler-Tochter Accumotive baut in Kamenz Akkus. Im März gab Daimler bekannt, weitere 500 Millionen Euro im sächsischen Kamenz für eine zusätzliche Fabrik für die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus zu investieren. Mit den Batterien werden Elektro- und Hybridfahrzeuge der Marken Mercedes-Benz und Smart ausgestattet.

VW ist noch nicht so weit, will nun aber offenbar den Anschluss nicht gänzlich verlieren. E-Mobilität soll bei VW also nicht länger nur das Feigenblatt für Journalisten auf der IAA sein, sondern endlich ernsthaft angegangen werden. Mit der Neuausrichtung reagiert der Autokonzern auf einen sich wandelnden Automobilmarkt, der in Richtung alternative Antriebe und Digitalisierung geht - und von daher nicht mehr nur von den klassischen Autobauern besetzt wird, sondern auch von Technologie-Unternehmen wie Google und Apple. Hinzu kommt wohl auch der Abgas-Skandal, der den Konzern in eine schwere Krise gestürzt hatte. VW hatte mit einer Software Abgastests bei Millionen von Dieselfahrzeugen manipuliert. Nun sei laul Müller die Bereitschaft für Veränderungen im Konzern deutlich gewachsen. Der Förderbeschluss der Bundesregierung für E-Mobilität von April öffnet zudem den deutschen Automarkt für die elektrischen Antriebe.

Allerdings hat VW sehr lange die Augen vor dem Wandel verschlossen. Andere Autobauer sind da schon wesentlich weiter. Elon Musk, der CEO von Tesla Motors, hat im April den Tesla Model 3 vorgestellt, der mit 35.000 US-Dollar weniger als halbsoviel kostet wie die bisherigen luxuriösen Elektrofahrzeuge des Unternehmens. Die Auslieferungen erfolgt Ende 2017. Für das Model 3 liegen schon rund 400.000 Reservierungen vor.

Auf dem Autosalon in Paris im September will Mercedes einen elektrisch betriebenen SUV präsentieren und damit der Premiumklasse von Tesla, Model X, Konkurrenz machen. Und auch Chinas Autobauer schlafen nicht, wenn es um elektrisch betriebene Fahrzeuge geht. Der Autodesigner Beijing CH-Auto will mit dem Ableger Qiantu Motor will schon 2017 den Sportwagen K50 auf den Markt bringen. Der Startpreis soll dem Preis eines Tesla Model X entsprechen. Qiantu will eine Kohlefaser-Karosserie verwenden - wie BMW beim i8. Bis 2020 sollen 15 Prozent des chinesischen Elektroauto-Marktes erobert werden und 450.000 Autos die Fabrik verlassen. Chinas Regierung fördert E-Mobilität massiv, um Luftverschmutzung und Smog zu reduzieren. Der Markt soll sich bis 2025 auf drei Millionen Elektroautos verzehnfachen.

Technologisch ist für Autobauer das Thema Brennstoffzelle zudem top aktuell. Nissan will seine führende Marktposition bei Elektroautos mit einem neuartigen Brennstoffzellenantrieb ausbauen. Die japanische Renault-Tochter setzt dabei auf Methanol als Treibstoff für ein Brennstoffzellenfahrzeug. Das Methanol wird im Fahrzeug in Wasserstoff umgewandelt. Neu ist zudem eine Festoxid-Brennstoffzelle, die ohne teure Katalysatoren wie Platin auskommt. Ein weiterer Japaner hat hier die Nase vorn. Toyota startete bereits Ende 2015 den Verkauf des Brennstoffzellen-Autos Mirai in Deutschland.

Kurzum: Forschung und Entwicklung auf diesem Feld sind inzwischen weit vorangeschritten. Es wird nicht leicht für VW, sich hier einen Platz zu erkämpfen. (Nicole Weinhold)